1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Hettstedt
  6. >
  7. Deutsch-Rumänische Gesellschaft: Deutsch-Rumänische Gesellschaft: Hilfsgüter im Wartestand

Deutsch-Rumänische Gesellschaft Deutsch-Rumänische Gesellschaft: Hilfsgüter im Wartestand

Von Anke Losack 21.10.2013, 20:11
Joachim Hafenrichter mit den Hilfsgütern in seiner Garage
Joachim Hafenrichter mit den Hilfsgütern in seiner Garage Lukaschek Lizenz

Hettstedt/MZ - Joachim Hafenrichter erhielt kürzlich einen ungewöhnlichen Anruf. Dass sich ein Mitarbeiter einer Sanitätsfirma bei ihm meldet, erstaunte nicht, was der ihm sagte aber schon: Es werde eine Person gesucht mit amputiertem Unterarm, um eine neu entwickelte Prothese zu testen. Aus den osteuropäischen Ländern solle die Person kommen, mindestens 18 Jahre alt sein. Also telefonierte Hafenrichter umgehend nach Rumänien. Als Mitglied der Deutsch-Rumänischen Gesellschaft Sachsen-Anhalt/Iasi hat er gute Kontakte.

Die Gesellschaft würde einschlafen, hatte der Allgemeinmediziner im Ruhestand noch vor ein paar Tagen die Befürchtung. Nach dem Anruf ist er guten Mutes, dass die Kooperation weitergeht. „Die gesuchte Testperson wird sich finden.“ Und außerdem hat Hafenrichter noch Hunderte Hilfsgüter, die er loswerden muss. Seine Garage steht seit einem Vierteljahr voll mit Kartons und Tüten: Rücken-, Handgelenks-, Kniebandagen, Unterarmstützen und, und, und. „Vieles davon ist original verpackt. Andere Dinge, wie die Unterarmstützen, wurden benutzt und dann in die Sanitätshäuser zurückgebracht“.

Anfangs auf Betteltour

Aus den Sanitätshäusern bekommt er all die orthopädischen Hilfsmittel. Als der Arzt im Sommer 2008 in die Deutsch-Rumänische Gesellschaft eintrat, ging er auf „Betteltour“. „Nun melden sich die Firmen von allein“, erzählt er. Doch wie will er das alles nach Rumänien bringen? „Das ist das Problem.“ Wahrscheinlich mit einem rumänischen Fuhrunternehmen, dass vor einer Weile für einen seiner Freund über 100 Krankenhausbetten in die Region Arges geliefert hat. „In vielen deutschen Krankenhäusern wird der Bestand auf vollautomatische Betten umgestellt. Alles andere würde in den Container wandern, aber die Betten sind noch gut.“

Für seine Menge - 40 bis 50 Kilogramm schätzt er - müsste er beim Fuhrunternehmen etwa 250 Euro bezahlen. „Das geht noch“, sagt er, denn würde alles per Post verschickt, „kostet ein Kilo zehn Euro“. Helmut Ohme aus Großörner, Geschäftsführer der Gesellschaft Sachsen-Anhalts, ist überzeugt, dass die Güter nach Rumänien kommen werden.

Ohme war der Mittelsmann, der die Kontakte zu den Rumänen, die physisch und psychisch geschädigte Personen betreuen, herstellte. Vor Jahren habe er ein rumänisches Mädchen mit schweren Verbrennungen nach Deutschland geholt, die hier behandelt wurde. Doch warum liegt Hafenrichter soviel daran, zu helfen? Er hat von 1961 bis 1963 in Rumänien Medizin studiert, ist mit den Leuten in Kontakt gekommen, hat Rumänisch gelernt. „Mein Argument zu helfen ist: ich habe die Grundlage für meine Existenz in Rumänien gelegt, mir geht es jetzt gut, nun will ich den Rumänen etwas zurückgeben.“