Bildungsangebot Ganz schön ausgeschlafen: Schüler holen Wissen im Sommerlerncamp in Gorenzen nach
Viele Kinder entscheiden sich für ein Lerncamp in den Sommerferien, um ihre Leistungen zu verbessern. Welchen Anteil das Land Sachsen-Anhalt an dieser Bildungsmöglichkeit hat, die auch in der Jugendherberge in Gorenzen angeboten wird.

Gorenzen/MZ. - In den Sommerferien beizeiten aus den Federn steigen – wer will das schon? Viele Mädchen und Jungen aus Sachsen-Anhalt haben sich ausgerechnet dafür entschieden. Sie besuchten oder besuchen derzeit einwöchige Lerncamps in Jugendherbergen – wie zum Beispiel Jolina und Kim. Die Mädchen, die sonst in der Sekundarschule Roßla unterrichtet werden, wollten ihre Leistungen in Englisch verbessern. Sie reisten in die Jugendherberge nach Gorenzen, in der sie auf Gleichgesinnte stießen. Vormittags saßen sie über Vokabeln, nachmittags genossen sie ihre freie Zeit.
Neben einer selbst verfassten Postkarte an ihre Eltern in englischer Sprache werden sie ein Zertifikat für die Teilnahme am Lerncamp mit nach Hause nehmen. Ausgehändigt wurde es ihnen am Freitagvormittag von Sachsen-Anhalts Bildungsministerin Eva Feußner (CDU). „Ich hoffe, dass ihr aus dem Lerncamp alle etwas für das neue Schuljahr mitnehmen könnt“, sagte sie.
Mit einem eigenen Landesprogramm – dem „Sondervermögen Corona Sachsen-Anhalt“ – hatte das Land die Grundlage geschaffen, damit nahtlos an die im vergangenen Jahr beendete Förderung des Bundes innerhalb des Aktionsprogrammes „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ angeknüpft werden konnte. Das Land bietet einer Presseinformation zufolge 67 fünftägige Ferienlerncamps in den Sommerferien an.
„Damit handelt es sich um die bislang größte Kapazität der seit den Sommerferien 2021 gestarteten und wiederkehrenden Lerncamps“, heißt es. Dieses Angebot richtet sich an Kinder der Klassenstufen 5 bis 10 von Sekundar-, Gemeinschafts- und Gesamtschulen. Die Camps sollen helfen, pandemiebedingte Lernrückstände in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Englisch zu reduzieren und nachteilige psychosoziale Auswirkungen zu kompensieren.
Fortführung abgesichert
Sie werden in Zusammenarbeit mit dem Landesverband Sachsen-Anhalt des Deutschen Jugendherbergswerkes und dem Landesverband der Volkshochschulen durchgeführt. Die Jugendherbergen in Gorenzen und Kelbra in Mansfeld-Südharz sowie die Kreisvolkshochschule Mansfeld-Südharz zählen laut Linda Salzer vom Deutschen Jugendherbergsverband Sachsen-Anhalt zu den verlässlichen Partnern.
Rund 2.400 Mädchen und Jungen nahmen bislang landesweit an 120 Lerncamps an verschiedenen Jugendherbergsstandorten teil. Die Nachfrage am Angebot sei ungebrochen. „Besonders auch für Schüler von Gymnasien“, weiß Salzer. Sie freut sich, dass die Fortführung der Camps, die auch in den Herbst- und Winterferien veranstaltet werden, bis einschließlich 2026 finanziell und logistisch abgesichert sind. Bis zu diesem Zeitpunkt würde es Kapazitäten von bis zu 470 Lerncamps für etwa 10.000 Schüler geben.
Evelyn Schomburg aus Wallhausen gab ihr Wissen in den zurückliegenden fünf Tagen den Kindern des Camps in Gorenzen im Fach Mathematik weiter. „Es war für mich anstrengend, hat aber auch Spaß gemacht“, resümierte sie am Ende der Woche. Die große Schwierigkeit bestand ihr zufolge im unterschiedlichen Wissensstand der Mädchen und Jungen.
Julia Hoffmann hatte im Fach Englisch vor den Schülern gestanden. Ihr Engagement kam nicht von ungefähr. Sie wollte mit ihrem Einsatz dazu beitragen, dass alle Kinder gleiche Bildungschancen bekommen. Für jeden ihrer Schützlinge hatte sie noch eine persönliche Anmerkung auf dem Zertifikat niedergeschrieben.
Sport und Spiel
Hannah Spaller und Vivienne Dassow, beide Studentinnen an der Martin-Luther-Universität in Halle, zählten zum Team, das für die Kinder die Freizeit gestaltete. Das weitläufige Gelände der idyllisch gelegenen Jugendherberge bot nach dem Unterricht viel Gelegenheit zu Sport und Spiel wie einem großen Fußballturnier. Erfrischung und Ablenkung fanden die Kinder nach einer sechs Kilometer langen Wanderung im Waldbad in Grillenberg.
Rundum zufrieden zeigte sich Karl. Der Zwölfjährige aus Roßlau blickte durchweg positiv auf die Woche in Gorenzen und geriet ins Schwärmen. Nachmittags hätten die Betreuer sehr viel mit den Kindern unternommen, so der Junge. „Ich habe auch gut geschlafen. Das Essen war cool. Und es standen sogar Blumen auf dem Tisch.“