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XXL-Tour nach Norwegen XXL-Tour nach Norwegen: Hallenser fährt mit dem Rad 5000 Kilometer in zwei Monaten

Von Silvia Zöller 28.08.2019, 08:20
Auch Halles finnische Partnerstadt Oulu war eine der Stationen von Moritz Albrecht auf seiner Radtour von Halle nach Norwegen.
Auch Halles finnische Partnerstadt Oulu war eine der Stationen von Moritz Albrecht auf seiner Radtour von Halle nach Norwegen. Moritz Albrecht

Halle (Saale) - Manch einer fährt in seinem ganzen Leben keine 5000 Kilometer mit dem Fahrrad. Der 19-jährige Hallenser Moritz Albrecht will das innerhalb von zwei Monaten schaffen: Von der Saalestadt über Polen, die baltischen Staaten bis nach Trysil in Südnorwegen (siehe Karte). Mehr als die Hälfte hat der Abiturient schon geschafft. „Im Schnitt fahre ich 100 Kilometer pro Tag“, sagt er am Telefon. Aber wieso hat sich er sich überhaupt auf so eine Extrem-Radtour begeben?

Letztlich, um seine Gastfamilie in Trysil wiederzutreffen, bei der er 2016/17 ein Jahr als Austauschschüler gelebt hatte. „Nach dem Abitur in diesem Jahr habe ich überlegt, mit dem Rad nach Norwegen zu fahren. Das wäre doch cool.“ Ein kurzer Check im Internet ergab: Der direkte Weg über Dänemark und Schweden sind rund 1300 Kilometer. „Das mach ich locker“, sagte er sich - und kam dann doch ins Grübeln: „Wenn ich mit der Fähre von Dänemark nach Norwegen übersetze, ist das doch Schummelei. “

Für die XXL-Tour Leichtgewicht an Fahrrad und vier Taschen

Und so kam für ihn die Idee auf, die Tour rund um die Ostsee zu machen, denn, so sagte er sich - wann hat man noch einmal im Leben so viel Zeit für ein solches Projekt, wenn nicht nach dem Abitur, das er an der Integrierten Gesamtschule am Steintor abgelegt hat. Das nur zwölf Kilo leichte Rad bepackte Moritz Albrecht mit vier Taschen: Reparaturwerkzeug, Schlafsack, Zelt, Wechselkleidung, Kocher, Pfannen, Handy, Kamera, Powerbank und Solarmodule zum Laden der elektrischen Geräte sowie zwei Angeln, die er am Querrohr befestigte. Gewicht alles in allem mit Rad: 58 Kilo.

Ganz ohne Fähre ist die XXL-Tour natürlich auch nicht möglich, eine zweistündige Überfahrt von Tallinn nach Helsinki musste der junge Hallenser dann doch einplanen. Zum Start in Halle hatten ihn drei Freunde bis nach Usedom begleitet. In nur fünf Tagen waren die 500 Kilometer entlang des Oderradweges geschafft. „Ab dort bin ich alleine weitergefahren und erst mal in ein Loch gefallen“, gibt Moritz Albrecht offen zu. „Warum machst du das?“, fragte er sich. Doch nach zwei Tagen seien die Zweifel weg gewesen.

Wenn Deutsche und Polen sich auf Norwegisch Unterhalten

Entlang der polnischen Ostseeküste ging es bis nach Danzig, dann um die russische Enklave Kaliningrad herum. Die Einsamkeit auf den Radwegen kann der Radler gut auf den Punkt bringen: „Es gab Tage, an denen ich keine 50 Wörter am Tag gesprochen habe.“ Umso mehr freute er sich, dass er in Litauen seine Eltern getroffen hat, die dort - nach Absprache - Urlaub gemacht haben. Doch es gab auch andere Erlebnisse wie das mit einem Mann, den Moritz Albrecht in Polen getroffen hat. „Wenn man mit so viel Gepäck auf dem Fahrrad unterwegs ist, wird man natürlich auch oft angesprochen“, erzählt er.

So auch von dem polnischen Mann, mit dem die Unterhaltung mangels Deutschkenntnissen auf der einen und Polnischkenntnissen auf der anderen Seite eher auf Gesten beruhte. „Ich zeigte ihm auf dem Handy, wohin ich fahren will“, berichtet Moritz Albrecht. Daraufhin lachte der Mann über das ganze Gesicht, denn er arbeitet in Oslo, das rund 400 Kilometer südlich von Trysil liegt. „Deswegen konnte er auch perfekt Norwegisch sprechen, so dass wir uns in dieser Sprache weiter unterhalten haben.“ Denn auch Moritz beherrscht Norwegisch durch sein Auslandsjahr gut.

Tour mit dem Rad als Inspiration für Umweltfreundlichkeit

Selbstredend gab es auch sonst positive und negative Erlebnisse: So etwa machten die schlechten Schotterwege in Estland an einem Tag dreimal die Reifen kaputt - das bedeutete dreimal Reparatur an einem Tag. Beste Noten gab Moritz Albrecht dagegen den finnischen Radwegen. Weil die so wunderbar sind, machte der junge Hallenser auch an der Partnerstadt Oulu nur einen kurzen Stopp am Stadtschild, um dann weiterzufahren.

Regen, ja, den gab es auch zwischendurch: „Aber das ist nicht schlimm, sondern eine willkommene Abkühlung auf dem Rad“, sagt er. Andere Extremsportler schreiben Bücher oder Blogs über ihre Reisen. Daran hat Moritz noch keinen Gedanken verschwendet. „Wenn ich durch diese Radtour den einen oder anderen dazu inspirieren kann, das Auto zum Einkaufen mal stehen zu lassen und mit dem Fahrrad zu fahren, dann wäre das toll“, sagt er. (mz)

Wie dieser Mann heißt, den Moritz Albrecht in Polen getroffen hat, weiß er leider nicht mehr. Aber es war eine der vielen herzlichen Begegnungen.
Wie dieser Mann heißt, den Moritz Albrecht in Polen getroffen hat, weiß er leider nicht mehr. Aber es war eine der vielen herzlichen Begegnungen.
Moritz Albrecht 
Allein über Radwege in der wilden Natur.
Allein über Radwege in der wilden Natur.
Moritz Albrecht