Gewerbe in Gerbstedt Gewerbe in Gerbstedt: Apotheker an Parkinson erkrankt

Gerbstedt/MZ - Das Smartphone neben dem Laptop auf dem Schreibtisch läutet. „Meine Erinnerung“, sagt der Gerbstedter Apotheker Martin Kuminek in seinem Bürostuhl sitzend und zeigt das Display des Smartphones: „Zeit, Ihre Medikamente einzunehmen“ steht da. Seine Sekretärin schenkt ihm ein Glas Wasser ein und reicht die Tabletten.
Der 70-Jährige ist an Morbus Parkinson erkrankt. Seine Medikamente nimmt er tagsüber alle zwei Stunden ein. Wenn er sie vergessen würde, hätte es wie er sagt schlimme Folgen. „Spätestens nach einer Stunde könnte ich mich auf dem Stuhl hier nicht mehr bewegen.“ Die Hände würden verkrampfen, in die sogenannte Pfötchen-Haltung gehen, die Beine taub werden. „Es ist schlimm, wenn man nicht das machen kann, was man will.“ Bei ihm geht die Krankheit mit einem Riechverlust einher. „Nur noch ganz intensive Gerüche, kann ich wahrnehmen.“ Er habe Gehschwierigkeiten, benötige oft Hilfestellung. Das für Parkinson-Erkrankte charakteristische Symptom des Zitterns hat er nicht.
Adler-Apotheke sein Lebenswerk
Dass er gesundheitlich angeschlagen ist, hat ihn zu einem für ihn schmerzlichen Schritt bewegt: „Ich werde meine Apotheke zum Ende des Jahres abgeben“, sagt er. Seit mehr als 40 Jahren übt er den Apothekerberuf mit Leib und Seele aus und ist fast genau so lange Leiter der Adler-Apotheke in Gerbstedt. „Sie ist mein Lebenswerk.“ Kuminek bleibt Besitzer des Hauses. Das Geschäft verpachtet er an einen Apotheker aus Höhnstedt. „Und keiner der Mitarbeiter wird entlassen“, sagt er. Das Wohl seiner Mitarbeiter sei ihm schon immer wichtig gewesen.
Dass er seinen Beruf aufgeben muss, hat ihn gleichzeitig zu einer zweiten Entscheidung bewogen: „Ich will einen Gesprächskreis für Parkinson-Erkrankte in und um Gerbstedt bilden.“ Weil er selbst Betroffener ist, kenne er das Schicksal der Menschen, die unter der Krankheit leiden. Er könne sachkundig Auskunft geben. „Außerdem habe ich als Ehrenbürger von Gerbstedt nicht nur Rechte, sondern auch Pflichten“, so Kuminek. Die Pflicht, sich für die Bürger der Stadt zu engagieren.
Einladung zum Bundespräsidenten
Der 70-Jährige ist nicht nur mit Leib und Seele Apotheker, sondern kämpft seit vielen Jahren mit viel Ehrgeiz für das Wohl der Stadt Gerbstedt und der Bürger, die dort leben. Fast 30 Jahre war er als Stadtrat tätig. Zudem habe er sich wie selbstverständlich, an vielen Vorhaben der Stadt auch finanziell beteiligt, schreiben Bürgermeister Siegfried Schwarz und die Ortschaftsbürgermeisterin Barbara Höhndorf im Gerbstedter Boten. Für sein jahrelanges Engagement auf vielen Ebenen wurde Kuminek für kommenden Wochenende vom Bundespräsidenten Joachim Gauck zum Bürgerfest ins Schloss Bellevue eingeladen.
Für das Vorhaben des Gesprächskreises hat der 70-Jährige finanziell vorgesorgt. Zur Feier seines runden Geburtstages lud er mehr als 100 Gäste ein, mit einem ganz persönlichen Wunsch: Von Blumen und Geschenken abzusehen, sondern den geplanten Gesprächskreis finanziell zu unterstützen. „Eine stattliche Summe ist zusammengekommen“, sagt er. Davon sollen unter anderem Fahrten organisiert werden, in Kliniken oder als Ausflüge zu ausgewählten Zielen der Gemeinschaft, „um mal rauszukommen.“ Gemeinschaftserlebnisse seien etwas ganz Wichtiges. Außerdem will er behilflich sein, Behördengänge zu erledigen. „Die Betroffenen sollen das Gefühl haben, umsorgt zu werden und dass es möglich ist und sich lohnt, am öffentlichen Leben teilzunehmen.“