Espenhahn-Stiftung in Sandersleben/Anhalt Espenhahn-Stiftung in Sandersleben/Anhalt: Alten- und Pflegeheim ist eine Begegnungsstätte

sandersleben/MZ - Es herrscht reges Treiben im Altenpflegeheim der Espenhahn-Stiftung in Sandersleben/Anhalt. Der Friseur ist da und einige Senioren lauern schon, dranzukommen. Die Eingangstür geht auf. Ein Zusteller bringt die Zeitung und macht eine Runde durchs Haus. In die erste Etage, wo Altenpflegerinnen mit Bewohnern auf dem Flur Bewegungsübungen durchführen. Bald öffnet sich wieder die Tür - ein Rentner aus der Nachbarschaft kommt mit einem Topf. Sein Weg führt in den Keller, wo Koch Renaldo Schwarz das Mittagessen zubereitet. Essen für rund 130 Personen: die 14 Bewohner des Pflegeheims, rund 50 Schüler der Sanderslebener Grundschule, etwa 30 Kinder der Kita und etliche Senioren des Ortes.
Das Alten- und Pflegeheim Espenhahn-Stiftung ist eine Begegnungsstätte. „Wir führen das Haus wie ein kleines Hotel“, sagt Harald Detto, der seit 2012 die Geschicke leitet. In dem Altenheim gibt es auch öffentliche Veranstaltungen und die Räumlichkeiten können für private Feiern genutzt werden. Das Pflegeheim sei aber das Kerngeschäft der Stiftung, so Detto. „Sie ist für soziale Zwecke gegründet worden.“
Die Stiftung geht zurück auf Friedrich Eduard Espenhahn, der am 16. Juni 1854 in Sandersleben geboren wurde, die dortige Volksschule besuchte und später eine Kaufmannslehre in Aschersleben machte. Im Jahr 1882 verschlug es ihn nach Sydney (Australien), wo er in den Folgejahren mit seiner Familie lebte. 1930 gründete er die Espenhahn-Stiftung und überließ der Stadt Sandersleben Gebäude und eine landwirtschaftliche Fläche. Espenhahn wurde Ehrenbürger Sanderslebens. Er starb 1941. Es gebe weitläufige Verwandte, aber die haben laut Detto mit der Stiftung nichts zu tun.
Es sei kein Vermögen gewesen, das Espenhahn damals hinterließ. „Ein bisschen Acker und ein Haus, das anfangs als Altenheim genutzt wurde“, erklärt der Leiter. 1949 wurde in dem Haus das erste Landambulatorium Sachsen-Anhalts eingerichtet und es wurde als Entbindungsstation genutzt. Auch Detto hat dort das Licht der Welt erblickt. Ab 1980 war es wieder Altenheim, dessen Tage mit dem Ende der DDR aber gezählt schienen. Doch angesichts vieler Proteste aus der Bevölkerung besannen sich die politischen Entscheidungsträger eines Besseren und genehmigten 1992 die Neubildung des Kuratoriums der Stiftung. Doch am Gebäude musste etwas geschehen, es war in die Jahre gekommen, hatte keinen Fahrstuhl und war deshalb als Altenheim nicht mehr nutzbar. Man entschied sich für einen Teilabriss, begann 1997 mit der Errichtung eines Anbaus, der heute als Pflegeheim genutzt wird, und legte im Jahr 2003 mit dem Bau eines Hauses für altersgerechtes Wohnen nach. Große Verdienste dafür schreibt Detto der damaligen Chefin, Annette Hendrich, zu. „Sie hat die Stiftung maßgeblich geprägt.“
Detto hat ein wenig Sorge. Es habe keine großen Hinterlassenschaften von Espenhahn gegeben, von derzeitigen Spenden lasse sich die Stiftung nicht finanzieren. Die wirtschaftliche Lage sei „mit der heißen Nadel gestrickt“, sagt er und fügt an, er würde sich manchmal mehr Geld für das Altenheim wünschen. Es fallen nach und nach größere Reparaturen an. Aber Detto ist Optimist und meint: „Wichtig ist, dass sich hier alle wohlfühlen und gern zu uns kommen.“

