Bienensterben Bienensterben: Milben und Mähroboter bedrohen Völker

Bischofrode/Hettstedt - Kein Obst, kein Gemüse, kein Getreide, kein Honig: Sterben die Bienen aus, so sagen es viele Wissenschaftler, wird es für die Menschen auf diesem Planeten ganz schön brenzlig. Zuletzt belegte eine Studie, dass rund 15 Prozent der Bienen in Deutschland den Winter nicht überstanden haben. Normal seien sogar Werte zwischen 20 und 25 Prozent, sagen Fachleute. Damit sei der Winter gut verlaufen.
Milben befallen Bienenstock
Auch die Imker im Landkreis haben den Winter größtenteils gut überstanden. Wie Bernd Gelbke, Vorsitzender des Imkervereins Eisleben und Umgegend, sagt, gibt es allerdings große regionale Schwankungen. Gründe dafür gibt es einige, allen voran schlichtweg Pech. „Da steckt man nicht drin“, so Gelbke. Auch die Varroa-Milbe, die den Bienenstock befällt, macht den Insekten zu schaffen. Sie gilt als eine Hauptursache dafür, dass ganze Bienenvölker aussterben.
Die 57 Mitglieder des Imkervereins Eisleben und Umgegend, die in den Altkreisen Eisleben und Hettstedt Bienen halten, sind zuversichtlich. So wie Axel Aschenbrenner, der eine Hobby-Imkerei in Bischofrode betreibt. Er hatte in diesem Jahr viel Glück. „Acht Prozent meiner Bienen haben den Winter nicht überlebt“, sagt Aschenbrenner. „Pauschal berechne ich mir für jeden Winter sogar 30 Prozent. Das lief also richtig gut.“
Verluste bis zu 70 Prozent
Und nicht zuletzt hofft er darauf, dass die Bienen gut über den Sommer kommen. „Ich habe das Gefühl, der Raps blüht jedes Jahr früher.“ Seine Bienenvölker habe er schon vor einiger Zeit in die Nähe der Rapsfelder gebracht, die Obstblüte ist bereits Geschichte. Und für Hobby-Imker Aschenbrenner ist nach der Lindenblüte Saisonschluss, sie ist die letzte Tracht, die er schleudert. Was sich in der Zeit bis zum Winter entwickle, könne man noch nicht abschätzen.
Die Bienen von Ralf Kolbe, der in Roßla die Wanderimkerei Kolbe betreibt, sind gut über die kalte Jahreszeit gekommen. „Ich habe aber von Kollegen gehört, da ist die Situation wesentlich dramatischer“, erklärt der Imker. „Manche hatten Verluste von bis zu 70 Prozent.“
Kulturwiese statt Englischer Garten
Gründe sieht Kolbe vor allem im heißen, trockenen Sommer 2018. „Das waren beste Bedingungen für die Varroa-Milbe.“ Gegen den Schädling brauchen Bienen die Hilfe der Imker. Mit speziellen Mitteln wie Ameisensäure, die in den Bienenstock eingebracht wird, sollen die Milben geschädigt werden.
„Bienen sind Nutztiere, dafür trägt man eine große Verantwortung“, so Kolbe. Er appelliert dabei vor allem an Hobby-Imker, die ihre Völker teilweise sich selbst überlassen würden. „Damit darf man kein Schindluder treiben. Am Ende sitzen alle Imker im selben Boot.“
Von den Landwirten wünscht sich Gelbke, dass sie breitere Blühstreifen stehen lassen und dass die Felder nicht bis an die Wege heran umgepflügt werden, um den Bienen eine Chance auf Nahrung zu lassen.
Auch im eigenen Garten kann man dafür sorgen, dass sich Insekten wohlfühlen. „Ein Mähroboter ist das schlimmste, was bestäubenden Insekten passieren kann“, sagt Gelbke. „Er läuft automatisch los und mäht alles, was höher als zwei, drei Zentimeter wächst. Da kann nichts blühen.“
Er rät dazu, nur die Wege kurz zu halten und Kulturwiesen anzulegen. „Damit hat man auch viel weniger Arbeit. Bitte lieber keinen englischen Rasen!“ Wer sich dazu für insektenfreundliche Pflanzen und Blumen entscheide und statt der klassischen Koniferen eine blühende Hecke als Sichtschutz pflanze, leiste einen großen Beitrag. (mz)
