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Verfügung von der Stadt Zirkus Klatschmohn in Halle (Saale) muss bis Montag abbauen

Von Claudia Crodel 16.06.2018, 08:32
Über den Verbleib des Zirkus Klatschmohn am Rossplatz wurde im Ordnungsausschuss diskutiert.
Über den Verbleib des Zirkus Klatschmohn am Rossplatz wurde im Ordnungsausschuss diskutiert. Silvio Kison

Halle (Saale) - „Wir wissen nicht mehr ein noch aus. Müssen wir jetzt komplett aufgeben, ist das jetzt das Aus für unseren Zirkus Klatschmohn?“ Jürgen Wiehl vom Verein Zentrum für Zirkus und bewegtes Leben versteht die Welt nicht mehr.

Überraschend habe man eine Verfügung der Stadtverwaltung erhalten, das Vereins-Zirkuszelt auf dem Rossplatz, das dort seit Jahren steht, bis zum 18. Juni abzubauen. Dabei habe man doch von der Stadt im Herbst die Zusage bekommen, dass man bald ein festes Zelt aus Stahl und Holz auf dem Rosslatz bauen könne. Zwar sei das kein Bauland, aber die Stadt wollte einen Bebauungsplan erstellen. Bis der umgesetzt wird, werde man mit dem alten Zirkuszelt auf dem Roßplatz geduldet, hieß es eigentlich.

Zirkus Klatschmohn muss weg: Werner Misch spricht von „illegaler Nutzung“

Doch Werner Misch (CDU), sachkundiger Einwohner für die CDU, hat hartnäckig auf die Landesbauordnung verwiesen. Es handle sich um einen „fliegenden Bau“, der nur zeitweilig an einem Ort stehen dürfe. Dass das Zelt seit Jahren am selben Ort steht, ist für Misch eine „illegale Nutzung“.

Der Verein will aber am angestammten Ort bleiben. „Wir haben jetzt als nächsten Standort den Platz des einstigen Planetariums auf der Peißnitz bekommen. Keiner weiß, ob der Boden kontaminiert ist, für die Kinder ist der Ort mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht zu erreichen. Das Zelt steht im Hochwassergebiet. Wir können das Zelt aber nicht schnell abbauen. Das dauert rund eine Woche“, so Jürgen Wiehl. „Der Platz ist keine Alternative.“

Zirkus Klatschmohn muss abbauen: Stadt sieht versicherungssrechtliche Probleme

Die Aussetzung der Abbauverfügung, wie Wolfgang Aldag (Grüne) sie im Ordnungsausschuss anregte, lehnte OB Wiegand ab. Die Stadt begründete ihre Position mit versicherungsrechtlichen Fragen. Demnach habe der Verein entsprechende Unterlagen nicht im notwendigen Umfang eingereicht. Das sieht Wiehl anders, der gegenüber der MZ sagte, mehrfach habe man die Versicherung nachgeliefert.

Johannes Krause, Vorsitzender der SPD-Fraktion der Stadt, fordert indes die Stadtverwaltung zum Erhalt des Standorts Roßplatz auf. „Da mittlerweile die Bestätigung des Versicherungsschutzes vorliegt, darf es nicht zu einer Räumung des Areals am Montag kommen“, so Krause, der sich auch angesichts der bevorstehenden Sommerferien dafür ausspricht, sich an einen Tisch zu setzen.

Zirkus Klatschmohn muss weg: Rossplatz von Beginn an nur Übergangslösung

Die Nutzungsuntersagung sei bereits am 18. Mai verfügt worden, sagt Baudezernent Uwe Stäglin im Ausschuss. Der Verein habe einen Monat Zeit erhalten, fehlende Unterlagen noch nachzureichen, das sei nicht erfolgt. Werner Misch verteidigte diesen Standpunkt ebenfalls: „Jeder Betreiber muss sich an die Rechtsnormen halten“, betonte er. Stäglin sagte im Ausschuss zudem, dass der Rossplatz von Beginn an nur eine Übergangslösung war. Man habe Alternativstandorte angeboten, und: „Wir setzen uns natürlich für die Weiterverfolgung des Bebauungsplans ein“.

Der Zirkus Klatschmohn trainiert Kinder und Jugendliche vom Kindergartenalter bis zu 18 Jahren. In Kursen trainieren die Kinder und Jugendlichen verschiedene Zirkusdisziplinen. In der Öffentlichkeit trat der Zirkus in den letzten Jahren mit Shows auf dem Laternenfest auf. Einmal im Jahr geht Zirkus Klatschmohn als Wanderzirkus auf Tournee durch Sachsen-Anhalt. Der Zirkus finanziere sich im Wesentlichen durch Fördergelder von Land und Bund, war von Zirkuschef Wiehl zu erfahren. Man erreiche rund 700 Kinder pro Jahr. (mz)