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23 Stunden Mysterien nachgehen Wofür sich Wissbegierige beim Besuch im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle besonders interessiert

32 Stunden lang blieb das Museum für Vorgeschichte am Wochenende offen.

Von Annette Herold-Stolze Aktualisiert: 04.10.2021, 14:30
Himmelsscheiben zum Selbstprägen: Richard Woick (links) und Yannik Stange ließen sich das nicht entgehen. Richards Eltern Beatrix und Mathias Woick haben ein bisschen geholfen.
Himmelsscheiben zum Selbstprägen: Richard Woick (links) und Yannik Stange ließen sich das nicht entgehen. Richards Eltern Beatrix und Mathias Woick haben ein bisschen geholfen. Foto: Annette Herold-Stolze

Halle (Saale)/MZ - Wer sich einen der bedeutendsten archäologischen Funde Mitteldeutschlands mit nach Hause nehmen will, braucht etwas Geschick und etwas Geduld. Er benötigt darüber hinaus einen Rohling aus Bronze und fünf Prägestempel für Horizont, Sterne, Sonnenbarke, für Voll- und für Halbmond. Werkzeug und Material sind im Landesmuseum für Vorgeschichte vorrätig, guten Rat gibt es bei Bedarf auch. Am Einheitswochenende wurden Himmelsscheiben-Münzen im Akkord geprägt - von zahlreichen Gästen, die sich zur Sonderöffnung über 32 Stunden in dem Haus an der Richard-Wagner-Straße umschauten.

Himmelsscheibe bei vielen Besuchern des Landesmuseum für Vorgeschichte beliebt

Dass die Himmelsscheibe auch an diesem besonderen Wochenende im Mittelpunkt des Interesses stand, hat Mitarbeiter wie Monika Bode, für Museumspädagogik und Besucherbetreuung zuständig, nicht weiter erstaunt. Das mysteriöse Fundstück hat über die Jahre nichts von seiner Strahlkraft eingebüßt und ist mit der noch bis Januar laufenden Sonderausstellung zudem in ein neues Licht gerückt. Wie das eigentlich war im Europa der Bronzezeit ist eine Frage, die auch Familie Roick mit Sohn Richard und Patenkind Yannik Stange ins Museum gelockt hatte. Dass das nun auch nachts geöffnet war, machte das Ganze noch spannender.

„Ich wollte schon lange mal nachts ins Museum“, sagte Richard (9). Am Tage sind alle vier längst schon im Haus gewesen, und auch die Himmelsscheibe war ihnen nicht fremd. Dass es sie nun auch zum Mitnehmen gab - um so besser. Eifrig machten sich Richard und Yannik ans Werk, Beatrix und Mathias Roick halfen, wo nötig. Die beiden Jungs haben ihre Bronzemünzen gleich noch bemalt, so dass Horizont, Sterne, Sonne und Mond wie beim Original golden leuchteten.

Faszinosum Himmelsscheibe aber sei das Aufregendste

Nur dessen grünliche Korrosionsschicht ließ sich auf die Schnelle nicht nachbilden. Der 13-jährige Yannik hatte aber auch dafür schon eine Idee. „Man müsste sie an einem Ort mit guter Luftfeuchtigkeit aufheben“, hatte er sich überlegt. Fest stand schon, dass in beide Scheiben ein Loch hineingeschlagen und ein Band hindurchgezogen werden sollte - zum Aufhängen zu Hause.

Über dieses Alter ist Dieter Kiebelt hinaus, aber nachts ins Museum gehen zu können, das hat den 59-jährigen Sachsen dann doch gereizt. Sein Geld verdient er als Trockenbauer, Teile seiner Freizeit widmet er der Archäologie. Schon seit seiner Jugend interessiere er sich dafür, habe jede Menge gelesen und auch Ausstellungen besucht. Das Faszinosum Himmelsscheibe aber sei das Aufregendste, dass er in dieser Hinsicht je gesehen habe, erzählte er.

Mehr Schulklassen besuchen das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle

Dass die seit Januar laufende Sonderausstellung das Exponat in einen größeren, neuen Zusammenhang rückt, war ihm jede Menge Lob für das hallesche Museum wert, das er nicht zum ersten Mal besucht hat. Kiebert hob die Mischung von interessanter Aufmachung und jeder Menge Information hervor. „Das ist etwas fürs Auge und für den Kopf“, lautete sein Fazit über die Sonderausstellung.

Besucherbetreuerin Bode freute sich über das Interesse an Museum und Ausstellung. Zunehmend kämen wieder Schulklassen ins Haus, berichtete sie. Von der Dauereröffnung, die mehr als 1000 Besucher nutzten, erhofft sich das Museum einen Effekt für die Zukunft, und es besteht Anlass für Optimismus. So waren am Sonnabend Vertreter der deutschen Landtagspräsidien zu Gast, und Angehörige der Bürgerdelegationen aus ganz Deutschland, die das Wochenende in Halle verbrachten.

Viel Zeit für die Ausstellung hatten sie nicht, wie Monika Bode erzählte. Aber offensichtlich um so mehr Interesse. Viele Gäste hätten sich im Museumsshop mit Material zur Schau eingedeckt. Vielleicht, so die hallesche Hoffnung, machen sie damit zu Hause ordentlich Werbung.