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Familienunternehmen Familienunternehmen: Keine Feier ohne Meyer

Von detlef liedmann 13.09.2013, 11:37
In den Scootern sitzen von links: Christoph, Werner, Jörg, Heinz, Sebastian und Sylvana Meyer.
In den Scootern sitzen von links: Christoph, Werner, Jörg, Heinz, Sebastian und Sylvana Meyer. Detlef Liedmann Lizenz

Eisleben/MZ - Sie heißen Werner, Christoph, Jörg, Heinz, Sylvana oder Sebastian. Was sie eint? Alle sind sie Schausteller. Und alle hören sie auf den Nachnamen Meyer.

„Wir sind noch viel mehr. Aber wir können ja nicht alle hier sein“, sagt Werner Meyer. Der 63-jährige Hallenser ist quasi der Nestor einer Dynastie und steht mit seinem Autoscooter in der Tradition seines Großvaters Paul Hammer. „Der hatte erst eine Berg- und Talbahn und dann als Erster weit und breit einen Scooter“, erzählt Meyer aus der Familiengeschichte. 1936 sei das gewesen, aber die Schaustellerei reicht in der Familie viel weiter zurück. „Wir haben zwar nichts Schriftliches, aber aus den Erzählungen meiner Eltern und Großeltern weiß ich, dass wir jetzt die sechste Generation sind“, so Meyer. Er selbst kommt seit 1950 auf die Eisleber Wiese. Zuerst im Kinderwagen, ab 1986 als sein eigener Chef. „Ich bin ja in Erfurt geboren und im September waren meine Eltern mit mir hier in Eisleben auf dem Platz.“ Doch Meyers Vorfahren waren schon viel eher hier. Zu Beginn der 1930er Jahre nämlich.

Und das ist verbürgt. Doch mittlerweile gibt es mehr als den Scooter bei Meyers. Christoph ist mit dem Breakdance da, Heinz Meyer sitzt am Spider an den Knöpfen. Crêpes, Pommes, Süßwaren, Kugelstechen, das Angebot ist breit gefächert. Ob man als Schaustellerkind automatisch Schausteller wird? „Unsere Eltern haben großen Wert darauf gelegt, dass wir einen Beruf erlernen. Mein älterer Bruder, der schon verstorben ist, war Chirurg, meine jüngere Schwester ist Kinderärztin. Ich selbst habe Instandhaltungsmechaniker gelernt in einer Ausbildung mit Abitur“, erzählt Werner Meyer. Hintergrund: In der DDR habe niemand gewusst, wie es mit der Schaustellerei einmal weitergeht.

Und was sagt der Hallenser Meyer zum Streit um den Titel „Größtes Volksfest Mitteldeutschlands“: Wiese oder Laternenfest? „Ganz klar die Wiese. Und zwar nicht nur in Mitteldeutschland, sondern im ganzen Osten.“ Daran lässt Meyer keine Zweifel. „Wir brauchten hier noch fünf oder sechs solcher Feste, dann würde es unserer Branche besser gehen.“ Denn die Wiese sei zwar das größte Volksfest im Osten, die attraktivsten Fahrgeschäfte kämen aber aus dem Westen. „Weil es die Schausteller dort finanzieren können.“ Gut 20 Jahre ist Werner Meyer nach der Wende mit dem „Fliegenden Teppich“, seinem zweiten Fahrgeschäft, durch Irland und Nordirland getourt. Von Anfang Oktober bis Anfang Januar. „Aber irgendwann willst du Weihnachten und Silvester auch wieder zu Hause sein. Vor allem, wenn im März schon wieder die Saison anfängt“, erzählt Meyer. Was er sich wünscht für die 492. Eisleber Wiese, seine 63., wenn man so will? Da blickt er zum Himmel. Nicht, weil er an irgendjemand da oben glaubt. „Das Wetter ist im Moment Gift für uns Schausteller. Aber wenn es so wird, wie angekündigt fürs Wochenende, dann bin ich doch guter Dinge.“