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Offener Brief der Studenten Wo führt der Sparkurs an der Uni Halle hin?

Studenten der Uni Halle schreiben einen offenen Brief wegen drastischer Kürzungspläne. Wie die Landtagsabgeordneten aus Halle darauf reagieren.

Von Jonas Nayda 17.09.2021, 10:30
Studenten und Bauern protestierten gemeinsam im Juni gegen die Sparpläne der Universität. Die Landwirtschaftliche Fakultät ist bedroht.
Studenten und Bauern protestierten gemeinsam im Juni gegen die Sparpläne der Universität. Die Landwirtschaftliche Fakultät ist bedroht. (Foto: Silvio Kison)

Halle (Saale)/MZ - An der Martin-Luther-Universität (MLU) wird weiter über die anstehenden Sparmaßnahmen diskutiert. Bei einer Sondersitzung des Hochschulsenats am Donnerstag sprach Rektor Christian Tietje unter anderem über die Pläne, wie die Haushaltskonsolidierung und Profilschärfung vonstatten gehen sollen. So sollen zunächst intern Leitlinien erarbeitet werden, die aufzeigen, welche Strukturen überhaupt möglich wären, wenn die Uni keine zusätzliche Finanzierung erhält. Nach MZ-Informationen würde die MLU in diesem Fall ihre Studentenzahl von aktuell mehr als 21.000 auf rund 17.000 reduzieren müssen. Außerdem würden hunderte Stellen für Uni-Angestellte wegfallen, darunter auch mehrere Professuren, wodurch letztendlich ganze Fächer in Gefahr wären.

„Jetzt erstmal Leitlinien festzusetzen und festzustellen, was es tatsächlich bedeuten würde, mit der gekürzten Grundfinanzierung auszukommen, ist nicht schlecht“, sagt Lukas Wanke, Sprecher des Fachschaftsrates der Philosophischen Fakultät I. Die finanzielle Anpassung dann umzusetzen, sei allerdings eine andere Frage.

„MLU verliert schleichend an Attraktivität, Ausstrahlung und letztendlich Funktionalität“

Während bei der Senatssitzung am Donnerstag noch kein konkreter Beschluss in Sachen Sparmaßnahmen gefasst wurde, haben einige Studenten erneut die Initiative ergriffen. Nachdem bereits im Juni eine große Demonstration in Halle organisiert wurde, hat das Bündnis „MLUnterfinanziert“ nun einen offenen Brief an alle halleschen Landtagsabgeordneten geschrieben, der der MZ vorliegt. Die Landesregierung ist für die Hochschulen in Sachsen-Anhalt zuständig.

In dem offenen Brief fordern die Studenten die Abgeordneten auf, sich verstärkt für die MLU einzusetzen. Es brauche eine deutliche Erhöhung der Landesmittel und eine breite Diskussion über die Zukunft der MLU. „Die Situation jetzt führt mit pauschalen Kürzungen, dem Verlust von immer mehr Fächern und der drohenden Abschaffung von Professuren nur dazu, dass die MLU schleichend an Attraktivität, Ausstrahlung und letztendlich Funktionalität für das Land verliert“, heißt es in dem Schreiben.

Sinnvolle Änderungen der Strukturen und Abläufe innerhalb der MLU

Die halleschen Landtagsabgeordneten der Regierungsparteien stellten sich auf MZ-Nachfrage größtenteils hinter die Forderungen der Studenten, ließen aber auch Kritik anklingen. „Der SPD und mir liegt eine auskömmliche Ausstattung der Hochschulen im Land am Herzen“, sagt etwa Katja Pähle (SPD). Das Grundbudget der MLU sei in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen und solle auch künftig weiter verstetigt werden. Allerdings müsse der Rektor dem Landtag vorlegen, wie Defizite entstanden sind, damit man in den Haushaltsverhandlungen auch über Mehrbedarfe diskutieren könne. Die vier halleschen CDU-Abgeordneten sehen das ähnlich. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass die Universitäten des Landes gegenüber den Fachhochschulen nicht benachteiligt werden“, sagt Marco Tullner. Es sei jedoch notwendig, dass die Uni sich auch Veränderungsprozessen stellen müsse. „Sinnvolle Änderungen der Strukturen und Abläufe innerhalb der MLU können sie nachhaltig stärken“, sagt Konstantin Pott (FDP), der selbst bis vor kurzem noch an der MLU studiert hat. Kürzungen seien im Koalitionsvertrag nicht vorgesehen.

Die Opposition schlägt energischere Töne an. Die beiden halleschen Linken-Abgeordneten Henriette Quade und Hendrik Lange sprechen von „Betrug am Bund“, falls das Land nicht seinen Finanzierungspflichten nachkomme. Wolfgang Aldag (Die Grünen) sagt, dass er sich für eine Erhöhung der Grundfinanzierung einsetzen wolle. Es müsse ergebnisoffen diskutiert werden.