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Debatte um Grundschule Heiligenthal Debatte um Grundschule Heiligenthal: Diederichs wirft Ahlfänger Verrat am Heimatort vor

Von Anke Losack 17.10.2017, 07:00
Über den Fortbestand der Grundschule in Heiligenthal wird derzeit in der Einheitsgemeinde Gerbstedt diskutiert. Heiligenthal steht ab 2022 auf der Kippe.
Über den Fortbestand der Grundschule in Heiligenthal wird derzeit in der Einheitsgemeinde Gerbstedt diskutiert. Heiligenthal steht ab 2022 auf der Kippe. Archiv/Lukaschek

Heiligenthal - Großer Tag für die Naturgrundschule Heiligenthal: Sie wird am  Dienstag, 17. Oktober, vom Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt als Referenzschule ausgezeichnet.

Doch herrscht dort derzeit nicht nur eitel Sonnenschein. Um die Schule und ihre Zukunft sind heiße Diskussionen entbrannt. Die gehen soweit, dass der Landtagsabgeordnete Jens Diederichs (parteilos) sich eingeschaltet hat und den Rücktritt des Heiligenthaler Ortsbürgermeisters Manfred Ahlfänger fordert.

Einheitsgemeinde Gerbstedt diskutiert, ob die Stadt zukünftig noch drei Grundschulen braucht

In der Einheitsgemeinde Gerbstedt wird derzeit über die Schulentwicklung und die Frage diskutiert, ob die Stadt drei Grundschulen benötigt. Heiligenthal steht ab 2022 auf der Kippe, weil dann dort die vom Gesetzgeber geforderte Mindestschülerzahl von 60 nicht mehr erreicht wird. Die Verwaltung fordert vom Stadtrat eine Entscheidung, ob es zu Schulschließungen kommen soll.

Ahlfänger hatte in einer Ausschusssitzung des Stadtrats gesagt, dass er bei einer Abstimmung gegen den Erhalt der Heiligenthaler Schule stimmen würde. Das sorgte für große Empörung bei Eltern. Dass seine Situation „zwiespältig“ sei, weil er Ortsbürgermeister und Stadtrat zugleich ist, hatte er damals betont.

Diederichs springt nun Eltern bei. Dass sich Ahlfänger öffentlich gegen den Erhalt „dieser vorbildlichen Einrichtung“ ausgesprochen habe, sei „Verrat an den Interessen seines Heimatortes.“ Ahlfänger sollte nach Diederichs Meinung „den Weg frei machen für einen wahren Lokalpatrioten“. Der Ortsbürgermeister will die Worte des Landtagsabgeordneten nicht kommentieren, sagte er im Gespräch mit der MZ.

Ortschaftsrat von Heiligenthal stellt sich hinter den Ortsbürgermeister

Der Ortschaftsrat weist diese Vorwürfe hingegen entschieden zurück. Der Rat habe Ahlfänger die Empfehlung für den Stadtrat mitgegeben, erklärt Margitta Hauschild vom Ortschaftsrat. „Ein Ortsbürgermeister ist verpflichtet, die Gesetze des Landes einzuhalten und umzusetzen.“

Tatsachen, wie sinkende Schülerzahlen könne man nicht ignorieren. Sie betont zugleich: „Vielen Einwohnern aus Heiligenthal und besonders den Ortschaftsräten sowie dem Ortsbürgermeister gefällt eine Schulschließung überhaupt nicht.“

Statt Vorurteile und Beleidigungen auszusprechen, würde sie sich eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen der Schule, dem Förderverein und Ortschaftsrat wünschen. Ahlfänger kümmere sich gut um den Ort und besonders die Kinder, hebt Hauschild zudem hervor.

Auch Gerbstedts Bürgermeister Schwarz stützt Ahlfänger den Rücken

Auch Gerbstedts Bürgermeister Siegfried Schwarz (CDU) steht zu Ahlfänger. Er halte dessen Meinung, die er als Stadtrat geäußert hat, für richtig, weil er im Sinne der Stadt gesprochen habe. Diederichs Vorwürfe hingegen seien „Unsinn im höchsten Format“.

Eine Lösung für die Naturgrundschule wäre wohl eine so genannte Verbundschule. Sachsen-Anhalt will mit Modellprojekten ausprobieren, ob Grundschulverbünde im ländlichen Raum als Alternative zu Schulschließungen funktionieren. Im Idealfall könnten sie im kommenden Schuljahr starten, hatte Bildungsminister Marco Tullner (CDU) jüngst verkündet. (mz)