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Zorn-Krimi Zorn-Krimi: Wittekind-Bad in Halle wird berühmt

Von Michael Falgowski 05.11.2015, 06:02

Halle (Saale) - Einen Ort wie das verfallene einstige Badehaus des Wittekind kann kein Autor ersinnen und kein Filmkulissen-Bauer erschaffen: die hohen Fenster eingeschlagen, verblichene Farbe und Putz blättern aus der Kuppel. Im seit 30 Jahren trockenen Becken, in dem früher die Sole plätscherte, türmt sich Bauschutt. Dieser heruntergekommene seltsame Rundsaal ist der passende Ort für das gruselige Finale des dritten „Zorn“-Krimis „Wo kein Licht“. Er spielt im dritten Buch der „Zorn-Reihe“ des halleschen Krimiautors Stephan Ludwig eine zentrale Rolle. Deshalb wurden auch in kalten Februarnächten dieses Jahres hier die Szenen gedreht. An diesem Originalschauplatz wird am Donnerstagabend auf zwei Leinwänden ab 20.15?Uhr die Fernsehpremiere des dritten, spannenden Halle-Krimis übertragen. Als ein wahrlich ungewöhnliches Public Viewing in einer kalten Herbstnacht - aber mit Glühwein, hoffentlich.

Die beiden bisherigen „Zorn“-Filme aus Halle haben durchschnittlich fünf Millionen gesehen. Halles historisches Kurbad wird zum Medienereignis: Im Film wird das Badehaus mehrfach zu sehen sein, die Schauspieler benennen es sogar als Solbad. Und vor allem findet das große Finale statt. Es war die letzte Gelegenheit, den Drehort aus dem Buch zu nutzten. Denn bald soll auch dieses letzte marode Gebäude auf dem ab 1846 entstandenen Wittekind-Bad saniert werden. Der Eigentümer, Immobilien-Unternehmer Temba Schuh, wartet nur auf die Baugenehmigung. „Bereits im Frühjahr haben wir nach vielen Vorabgesprächen den Bauantrag gestellt“, so der Immobilien-Unternehmer.

Erstmals hat Schuh nun auch die Pläne für das Badehaus konkretisiert: Im Ensemble entsteht ein Gesundheitszentrum. In die beiden geschwungenen Flügel mit den alten, gefliesten Bade-Kabinen ziehen eine Praxis für Physiotherapie, Logopädie und ein Heilpraktiker ein. Im anderen Gebäudeflügel ist noch Platz für zwei Arztpraxen, auch eine Apotheke wäre denkbar, erläutert Schuh. Der Kuppelsaal des mittigen Rundbaus wird Warteraum. Der Zugang zum Gebäude erfolgt künftig von der Wittekindstraße aus. Und zwar unter dem jetzigen Saal, wo sich ein Tiefenkeller befindet. Über diesen Eingang und Raum gelangt man in die Praxen auf den beiden Ebenen, sowie in den hinten liegenden Garten mit dem Rondell des Solebrunnens. „Damit ist das Areal auch wenigstens halböffentlich nutzbar“, sagt Temba Schuh. Rund 2,4 Millionen Euro wird die erneute aufwendige Denkmalsanierung kosten, mit der Schuh spätestens im Frühjahr gerne beginnen würde.

Das historische Badehaus ist das letzte unsanierte Gebäude auf dem einst mondänen Kurbad-Areal. Vor rund drei Jahren hatte die Bauträgerfirma Prof. Schuh Securities GmbH das völlig verfallene denkmalgeschützte Wittekind-Areal von der Stadt gekauft und Wohnungen gebaut. Saniert und bewohnt sind seit Anfang dieses Jahres bereits die 1846 erbaute „Villa Margarethe“, seit Sommer auch das 1850 errichtete Gesellschafterhaus. Ab heute zieht in die praktisch neuaufgebauten Kur-Kolonnaden ein Kindergarten ein, das anschließende Verwalterhaus ist bewohnt.

Zum „Zorn“-Gucken lädt die Stadt ab 19 Uhr in das Solbad Wittekind ein. Der Einlass für die auf 200 begrenze Anzahl der Besucher erfolgt über den Zugang an der Kurallee-Seite. Der Eintritt ist frei, wetterfeste, warme Kleidung und festes Schuhwerk werden bei diesem ungewöhnlichen Public Viewing empfohlen. Richtig: Bei den nächtlichen Dreharbeiten im Badehaus hatten sich im Februar neun Mitglieder des Filmteams erkältet. Weitere „Zorn“-Opfer braucht es nicht. (mz)

Im Kuppelsaal des Badehauses wird am Donnerstagabend „Zorn“ gezeigt.
Im Kuppelsaal des Badehauses wird am Donnerstagabend „Zorn“ gezeigt.
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