1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Hettstedt
  6. >
  7. Fachkräftemangel: Fachkräftemangel: Rettung aus Rumänien

Fachkräftemangel Fachkräftemangel: Rettung aus Rumänien

Von katharina thormann 10.04.2013, 18:18
Cornel Dragan bei der Arbeit: Seit ein paar Wochen darf der Rumäne als Krankenpfleger in Deutschland arbeiten.
Cornel Dragan bei der Arbeit: Seit ein paar Wochen darf der Rumäne als Krankenpfleger in Deutschland arbeiten. jürgen lukaschek Lizenz

hettstedt/MZ - Wochenlang hat Cornel Dragan seine Nase tief in die Bücher gesteckt. Buchstabiert, übersetzt, Deutsch gebüffelt bis zum Umfallen. „Ich weiß nicht, wie er es ohne schulische Vorkenntnisse geschafft hat, aber in kürzester Zeit hat er das wichtige Deutschprüfungszertifikat B2 mit Bravour bestanden“, freut sich Lisa Herbig-Aldridge, Chefin der Eisleber Sprachschule 2 000, über ihren rumänischen Schüler.

Anstatt das Wörterbuch zu wälzen, kurvt er nun seit ein paar Wochen durch Hettstedt und das Umland. Verteilt als mobiler Pfleger Tabletten und hilft den Senioren beim Waschen - im Auftrag des Pflegedienstes Wend. Damit ist er der erste rumänische Pfleger überhaupt in der Kupferstadt.

„Für mich ist damit ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagt Dragan, der nach einem Jahr in Deutschland nun erst als Altenpfleger arbeiten darf. Ohne Sprachzertifikat langte es nur für eine Stelle als Altenpflegehelfer. Dabei war der 37-Jährige mehr als zehn Jahre in seinem Heimatland als Krankenpfleger in einer Klinik im Dienst. Hatte vor seiner Ausbildung sogar ein Bioingenieursstudium abgeschlossen. Was ihn nun nach Hettstedt verschlug? „Die deutsch-rumänische Gesellschaft“, sagt Helmut Ohme aus Großörner, Geschäftsführer eben dieser. Seit Jahren pflegt die Organisation enge Kontakte nach Rumänien. „Wir wissen um die Probleme des Fachkräftemangels in Deutschland, gerade in der Pflege, aber auch um die hohe Arbeitslosigkeit in Rumänien und in welchen finanziellen Nöten die gut ausgebildeten Menschen dort stecken“, sagt Ohme.

Auch Cornel Dragan ging es so. Das Geld reichte gerade einmal für eine kleine Wohnung für die vierköpfige Familie, fernab vom Arbeitsplatz. Lange träumte er deshalb schon von einem besseren Leben in Deutschland, bis Helmut Ohme ihn zum Hettstedter Pflegedienst Wend vermittelte. Für Geschäftsführer Florian Wend ist sein neuer Mitarbeiter aus einem 3 700 Kilometer entfernt liegenden Dorf ein echter Glücksfall: „Er hat eine tolle Arbeitseinstellung, hat langjährige Berufserfahrung und ein gutes Fachwissen. Schon lange habe ich nach so einem Mitarbeiter gesucht, aber leider nicht gefunden.“ Vorurteile des einen oder anderen Kollegen seien schnell beiseite geräumt worden. „Er bekommt nicht weniger Geld als seine Kollegen. Und mit einem kleinen Vortrag haben die Mitarbeiter auch etwas über die Probleme in Rumänien erfahren. Das hat viel geholfen.“

Spätestens im Sommer sollte Cornel Dragans Glück perfekt sein. Wenn alles klappt, holt er dann seine Frau und die beiden gemeinsamen Kinder aus der Heimat ab. Zu viert wollen sie in Hettstedt einen Neuanfang wagen. „Meine Frau lernt schon fleißig Deutsch und vielleicht bekommt auch sie einen Job in der Pflege.“ Immerhin sei sie ebenso gut ausgebildet.