Ein Herz für den Gutshof Ein Herz für den Gutshof: Neues Leben im Hof der Gewerke in Benndorf

Benndorf - Mit viel Enthusiasmus, ungetrübtem Optimismus und jeder Menge Fleiß ist in Benndorf in den vergangenen Jahren wieder ein Treffpunkt für die Menschen des Ortes entstanden: der Hof der Gewerke.
Das ehemalige landwirtschaftliche Gut, welches im Jahr 1682 erbaut wurde, verfiel über viele Jahre und war eigentlich schon dem Abriss geweiht. Doch 40 Benndorfer retteten es vor dem endgültigen Aus - ehrenamtlich. „Uns ging es darum, ein Stück Benndorfer Geschichte zu bewahren und für kommende Generationen zu erhalten“, erzählt Gerhard Blume über die Beweggründe.
Wie er ist auch Klaus-Dieter Beck von der ersten Minute an mit dabei. Der ehemalige Trockenbauer und heutige Rentner kennt fast jeden Stein des alten Guts und war maßgeblich am Umbau für das Kinderhaus „Benni Bergmann“, das nun dort ansässig ist, beteiligt.
Beziffern kann der Benndorfer die geleisteten Arbeitsstunden nicht, „denn irgendwann zählt man nicht mehr“, winkt Klaus-Dieter Beck bei einer Führung durch die verschiedenen Gebäudekomplexe des Vierseitenhofes augenzwinkernd ab. Diese gibt es regelmäßig - wenn beispielsweise die Türen zum Gut wie beim Kürbisfest vor Kurzem geöffnet werden. Dann bildet sich schnell eine Traube von Menschen, die einmal hinter die sonst verschlossenen Türen schauen wollen.
„Wir waren schon oft hier, aber den nachgestellten Stollen des Bergbaus haben wir noch nie gesehen“, sagt zum Beispiel Christiane Pfob aus Helbra erstaunt, die gemeinsam mit ihrem Mann Holger den geschichtlichen Ausführungen von Klaus-Dieter Beck bei dieser Führung folgt. Ihre beiden Enkelkinder Adrian und Emilia bringen ihr Erstaunen derweil mit einem „Wow“ zum Ausdruck. Klaus-Dieter Beck kennt diese Reaktionen.
Denn in zahlreichen Räumen können Besucher auf dem Hof der Gewerke Zeitzeugen aus jener Zeit entdecken, als die Bauern noch per Hand ihre Äcker bestellten, Handwerker noch keine elektrischen Maschinen besaßen oder Bergleute sich auf Knien bewegend Kupfer förderten.
So ist beispielsweise ein altes Klassenzimmer zu besichtigen, wobei das Interieur früheren Zeiten entspricht, auf einer anderen Ebene ist ein altes Streckennetz der Eisenbahn nachgestellt und es gibt einen kleinen Krämerladen, in dem unter anderem kleine Souvenirs verkauft werden. Es sei quasi „Geschichte zum Anfassen“, erklärt Klaus-Dieter Beck Besuchern. Denn für diesen Anbau wurden auch Steine aus dem 17. Jahrhundert vermauert.
In den verschiedenen Fluren hängen Bilder von einheimischen Künstlern, denn ihnen möchte der Verein eine Plattform bieten. Gern würden die Mitglieder mehr Veranstaltungen auf dem Hof anbieten, „doch leider ist das momentan personell kaum stemmbar“, merkt Klaus-Dieter Beck an und wünscht sich mehr Mitglieder in dem Verein.
„Unsere Philosophie ist der Zusammenhalt“, sagt er. In seiner Familie mischt deshalb auch nicht nur er selbst mit, sondern seine Frau Carola ist ebenso Mitglied im Verein. Und die gemeinsame, zehnjährige Enkeltochter Clara unterstützt bereits ihre Großeltern beim Verkauf im Krämerladen. (mz)