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Ab in die Zukunft Wie der Vorsitzende des Kleingartenvereins „Vorwärts“ frischen Wind in die Anlage bringt

Marc Nitschke ist kommissarischer Vorsitzender im Kleingartenverein „Vorwärts“. Er hat viele Ideen für die Grünanlage. Warum er denkt, dass Kleingärten vielmehr Gemeinschaftscharakter haben sollten.

Von Silvia Zöller 18.06.2021, 15:30
Marc Nitschke ist froh, dass  Sandra Sossna engagierte Pächterin der Gartenkneipe ist. Auch zu Arbeitseinsätzen versorgt sie die Gärtner.
Marc Nitschke ist froh, dass Sandra Sossna engagierte Pächterin der Gartenkneipe ist. Auch zu Arbeitseinsätzen versorgt sie die Gärtner. Fotos: Silvio Kison

Halle (Saale) - Wenn man Marc Nitschke in seinem Garten in der Ammendorfer Anlage „Vorwärts“ besucht, fällt gleich eines auf: In fast allen Gärten wachsen Kohlrabis. Manche sind noch nicht ganz so groß, andere schon riesig. Und jeder Kleingärtner hat da sein Geheimrezept, wie er mit dem schwersten Kohlrabi der Saison Kohlrabi-König werden kann. „Unser Sohn Matteo hatte im Vorjahr einen Kohlrabi mit 13 Kilo Gewicht“, freut sich der kommissarische Vorsitzende des Kleingartenvereins über den Gärtnererfolg seines Fünfjährigen.

 Kohlrabis sind das Besondere in der Anlage: Doreen Nitschke züchtete auch mehrere der Sorte „Gigant“. Wer hat zum Ende der Saison den größten?
Kohlrabis sind das Besondere in der Anlage: Doreen Nitschke züchtete auch mehrere der Sorte „Gigant“. Wer hat zum Ende der Saison den größten?
(Foto: Kison)

Viel Unterstützung bei Arbeitseinsätzen

Überhaupt ist dem 47-Jährigen wichtig, dass sein Sohn viel Freude im Garten hat und hier gerne mit seinen Eltern ist. „Eine Verjüngung klappt doch nur dadurch, dass man die Gärten für die Kinder attraktiv macht“, sagt er. Daher habe er sich mit seinem Team zur Aufgabe gemacht, die Anlage für die Zukunft und damit für Kinder und Jugendliche voranzubringen.

Auch wenn die formelle Wahl des Teams aufgrund der Corona-Krise verschoben wurde und noch aussteht, haben Nitschke und der Rest des Vorstandes auch so schon jede Menge Unterstützung: Bei Arbeitseinsätzen sind immer 20 Kleingärtner dabei - und das, obwohl sie alle 14 Tage stattfinden. „Die Leute freuen sich, dass etwas gemacht wird, dass sich die Anlage weiter entwickelt“, sagt Nitschke, „auch wenn man es nicht jedem Recht machen kann.“

Das jährliche Kohlrabiwiegen ist natürlich auch Motiv in der Anlage.
Das jährliche Kohlrabiwiegen ist natürlich auch Motiv in der Anlage.
(Foto: Kison)

Imkern im Kleingarten: Gärtner haben sich für die Bienenstöcke etwas Besonderes ausgedacht

Während im Vorjahr der bislang unbefestigte Platz vor der Gartengaststätte gepflastert und mit einem Blumenbeet versehen wurde, ist in diesem Jahr der Spielplatz dran. Die alten Spielgeräte wie ein Karussell werden integriert, aber ein neues Klettergerüst, eine Sandkiste, eine Doppelschaukel und eine Sitzmöglichkeit kommen hinzu. „Unser Ziel ist es, bis zu den Sommerferien fertig zu werden“, sagt Nitschke. Auch hier bringen die Gartenfreunde Arbeitsleistung mit ein. Die rund 22.000 Euro teure Anlage wird aber auch durch Fördermittel und Sponsoren mitfinanziert.

Mehrere Bienenvölker werden in der Anlage durch einen Imker betreut. Und die Kleingärtner haben sich für die Bienenstöcke etwas Besonderes ausgedacht: Sie haben ein bepflanztes Dach erhalten. Auch in der Gaststätte, die seit 2019 mit Sandra Sossna wieder eine Pächterin hat, haben die Vereinsmitglieder Hand angelegt: Ein Raum für Familienfeiern ist gerade frisch hergerichtet worden. Pläne gibt es noch genug: „Wir haben verschiedene Fördermittelanträge gestellt.

Erneuerungen in der Kleingartenanlage gehen Schritt für Schritt voran

Die Anlage soll WLAN bekommen, auch die Hauptwasserleitung soll erneuert werden“, sagt Nitschke. „Aber es geht nur Schritt für Schritt.“ Nicht alle Baustellen sollen gleichzeitig die Ruhe im Garten vermiesen, vielmehr sollen die anstehenden Arbeiten abgeschlossen werden, bevor neue beginnen.

Woher seine Liebe zum Kleingärtnern kommt, kann der 47-Jährige leicht erklären: „Wir hatten früher in Bruckdorf einen gemeinsamen Garten mit meinem Vater.“ Seit zwölf Jahren nun bewirtschaftet er seinen eigenen Garten in Ammendorf und erfüllt damit auch einen Wunsch des Vaters, das Faible für den Garten an Sohn Matteo weiterzugeben.

Kleingärten sollten vielmehr Gemeinschaftscharakter haben

Gerade in Corona-Zeiten hätten auch viele Hallenser ihre Liebe zum Gärtnern entdeckt. „Wir hatten eine große Nachfrage“, sagt Nitschke. Zurzeit seien jedoch alle 140 Gärten verpachtet, es gibt eine Warteliste. „Die Zeiten, wo man für 200 Euro Abstandszahlung einen Garten vom Vorpächter erhalten konnte, sind vorbei“, ergänzt er. Und ist froh, dass sich in Halle dennoch nicht Zustände wie in Berlin eingebürgert haben, wo Gärten an den Meistbietenden vergeben werden.

Kleingärten sollten vielmehr Gemeinschaftscharakter haben, wie er in Ammendorf geübt wird, meint Nitschke. Sei es durch die Arbeitseinsätze oder durch das Angebot eine Pflanzenmarktes für alle. Und auch durch ein wenig Gelassenheit. „Es gibt genug strenge Vorlagen“, meint er. „Ein Garten muss schön sein“, das sei die Hauptsache. (mz)