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Freiesleben-Schacht bei Großörner Freiesleben-Schacht bei Großörner: Liegt der Deponie-Plan nun auf dem Müll?

Von Anja Förtsch 14.05.2017, 10:00
Die Halde am Freiesleben-Schacht bei Großörner wird seit einigen Jahren Stück für Stück abgetragen.
Die Halde am Freiesleben-Schacht bei Großörner wird seit einigen Jahren Stück für Stück abgetragen. Jürgen Lukaschek

Großörner - Eine Viertelstunde lang ließ Landesfinanzminister André Schröder (CDU) die Besucher der Informationsveranstaltung zu den Deponie-Plänen in Großörner am Donnerstagabend auf sich warten. Und eine weitere Viertelstunde verging mit Ausführungen zum Regierungsstart der Kenia-Koalition bis Schröder schließlich sagte, was alle 26 Gäste aufhorchen ließ: „Das Unternehmen hat das Plangenehmigungsverfahren zurückgezogen.“ Mit anderen Worten: Das Vorhaben, wonach die Wurzel HTS Baugesellschaft mbH Mansfeld die Halde in unmittelbarer Nähe des Dorfes wieder aufbauen will, „gibt es nicht mehr.“

Baufirma will Planfeststellungsverfahren anschieben

Das sei der aktuelle Stand laut Landkreis. Doch das Aufatmen der Deponie-Gegner könnte nur von kurzer Dauer sein. Denn das Unternehmen will offenbar einen neuen Anlauf starten, so Schröder. Die Firma wolle ein Planfeststellungsverfahren anschieben, noch im Vorfeld wolle sie das Vorhaben einer freiwilligen Umweltverträglichkeitsprüfung unterziehen.

Das Tauziehen um den Freiesleben-Schacht bei Großörner läuft bereits seit vergangenem Sommer, als bekannt wurde, dass das Unternehmen Wurzel HTS Baugesellschaft mbH Mansfeld plant, die Halde mit Schutt wieder aufzubauen. Dabei war diese erst in den vergangenen Jahren abgetragen worden. Beim Landkreis stellte die Firma einen Antrag auf Plangenehmigung für die Errichtung und den Betrieb einer Deponie. Bei den Bürgern rief das Vorhaben scharfe Proteste hervor, eine Bürgerinitiative gründete sich, 3.000 Unterschriften wurden gesammelt. Die Kritiker befürchten massive Auswirkungen auf die Umwelt, die Gesundheit der Bürger und die Lebensqualität im Ort, sollte die Deponie kommen.

„Das ist einfach nur ein Schachzug“, sagt Großörners Bürgermeister Bernd Hojenski. „Die Firma hat gemerkt, auf ihrem bisherigen Weg kommt sie nicht weiter, also hat sie das Verfahren zurückgezogen. Damit soll nur die Bevölkerung beruhigt werden.“ Dieser bisherig Weg sah laut Hojenski so aus, dass die Firma scheibchenweise immer weitere, kleine Grundstücke der Halde gekauft, ausgehöhlt und verfüllt hat. „Und das macht die Leute inzwischen einfach wütend.“

Zur Änderung der Strategie gehöre auch, dass die Firma die Art des Verfahrens ändern will. Anders als bei einem Plangenehmigungsverfahren muss bei einem Planfeststellungsverfahren nämlich jeder einzelne Anwohner befragt werden und sein Okay geben. Im Vorfeld eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchzuführen würde die Chancen auf eine Zustimmung der Großörner in den Augen der Firma erhöhen, ist sich Hojenski sicher.

Kita und Freibad befinden sich in unmittelbarer Nähe zur geplanten Deponie

„Ich sehe ja ein, dass ein privates Unternehmen Geld verdienen will und muss“, sagt der Bürgermeister. „Aber nicht zu Lasten der Bevölkerung. So, wie die Deponie geplant ist, ist sie mir zu dicht an der Bevölkerung.“ Schließlich würden aus Sicht Hojenskis tausende Lkw anrollen und Staub und Dreck würden, steht der Wind ungünstig, ins Dorf getragen. Außerdem dürfe man nicht vergessen, dass sich eine Kita und ein Freibad in unmittelbarer Nähe zur geplanten Deponie befinden. Nicht zuletzt handele es sich bei der Halde um ein Bergbau-Denkmal. Und: „Es wurde festgestellt, dass es schlichtweg keinen Bedarf für eine Deponie in dem Ausmaß gibt.“ Gute Gründe gegen die Pläne sind das genug - guter Dinge in der Sache ist Hojenski nach eigener Aussage trotzdem nicht. (mz)