Wettin-Löbejün Wettin-Löbejün: Schatzkammer unterm Dach

Löbejün/MZ - Bei den internationalen Carl-Loewe-Festtagen im April in Löbejün wird es ein besonderes Highlight geben: Die Stadt Wettin-Löbejün und die Internationale Carl-Loewe-Gesellschaft (ICLG) eröffnen eine Forschungs- und Gedenkstätte zur Erbepflege des Balladenkomponisten. Auf dem heutigen Kirchplatz steht das Haus, in dem sich einst eine Schule befand und in dessen oberem Stockwerk Loewe (1796-1869) mit seiner großen Familie lebte.
Wechselvolle Geschichte
Das Haus hat eine wechselvolle Geschichte. 1530 als Schulhaus errichtet, wurde es 1886 wegen Baufälligkeit abgerissen. Kurz danach entstand auf den alten Grundmauern eine neue Schule, das heutige Carl-Loewe-Haus, und das ist Teil des mittelalterlichen Stadtkerns von Löbejün. Nachdem Traditions- und Erbepflege sowie die weltweite Forschung der ICLG einen Stand erreicht hatten, der Loewe-Fans in Europa, Asien und Übersee in Kontakt brachte, wurde eines klar: Mit dem Loewe-Haus könnte für sie ein musikalisch-geistiges Zentrum geschaffen werden. Stadt und ICLG positionierten sich dafür - der Museumsgedanke war geboren. Freilich sollte es eine sehr lange Zeit brauchen, ehe die nötigen Bauarbeiten stattfinden konnten. Das lag nicht nur an der Beschaffung von Fördermitteln und Spenden, sondern auch am Zustand des Hauses. Rückschläge, Baustopps, Materialdiebstähle und Wasserschäden ließen die Fertigstellung des Carl-Loewe-Museums immer wieder in weite Ferne rücken.
Parallel dazu hat Schatzmeisterin Heidelore Rathgen aber die Konzeption der musealen Dauerausstellung übernommen. Und die Auswahl der Ausstellungsobjekte erwies sich als äußerst kompliziert - aufgrund der Menge des zur Verfügung stehenden Materials.
Auf vier Ebenen des Hauses stehen 450 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung. „Unser Anliegen ist es“, so der Präsident der ICLG, Dr. Andreas Porsche, „einen zentralen Ort der Begegnung, Musik, Wissenschaft und Bildung zu schaffen, der Museum, Archiv und Konzertsaal zugleich sein kann.“
So wird es schon im Vestibül mit Museumsshop eine Einstimmung auf den Rundgang geben. Dann folgt der Kammermusiksaal, in dem künftig museumspädagogische Arbeit mit Schulklassen möglich ist. Klavierunterricht für Musikschüler, Lesungen und kleinere Veranstaltungen werden außerdem dort stattfinden. Der nächste Raum wird wohl sehr großes Interesse bei allen Biedermeier-Fans wecken. Es handelt sich um das nachgestaltete Wohnzimmer der Familie zu Loewes Kinderzeit. Pate stand bei der Einrichtung die Beschreibung in Loewes Selbstbiografie. Raum 4 ist Loewes Wirken in Stettin gewidmet und seinem kompositorischen Gesamtwerk. Präsentiert wird eine große Auswahl von Noten-Erstdrucken und Musikaufnahmen. Die Schatzkammer des Museums befindet sich im Dachgeschoss. Hier werden nicht Gold und Edelsteine präsentiert, sondern Schätze, die die ICLG durch ihre Forschungen und die immer intensiver werdenden weltweiten Kontakte zusammentragen konnte. So sind die größte bekannte Loewe-Tonträgersammlung, eine Schenkung des schottischen Adligen Ian Robertson Lilburn, ein Edison-Phonograph und Grammophone ebenso ausgestellt wie Texte, Briefe, Original-Notenblätter, Porträts und Instrumente. Wer sich hier umschaut, kann eine audiovisuelle Präsentation erwarten. Im Kellergewölbe wird ein Studio eingerichtet. Das Carl-Loewe-Museum wird am 26. April eröffnet.
