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„Ich möchte Kunst demokratisieren“ Wie eine hallesche Studentin Mithilfe eines Stipendiums ihren Traum zur Museums-Kuratorin folgt

Wie die angehende Kunsthistorikerin mit einem besonderen Stipendium ihr Studium meistert und in der Berufswelt ankommt.

Von Phillip Kampert 03.11.2021, 12:30
Als Stipendiantin greift Inna Skliarska auf ein großes Netzwerk an Unterstützern und Förderern zurück.
Als Stipendiantin greift Inna Skliarska auf ein großes Netzwerk an Unterstützern und Förderern zurück. Foto: Silvio Kison

Halle (Saale)/MZ - Die Kunst- und Kulturszene ist zu elitär, findet Inna Skliarska. Viele Leute könnten mit den Erklärungen, der Präsentation, der Atmosphäre wenig anfangen. Der Zugang sei einfach zu schwierig. Skliarska will das ändern, würde gerne in Zukunft Verantwortung für Ausstellungen übernehmen und die spannende Welt der Kunst für alle zugänglich machen: „Ich möchte Kuratorin werden und Kunst demokratisieren.“ Doch wie kommt man dahin?

Deutschlandstipendium soll begabte Studenten bei Studium und Arbeit unterstützen

Skliarska studiert an der Martin-Luther-Universität Halle Kunstgeschichte im Master, arbeitet nebenher im Kunstmuseum Moritzburg an der Digitalisierung des Museumsarchivs. Es ist ein guter Anfang, doch reicht der Nebenjob, um nach dem Abschluss am Arbeitsmarkt punkten zu können? Außerdem erhält die 23-jährige gebürtige Ukrainerin kein Bafög. „Mein Familie könnte mich finanzieren, was ich natürlich nicht will“, erzählt sie. Wie also Studienfinanzierung und Arbeitserfahrung, oft unbezahlte Praktika, miteinander verbinden?

Das Deutschlandstipendium ist ein Projekt, um begabte Studenten in diesen zwei Bereichen zu unterstützen. Stipendiaten werden monatlich mit 300 Euro unterstützt. Der Clou dabei: Jedes Stipendium wird zur Hälfte von einem privaten Stifter getragen, das kann ein lokales Unternehmen, ein Ehemaliger oder eine Stiftung sein. Die Universität Halle hat mittlerweile - das Deutschlandstipendium gibt es seit zehn Jahren - ein großes Netzwerk an Förderern, so dass in diesem Jahr 120 Studenten ein solches Stipendium erhielten. Skliarska ist eine von ihnen, bereits zum zweiten Mal erhält sie eine einjährige Förderung.

Hallesche Studentin will Museen interaktiver und inklusiver machen

Ihr Förderer ist Ralf-Torsten Speler. Der elegant auftretende Mittsiebziger ist interessiert am akademischen Nachwuchs und kann gerade Skliarska Tipps und Kontakte geben. Speler ist nämlich selber Kunsthistoriker und war lange Zeit für die Museen der Universität zuständig. Skliarska fühle sich privilegiert, ihn als Förderer zu haben: „Der fachliche Austausch ist unbezahlbar.“

Zusätzlich zu der Erfahrung des altgedienten Kunsthistorikers hat Skliarska auch eigene Pläne, was sie in die Museen- und Ausbildungslandschaft einbringen will. „Die meisten Besucher sind 50 plus“, sagt sie, man müsse aber zusätzlich jüngere Generationen ansprechen und diejenigen, die von der Kunstwelt vielleicht etwas eingeschüchtert seien. „Die Besucher müssen mehr ins Museum integriert werden“, sagt sie.

Als Ausstellungsverantwortliche ein großes Augenmerk auf soziale Medien

Sie würde Ausstellungen interaktiv gestalten, um ein breites Publikum zur Auseinandersetzung mit den Werken anzuregen. Außerdem würde sie als Ausstellungsverantwortliche ein großes Augenmerk auf soziale Medien legen, wo sich viele potenzielle Besucher tummeln. Skliarskas Lieblingskünstlerin, die Fotografin Cindy Sherman, macht den Spagat zwischen der etablierten Kunstszene und der Offenheit für neue Kanäle vor:

Als die 67-Jährige ihre erste Kunstauszeichnung erhielt, gab es das Internet noch nicht. Mittlerweile hat sie die Bildsprache der Selfies für sich entdeckt. Dass Skliarska nach dem Studium in die Position kommt, ihre Ideen bei großen Ausstellungen zu verwirklichen, wird durch die Förderung wahrscheinlicher. Ihr Rat an alle Studenten: „Bewerbt euch, habt keine Angst.“