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Fürs Gemüse nicht geeignet Fürs Gemüse nicht geeignet: Brunnen im Raum Sangerhausen stark mit Nitrat belastet

Von Helga Koch 23.07.2015, 07:37
Harald Gülzow untersuchte das Wasser im Labormobil.
Harald Gülzow untersuchte das Wasser im Labormobil. Maik Schumann Lizenz

Sangerhausen - Viele privat genutzte Brunnen im Raum Sangerhausen - Allstedt - Kelbra sind stark mit Nitrat belastet. Zu diesem Ergebnis kommt der Physiker Harald Gülzow vom Verein VSR Gewässerschutz. Er hat das Wasser aus 86 privaten Brunnen untersucht. „In über der Hälfte der Brunnen lag die Nitratkonzentration oberhalb des Grenzwertes der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter.“ Damit ist dieses Wasser tabu: zum Trinken, zum Befüllen von Fischteichen oder zum Gießen von Pflanzen, die als Nahrung dienen.

Die Europäische Gemeinschaft hat im Jahr 1991 eine Richtlinie zum Schutz der Gewässer vor Verunreinigung durch Nitrat beschlossen. 2013 hat die EU-Kommission ein Vertrags-verletzungsverfahren gegen die Bundesrepublik Deutschland wegen zu hoher Nitratwerte eingeleitet hat, es läuft. 2014 wurde Deutschland deshalb erneut ermahnt. Im Juni 2015 hat das Bundesagrarministerium einen Gesetzentwurf zur Änderung des Düngegesetzes vorgelegt. (hko)

Nitrat ist in hoher Konzentration vor allem für Babys unter einem halben Jahr gefährlich, weil es den Sauerstofftransport im Blut behindert. Außerdem gilt es in höherer Konzentration als krebserregend. Die Nitratrichtlinie der Europäischen Union schreibt deshalb den maximal zulässigen Höchstwert von 50 Milligramm je Liter vor.

Die höchste Belastung weist ein Brunnen in Sotterhausen auf, in dem mit 202 Milligramm je Liter sogar das Vierfache des gesetzlichen Grenzwerts gemessen worden ist. Doch ein Einzelfall ist das keineswegs. Hohe Belastungen wurden beispielsweise noch in Wolferstedt 149, in Einzingen 176 oder in Wallhausen mit 180 Milligramm je Liter festgestellt.

Während die privaten Brunnen Oberflächenwasser führen, steigt mittlerweile aber auch der Nitratwert in den weit tiefer liegenden Grundwasservorkommen. Ein bundesweites Problem der meisten Trinkwasserversorger.

Die stellvertretende Geschäftsführerin des Wasserverbands Südharz, Heike Müller, bestätigt: „Wir nähern uns immer mehr dem Grenzwert.“ Der ist zum Beispiel in Sangerhausen sowie den umliegenden Orten schon bald erreicht. Doch hier lässt sich das Problem mit der geplanten Umstellung auf Fernwasser aus der Rappbodetalsperre lösen; voraussichtlich 2017. „Wir hoffen“, sagt Müller, „dass wir beim Fernwasser kein Nitrat-Problem bekommen.“

Anders ist es in Edersleben. Das Trinkwasser enthält 46 Milligramm Nitrat je Liter. Der Wasserverband kauft es vom Kyffhäuser Abwasser- und Trinkwasserverband (KAT) mit Sitz in Artern. Wie Müller sagt, ist es „Aufgabe des KAT, das Wasser in entsprechender Qualität zu liefern. Wir behalten die Nitratwerte im Blick. Falls sie nicht mehr stimmen, würden wir Alternativen prüfen.“ Da lasse sich aber nicht sofort was ändern.

Hauptursache der steigenden Nitratwerte ist die Überdüngung der Felder. „Wir haben schon mit Landwirtschaftsbetrieben gesprochen, waren vor Ort, versuchen zu sensibilisieren“, sagt Müller. Die Agrarbetriebe hielten sich an die Düngepläne und würden von den Behörden kontrolliert, wie es die Düngemittelverordnung verlangt. Doch selbst die geplante Gesetzesverschärfung reicht Experten zufolge nicht aus. (mz)