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Wohnungen für Halle Wohnungen für Halle: Das ist Halles neues "Königsviertel"

Von Michael Falgowski 20.10.2016, 09:00
Blick vom Balkon aufs neue Königsviertel: Insgesamt sind 114 Wohnungen entstanden.
Blick vom Balkon aufs neue Königsviertel: Insgesamt sind 114 Wohnungen entstanden. Holger John

Halle (Saale) - Ein Schwarzes Brett hängt in jedem Mietshaus. Für Mitteilungen des Vermieters, Notdienst-Telefonnummern oder den Reinigungsplan. Das Schwarze Brett in den Hauseingängen des neuen „Königsviertels“ bietet mehr: Aktuelle Wetter-Vorhersage, Abfahrtszeiten von Straßenbahn- und Bus beispielsweise.

„Das sind die ersten digitalen Schwarzen Bretter im Land. Im nächsten Jahr werden alle unsere Häuser damit ausgestattet“, sagt Dirk Neumann. Er ist Vorstand der Halleschen Wohnungsgenossenschaft „Freiheit. Am Montag hat Neumann Halles neue Wohnanlage eröffnet. Deren selbstbewusster Name „Königsviertel“ rührt von der Königstraße her, die hier einmal verlief.

114 Wohnungen

Immerhin 114 Wohnungen, die allermeisten recht großzügige Zweiraumwohnungen, sind in der Nähe des Riebeckplatzes entstanden. An den digitalen „Vermietermitteilungen“ im Hausflur wird es nicht gelegen haben, dass Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) die Eröffnung besucht hat. Eher schon daran, so Neumann, dass das Königsviertel aktuell das größte Wohnungsneubau-Projekt in Sachsen-Anhalt ist. Und Haseloff würdigte auch, dass die Genossenschaft mit der Kunsthochschule „Burg“ beziehungsweise deren Absolventen zusammengearbeitet hat.

Wie schon bei anderen „Freiheit“-Projekten, wurden auch beim Königsviertel mit dieser Kooperation bewusst ungewöhnliche Akzente gesetzt. Das ist natürlich nicht billiger für den Bauherren, aber gestalterisch ein Gewinn, wie man ihn bei den Bauherren von Neubauten eher selten findet.

Burg-Absolventen und Gestalter

Der Gewinn zeigt sich etwa in der Fassade des Blockbaus. Die Burg-Absolventen und Gestalter Juliane Bardtholdt und Andreas Köppe haben die Fassaden durch mit auffälligen Goldfarbe abgesetzten Fensterflächen gegliedert. Auf einigen dieser Goldflächen, den Durchgängen zum Hof und den Hauseingängen findet sich das Symbol der Lilie, die auf den royalen Namen der Wohnanlage Anlage verweisen soll.

Ein kleines Detail: Der Gehweg vor den Haustüren ist in unterschiedlichen Mustern gepflastert. Die 6.900 Quadratmeter große Fläche hinter der langen Häuserfront ist kein alltäglicher Hinterhof mit Spielplatz. Das Gestalter-Tandem hat eine Landschaft mit künstlichen Naturstein-Mauern angelegt, die an Überreste eines untergangenen Königspalastes erinnern sollen, aber auch gut als Sitzgelegenheiten dienen können.

16 Millionen Euro

Mehr als 16 Millionen Euro hat die WG Freiheit in das Königsviertel investiert. Die beiden halleschen Architekten Hans-Otto Brambach und Matthias Dreßler haben sich vor bereits fünf Jahren in einem städtebaulichen Wettbewerb gegen fünf Büros durchgesetzt. Entworfen haben sie einen terrassierten Block an zwei Straßen, der an der gemeinsamen Ecke von einem sieben Etagen hohen Turm-Bau überragt wird.

Das Bauunternehmen Papenburg hat diesen Neubau ausgeführt. Zu dem gehört auch eine weite Tiefgarage mit 100 Stellplätzen, die übrigens mehr oder weniger ohne Stützen auskommt. In der Tiefgarage befindet sich auch die erste Elektro-Tankstelle für die Mieter, es ist die erste Zapfsäule einer Wohnungsgenossenschaft in Sachsen-Anhalt. Und in dem Turmbau an der Ecke findet sich eine Begegnungsstätte mit einem 115 Quadratmeter großen Raum für die Freiheit-Genossenschafter. Was auch dem Gedanken des genossenschaftlichen Wohnens entspreche, so Vorstand Dirk Neumann.

Öffnen sämtlicher Türen durch Transponder

Auch mit solchen Extras - dazu gehört beispielsweise auch das schlüssellose Öffnen sämtlicher Türen durch Transponder - hat sich die WG Freiheit recht erfolgreich am Markt platziert. 102 der insgesamt 114 Wohnungen sind vermietet, für drei weitere gibt es Reservierungen.

Denn der gewachsene Bedarf an neuen Wohnungen in Halle ist offensichtlich. Längst investieren auch Halles Wohnungsbaugenossenschaften. Die zehn Unternehmen in Halle vermieten immerhin 38.000 Wohnungen und sind so die größte Vermietergruppe. „Nur mit Erneuerung und Sanierung können sich die Genossenschaften nicht weiter entwickeln“, sagt Ronald Meißner. Er ist Chef des Landesverbands der Wohnungsbaugenossenschaften. Immer mehr Verbandsmitglieder haben deshalb wieder den Neubau im Blick. Und durch die historische Niedrigzinsphase könne man auch wieder wirtschaftlicher in größere Neubauten investieren. „In Halle besteht sogar eine besondere Situation. Der Bedarf an Wohnungen ist durch die wachsende Bevölkerung höher als andernorts.“ (mz)

Digital statt analog: Dirk Neumann erklärt das neue „Schwarze Brett“.
Digital statt analog: Dirk Neumann erklärt das neue „Schwarze Brett“.
Holger John