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Gefräßiges Ungeziefer Gefahr im Verzug: Wie die Walbecker Kirche vom Holzwurm befreit wurde

Von Tina Edler 20.07.2021, 11:15
Uwe Krell von der Schädlingsbekämpfungsfirma Groli aus Dresden bereitet das Begasungsgerät für den Einsatz in der Walbecker Kirche vor.
Uwe Krell von der Schädlingsbekämpfungsfirma Groli aus Dresden bereitet das Begasungsgerät für den Einsatz in der Walbecker Kirche vor. (Foto: Jürgen Lukaschek)

Walbeck/MZ - Klein und unscheinbar sieht der Holzwurm aus. Doch die Schäden, die er hinterlässt, sind massiv. Vor allem durch das hölzerne Innere einer Kirche frisst sich das Ungeziefer ungeniert durch. „In Walbeck war das sehr auffällig. Dort war er bereits im Deckengebälk drin und griff die Bausubstanz an“, sagt Sebastian Bartsch.

Als Pfarrer der Kirchengemeinde St. Jakobi Hettstedt ist er auch für die im Ortsteil zuständig. Damit das Gotteshaus aber nicht Opfer der kleinen, gefräßigen Holzwürmer wird, war nun die Spezialfirma Groli aus Dresden im Einsatz, die das Innere der Kirche begast und somit vom Ungeziefer befreit hat.

Gas zur Bekämpfung der Schädlinge

Dafür wurde ein spezielles Gas genutzt, das das Metall nicht angreift und sich schnell verflüchtigt, erklärt Bartsch. „Also ideal für Gebäude ist, in denen häufig Menschen ein und aus gehen.“ Bereits 2019 war ein Gutachten für alle Kirchen der Gemeinde erstellt worden, nachdem Fraßspuren in Holzteilen entdeckt wurden. In Walbeck seien die Schäden besonders auffällig und bereits „Gefahr in Verzug“ gewesen, sagt Bartsch. Coronabedingt konnten die Arbeiten aber erst jetzt durchgeführt werden.

Die Schädlingsbekämpfer aus Dresden mussten in der St.-Andreas-Kirche allerdings mit zweierlei Methoden ans Werk gehen. Während das Kirchenschiff abgeklebt und begast werden konnte, wurden die Balken im Dach und im Turm manuell mit einem Flüssigstoff bepinselt. Denn das Gotteshaus, das sich auf dem Gelände hinter dem Sonnenschloss Walbeck befindet, konnte nicht vollends abgedeckt werden, da es schwer zugänglich ist, sagt Bartsch.

„Die Luthergedenkstätten haben zum Beispiel Schnitztüren vorbeigebracht“

„Wir sind sehr zufrieden mit der Arbeit“, fasst er am Ende zusammen. Drei Tage lang haben die Spezialisten die Kirche begast und bereits nach dem ersten Tag sei der Holzwurm tot gewesen. Zur abschließenden Kontrolle folgt noch ein Holzschutzgutachten. Dabei wurde nicht nur die Kirche selbst behandelt. Die unterschiedlichsten Holzgegenstände und Figuren aus anderen Einrichtungen in Sömmerda, Wimmelburg und Hettstedt waren in das Gotteshaus gebracht worden, um ebenfalls vom Ungeziefer befreit zu werden.

„Die Luthergedenkstätten haben zum Beispiel Schnitztüren vorbeigebracht“, sagt Bartsch. Besonders stolz sei man, dass eine historische Renaissancedecke, bestehend aus vielen mit Ornamenten verzierten Tafeln, von der Ascherslebener Wohnungsgesellschaft zur Schädlingsbekämpfung in die Walbecker Kirche gebracht wurde: „Das sind richtige Schätze. Sowas sieht man nicht jeden Tag“, sagt Bartsch. Mittlerweile sind alle Holzstücke aber wieder abgeholt und an ihren Ursprungsorten. Insgesamt 23.000 Euro haben die Arbeiten gekostet. Der Großteil des Geldes stammt von der Evangelischen Gemeinde St. Jakobi Hettstedt, ein weiterer Teil vom Evangelischen Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda, so Bartsch.