Wimmelbilder statt Schokolade Wie zwei Künstler aus Halle mit ihren liebevoll gestalteten Adventskalendern die Phantasie anregen
Mit besonderen Kalendern verschönern zwei hallesche Künstler wieder die Adventszeit - auch mit einem Motiv aus der Stadt.

Halle (Saale)/MZ - Spielzeug oder Schokolade wird man in den Weihnachtskalendern von Gabriel Walther und Noah Klotzsche nicht finden. Dafür jede Menge Anregungen für die eigene Phantasie. „Verwandlungskalender“ nennen die beiden ihre Kunstwerke, man könnte sie wohl auch als Wimmelbilder mit doppeltem Boden bezeichnen.
Wimmelbilder statt Schokolade: Künstler aus Halle regen mit ihren Adventskalendern die Phantasie an
Die Illustratoren erzählen mit ihren liebevoll gestalteten Adventskalendern Geschichten vom 1. Dezember bis Heiligabend und zwar vor und hinter den Türchen. Manchmal beziehen sie sich sogar auf das Motiv vom Jahr zuvor, wie es bei Noah Klotzsches Erzgebirgskalender der Fall ist. Inspiriert von vielen Urlauben in seiner Kindheit hat er 2020 eine Spielzeugmacherwerkstatt in Szene gesetzt
In diesem Jahr reicht der Blick in die Tiefe unterm Spielzeugmacherhaus: in ein ehemaliges Bergwerk, in dem jetzt Wichtel arbeiten - und zwar an Spielzeug. Damit erinnert der Künstler auch daran, dass Spielzeugmacherei im Erzgebirge um so populärer wurde, je mehr der Bergbau zurückging. Und an die der Weihnachtszeit nachgesagte Heimlichkeit natürlich. Und sicher an noch viel mehr, aber das überlässt Noah Klotzsche, der sich auch mit seinen tierischen Wochenkalendern über Jahre einen Namen gemacht hat, dem Betrachter.
„Hallesche Häuser“ heißt ein Adventskalender un zeigt Schönheit der Stadt
Beide Künstler wollen mit ihren Arbeiten „das Kind im Erwachsenen wecken“, wie Noah Klotzsche sagt. Und tatsächlich wissen sie, dass viele ihrer Kalender Erwachsenen die Adventszeit verschönern. Aber eben auch Kindern oder gar beiden zusammen, etwa wenn sich der Vater zu den Motiven eine spannende Geschichte überlegt.
Futter für die Phantasie bietet auch die neueste Kreation von Gabriel Walther. „Hallesche Häuser“ heißt sein diesjähriger Adventskalender. Nicht mehr alle darauf abgebildeten Gebäude sind so noch im Stadtbild zu erkennen - ein alter Gasthof etwa, der in der Gründerzeit seinen Mittelalter-Charme verlor. Anderes stand oder steht nicht an dem Platz, an den Illustrator Walther es gestellt hat.
Aber so viel Detailtreue ist für den Künstler zweitrangig, mehr geht es ihm darum, was einmal war und wieviel Schönes die Stadt nach wie vor zu bieten hat. Damit trifft er einen Nerv, ebenso wie mit seinen papiernen Lichtobjekten. „Halle-Kalender kommen auch außerhalb gut an“, erzählt er und berichtet von Anfragen aus Merseburg und Zeitz: Dort wünscht man sich auch so besondere Souvenirs, wie Gabriel Walther sie für Halle geschaffen hat.
Künstler haben sich entschieden, ohne einen Verlag zu aufzutreten
Beide Künstler arbeiten als freischaffende Illustratoren, jeder für sich - und doch zusammen. „Wir sind im künstlerischen Austausch“, sagt Gabriel Walther. Das sei schon deshalb wichtig, weil die Arbeit des Illustrators eine recht einsame sein könne. Beide Künstler haben sich auch dafür entschieden, ohne einen Verlag zu aufzutreten, auch wenn das teils deutlich mehr Aufwand mit sich bringt - der künstlerischen Freiheit wegen.
„Wir wollen uns nicht von den Erfordernissen der Verlage rundschleifen lassen“, sagt Noah Klotzsche. „So können wir es uns leisten, Ecken und Kanten zu haben.“ Die Kalender gibt es unter anderem im Laden „Feingemacht“, Gr. Ulrichstraße 21, in der Zeitkunstgalerie, bei Jacobi & Müller sowie bei Molsberger. Sie sind auch im Internet bestellbar - zu finden mit den Suchstichworten Lichtsubjekt bzw. SinnBildWerk.