Alternative Brennstoffe Alternative Brennstoffe: Bauern machen Stroh zu Geld

Bösenburg/MZ - Auf seinem Hof in Bösenburg zeigt Landwirt Karsten Scheffler auf Stroh, das in einem Bunker liegt. „Das ist der Brennstoff“, sagt der 40-Jährige. Er verfeuert Rapsstroh. Die Wärme, die entsteht, verwendet er aber nicht nur für seinen eigenen Hof, sondern die verkauft er auch an die Nachbarn. Die Ersparnis der in Bösenburg angeschlossenen Abnehmer beläuft sich auf rund 25 000 Euro pro Jahr.
Aufgrund gestiegener Ölpreise hatten Scheffler und sein Freund Thomas Otto (45), Landwirt und Café- und Pensionsbesitzer aus Kloschwitz (Saalekreis), vor drei Jahren begonnen, nach einem alternativen Brennstoff zu suchen. Rund 16 000 Liter Öl jährlich verbrauchten beide zusammen. Es sollte ein Brennstoff sein, den sie selber haben und für den sie im landwirtschaftlichen Betrieb keine Verwendung haben. Und so stieß das Duo auf das Abfallprodukt Rapsstroh.
Der Bösenburger Landwirt Karsten Scheffler hat die Fluthelfernadel erhalten. In der Magdeburger Staatskanzlei wurde er als ziviler Helfer ausgezeichnet. Einem befreundeten Tischler in Pfützthal (Saalekreis) haben Scheffler und seine Frau mit Sandsäcken geholfen. Der Landwirt hat selbst immer Sandsäcke zu Hause, befüllte diese für den Freund. Zudem unterstützte er die Friedeburger Feuerwehr.
Es sei ihnen kaum jemand bekannt, der bisher auf diese Idee gekommen ist. Hackschnitzel oder Pellets seien begehrter. Ist die Verwendung von Rapsstroh denn zu aufwändig? „Für uns nicht“, sagt Otto, „das Stroh kommt vom Acker direkt in die Heizung.“ Beim Dreschen werden die Rapskörner geerntet, das Grün bleibt auf Schwad auf dem Feld liegen. Etwa drei Wochen muss es trocknen, dann wird es gepresst. Die Ballen werden eingelagert und dann verfeuert.
Jeder der beiden Landwirte hat mehr als 100 000 Euro für seine neue Heizungsanlage und das entsprechende Wärmenetz investiert. Neun Häuser auf einer Netzlänge von 445 Metern sind in Bösenburg angeschlossen. Schefflers Kunden mussten einen Anschlussbeitrag von 2 000 Euro zahlen, haben jetzt Kosten von 7,7 Cent pro Kilowattstunde. „Das ist auf die nächsten fünf Jahre festgeschrieben“, sagt er.
Etwa 300 Quaderballen Rapsstroh, das entspricht 70 bis 80 Tonnen, benötigt Scheffler jährlich zum Verfeuern. Ein zusätzlicher Rapsanbau wird bei ihm dafür nicht nötig. „Das habe ich alles auf dem Feld“, sagt er. Die Asche, die bei der Verbrennung entsteht, gelangt wieder in den Kreislauf. Sie wird als Dünger auf dem Feld ausgebraucht. „Und der Qualm, der aus dem Schornstein kommt, ist nur Wasserdampf“, fügt Otto an.
Anlage kann auf Holz umgestellt werden
Doch was, wenn die Rapsernte auf dem Feld ruiniert wird, etwa durch Trockenheit, Hagel oder Hochwasser? „Jetzt kommt der Clou an der Geschichte“, lacht Scheffler, „dann kann ich die Anlage auf Holz oder Hackschnitzel umstellen.“ Und seine neue Heizung kann noch mehr. Sie informiert ihn per Mitteilung auf dem Handy, wenn eine Störung vorliegt.