Wohnungen Wohnungen: BWG zieht sich aus Halle-Silberhöhe zurück
Halle (Saale)/MZ. - Mit dem Verkauf ihrer letzten 310 Wohnungen hat sich die BWG Halle-Merseburg, einer der einst fünf großen Vermieter, aus der Silberhöhe verabschiedet. Im Jahr 1990 besaß die Genossenschaft in dem Neubaugebiet noch 3 000 Wohnungen, mehr als 1 000 wurden seither abgerissen. Die anderen privaten und kommunalen Wohnungsunternehmen setzen indes offenbar weiter auf den Plattenbau-Stadtteil, in dem rund 13 000 Hallenser wohnen.
Über den Verkauf der beiden letzten BWG-Häuser in der Hanoier Straße beziehungsweise in der Alten Heerstraße wurden die Mieter nachträglich in einem Brief informiert. Das ärgerte viele. "Man hat uns einfach mitgeteilt, dass unser Haus zum Jahreswechsel verkauft wurde", sagt ein empörter Mieter. Dabei sei man schon seit den 1980er Jahren Genossenschaftsmitglied. "So behandelt man seine Mitglieder nicht!"
Er könne den Ärger verstehen, sagt dazu BWG-Vorstand Lutz Haake. Man habe aber mit der Bekanntmachung warten wollen, bis der Verkauf tatsächlich über die Bühne gegangen sei. Trotz des Verkaufs sollen die Mieten wohl bis Ende 2014 unverändert bleiben. Die BWG hat ihren Mitgliedern zudem eine Austausch-Wohnung angeboten - was zwei Jahre gelte. Allerdings nicht in der Silberhöhe: "Wir haben dort keine Wohnungen mehr", sagt BWG-Vorstand Lutz Haake.
"Vor zehn Jahren hat die Genossenschaft entschieden, sich nur noch auf ein Groß-Neubaugebiet zu beschränken: Halle-Neustadt." Denn dort besitze man mehr Wohnungen, auch sei die Infrastruktur besser. Dieses Konzept habe man nun umgesetzt.
Andere Genossenschaften und Wohnungsunternehmen schätzen die Silberhöhe anders ein: "Wir stehen zu dem Standort und sehen weiteres Entwicklungspotenzial", sagt Dirk Neumann, Vorstand der Wohnungsgenossenschaft "Freiheit". Rund 2 000 Wohnungen hat diese WG in der Silberhöhe. Nahezu alle seien saniert, der Leerstand lag im vergangenen Jahr bei rund acht Prozent. Und: "Seit drei Jahren verliert die Silberhöhe keine Einwohner mehr."
Auch der größte Vermieter, die kommunale HWG, will bleiben. Seit sechs Jahren vermiete man konstant rund 2 150 Wohnungen - 1999 waren es noch 4 000. "Damit einher ging auch eine deutlich positive Entwicklung der Leerstandsquote: Im Jahr 2002 lag die Leerstandsquote bei knapp 40 Prozent, Ende 2012 waren es vier Prozent", sagt HWG-Sprecher Steffen Schier.
Auch der Bauverein Halle-Leuna bekennt sich zur Silberhöhe. "Wir planen mindestens mittelfristig keinen Verkauf unserer 850 Wohnungen." Denn in einem "durchaus schwierigen Markt" gehörten auch diese Wohnungen zur Angebotspalette des Bauvereins. Wie alle Unternehmen hat der Bauverein in der Vergangenheit Häuser auf der Silberhöhe abgerissen - rund die Hälfte seiner ehemals 2 000 Wohnungen.
Perspektive für das Neubaugebiet Halles sieht - natürlich - auch Uwe Martens von der Bankimmobilien-Vertriebsgesellschaft aus Halle, die die 310 BWG-Wohnungen gekauft hat. "Wir haben die Anlage gemeinsam mit einem börsendotierten Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen gekauft und werden sie auch selbst bewirtschaften", so Martens. Dem Unternehmen gehören nun rund 1 000 Wohnungen auf der Silberhöhe.
Bei der beschworenen Perspektive der Silberhöhe läuft der Konkurrenz-Kampf der Unternehmen aber längst. So wirbt ein Vermieter inzwischen mit einer extrem niedrigen Kaltmiete von 1,99 Euro!