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  7. Erneuter GDL-Bahnstreik: Wo Bus und Bahn in Halle ausfallen

Erneuter GDL-Bahnstreik im März Zugausfälle und Notfahrpläne: Reißt den Hallensern der Geduldsfaden?

Die Lokführergewerkschaft GDL hat für Donnerstag und Freitag neue Streiks angekündigt. Wie Reisende trotzdem an ihr Ziel kommen und was sie zu dem bevorstehenden Arbeitskampf sagen.

Von Jakob Münz, Viktoria Ratoshniuk und Robert Horvath Aktualisiert: 06.03.2024, 12:33
Die Lokführer hatten im November und zuletzt Ende Januar gestreikt – auch mit einer Kundgebung vor dem Hauptbahnhof.
Die Lokführer hatten im November und zuletzt Ende Januar gestreikt – auch mit einer Kundgebung vor dem Hauptbahnhof. (Foto: Robert Horvath)

Halle (Saale)/MZ - In der Eingangshalle vom Hauptbahnhof herrscht geschäftiges Treiben. Reisende schauen hoch zur Anzeigetafel, suchen ihre Verbindung. Andere eilen durch die Menge, um ihren Zug zu bekommen, oder sitzen, die Wartezeit totschlagend auf Bänken, mit dem Handy in der Hand. Alles ist wie immer. Doch das gewohnte Bild könnte ab Donnerstag ein ganz anderes sein. Der Grund: Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat ihre Mitglieder nach gescheiterten Verhandlungen erneut zum Streik aufgerufen.

Annett Stenzel fährt regelmäßig beruflich mit dem Zug in die Schweiz und war schon öfter von Streiks betroffen. Ihrer Meinung nach hätten die Streiks sicherlich einen berechtigten Hintergrund.

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Sie selbst sehe das aber immer auch im Vergleich zu ihrem Beruf: „Ich komme aus der Pflege und wir hätten auch Grund zu streiken, das macht aber keiner.“ Vor allem störe sie die Ankündigung der GDL, in Zukunft auch unangekündigt streiken zu wollen.

Streik der GDL: Fahrgäste bleiben ohne Bus und Bahn zurück

Neben der Bahn stehe ihr nicht wirklich ein anderes Verkehrsmittel zur Verfügung. „Die Schweiz ist ja nun auch nicht um die Ecke.“

Lilly Nickita Dick fährt fast täglich mit der Bahn nach Halle. „Wenn die Bahn dann mal nicht kommt, wird es für mich schon kompliziert, nach Hause zu kommen.“

Ein Bus, der, wenn überhaupt, nur alle zwei Stunden fahre, sei da nicht wirklich eine Alternative. Sie findet es verständlich, dass die Streikenden bessere Arbeitsbedingungen fordern, „allerdings ist die Situation natürlich schwierig für die restliche Bevölkerung.“

Fahrgäste kommen wegen des Bahnstreiks nicht zur Schule 

Bestens informiert über den kommenden Arbeitskampf ist Ekkehard Seidel. Die kurze Ankündigungszeit der Streikwellen, so der Rentner, störe ihn am meisten.

Denn: „Man kann sich nicht darauf einstellen.“ Andererseits könne er die Lokführer aber auch verstehen. Immerzu im Schichtdienst zu arbeiten, selbst zu nachtschlafender Zeit, darum seien sie nicht zu beneiden. Während der Streiktage bleibt er nun vermutlich Zuhause.

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Zwar sei er im Besitz eines Autos, aber, so Seidel: „Ich fahre lieber Bahn.“ Sein Fazit: Ob Streik oder nicht, Verspätungen seien hinnehmbar, Ausfälle eher nicht.

Ebendiese Zugausfälle hat Sonia Ayeni beim letzten Streik im Januar deutlich zu spüren bekommen. Weil die Schülerin kein Auto hat und auf Bus und Bahn angewiesen ist, ist sie während des letztens Arbeitskampfes der Lokführer nicht zur Schule gekommen.

Ein Grund zur Freude war das allerdings nicht: „Ich musste alles nachholen.“ Für sie ist die Bahn daher „eher kein zuverlässiges Verkehrsmittel“, so die Schülerin. „Ich kann mich nicht darauf verlassen, zu meinen Terminen zu kommen.“

Fahrgäste von Bus und Bahn fordern: Beide Parteien müssen sich einigen

„Ich fahre mindestens zweimal pro Woche Bahn, wenn nicht sogar mehr“, sagt die 25-jährige Studentin Desiree Lange. „Den Streik finde ich langsam nervig.“

Für angebracht hält sie die Forderungen der GDL dennoch. „Es wird ja nicht umsonst gestreikt.“ Aufgefallen sei ihr aber die fehlende Kompromissbereitschaft auf beiden Seiten.

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Der 58-jährige Beamte Alexander Siebenlist vertritt eine andere Meinung. „Nachdem ich jetzt erfahren habe, was ein Lokführer verdient, finde ich, es muss alles im Rahmen bleiben und es ist etwas übertrieben, was die Gewerkschaft fordert.“

"Es wird ja nicht umsonst gestreikt."

Desiree Lange, Studentin

Der Streik betrifft hauptsächlich seine Dienstreisen, und zwar nicht zum ersten Mal. „Die beiden Parteien müssen sich einigen. Es belastet den Zuggast dermaßen und das muss endlich beendet werden.“

Stefan Walzer fährt mehrmals im Monat Bahn, fühlt sich aber nicht so sehr vom Streik betroffen wie andere. Die Forderungen der GDL findet er teilweise gerechtfertigt. „Die sind so nah beieinander, dass sie eine Lösung kriegen können. Sie müssen das nur wollen und das wollen sie nicht.“

Welche Züge nicht vom Streik betroffen sind

Die Deutsche Bahn bereitet sich indes auf den angekündigten Arbeitskampf der GDL vor. „Während des Streiks bietet die DB ein Grundangebot im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr an“, so eine Sprecherin des Konzerns.

Sie empfiehlt allen Reisenden, sich 24 Stunden vor Fahrtantritt zu informieren, ob ihre Verbindung verfügbar ist. Entwarnung gibt es für die S3 zwischen Halle und Leipzig. Fahren sollen die Züge hier im Einstundentakt.

Nicht vom Streik betroffen sind die Züge von Abellio. Auch Flixbusse und Flixtrains werden während der Streiktage wie gewohnt fahren, so eine Sprecherin.

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„Aktuell sind noch genügend Tickets ab Halle verfügbar. Sofern notwendig, werden wir in Zusammenarbeit mit unseren Buspartnern zusätzliche Busse einplanen. Die Nachfrage ist seit Streikankündigung auch für Fahrten ab und nach Halle deutlich gestiegen. “