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Hettstedt Hettstedt: Augenärzte nehmen keine neuen Patienten an

Von katharina thormann 19.09.2012, 17:11

hettstedt/vatterode/MZ. - Ein Optiker aus Mansfeld hatte ihm das ans Herz gelegt. "Er sagte, ich habe einen Ansatz zum grauen Star. Und jetzt untersucht mich keiner. Ich weiß nicht mehr, was ich noch machen soll. Ich bin wirklich verzweifelt", sagt Wurzler. Zumal der 77-Jährige keine weiten Wege nach Halle oder Sangerhausen zu anderen Praxen auf sich nehmen kann.

Nur Notfälle werden behandelt

Wurzler geht es da wie vielen anderen Betroffenen in Hettstedt. Auch ihr Weg endet in der einzigen Augenarztgemeinschaftspraxis in der Schillerstraße an der Rezeption. "Wir können neben unserem Patientenstamm nur noch Notfälle behandeln", bestätigt Ralf Vogt. Der promovierte Augenarzt ist selbst nicht glücklich mit der Situation. "Wir sind an unserer Kapazitätsgrenze angelangt und behandeln schon teilweise ein Drittel mehr Patienten als für uns vorgegeben ist. Allein heute haben wir zu zweit schon 110 Patienten behandelt und die Sprechstunde ist noch nicht um", beklagt Vogt.

Das Problem? Es kommen schon seit langem auch an den Augen Erkrankte aus umliegenden, noch schlechter versorgten Regionen wie Aschersleben. "Es ist aber auch ein Problem der Altersstruktur. Die Planstellen werden nach der Einwohnerzahl berechnet. Hier sind viele junge, gesunde Menschen aber weggezogen. Das verzerrt die Berechnung", erklärt Vogt. Nur bedingt Glück hat da jeder, der schon in der Kartei steht. Momentan vergeben die Schwestern selbst für diese Patienten erst Termine im Februar kommenden Jahres.

Medizinernachwuchs fehlt

"Es gibt im Bereich der Augenärzte in mehreren Regionen in Sachsen-Anhalt ein Problem", bestätigt eine Sprecherin von der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) in Sachsen-Anhalt. Bisher gehöre Hettstedt aber nicht zu den akuten Gegenden. "Wir werden das Problem aber beobachten", heißt es von der KV auf MZ-Nachfrage. Aber selbst wenn sich irgendwann ein Mangel herausbilden sollte, fehlen die Mediziner für Augenheilkunde. Schon jetzt sei es schwierig Nachfolger zu finden für Ärzte, die in den Ruhestand gehen.

Im Mansfelder Land praktizieren derzeit sechs Augenärzte, neben den zwei in Hettstedt auch zwei in Eisleben, einer in Röblingen am See und einer in Helbra. Der Vatteröder Erhardt Wurzler hatte Glück. Inzwischen hat er einen Termin in Helbra bekommen und hofft, schnell behandelt zu werden.