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Wettbewerb "Jugend forscht" Wettbewerb "Jugend forscht": Tsunami im Plexiglas-Kanal

Von Peter Godazgar 27.04.2013, 18:48
Wellenmacher: Annika Pia Schulze und Lehrer Harald Adler verfolgen am Laptop, welchen Druck das Wasser ausübt.
Wellenmacher: Annika Pia Schulze und Lehrer Harald Adler verfolgen am Laptop, welchen Druck das Wasser ausübt. Thomas Meinicke Lizenz

Halle/MZ - Es waren Bilder, die um die Welt gingen - und die wohl niemanden kaltließen: Fast 20 000 Menschen kamen im März 2011 ums Leben, als ein Tsunami über Japan hereinbrach. Auch Annika Pia Schulze sah die Aufnahmen aus Fernost - und in gewisser Weise kann man sagen: Das Thema hat die Hallenserin bis heute nicht losgelassen.

Wie konnte es sein, fragte sich die Gymnasiastin, dass die Zerstörungen durch die Flutwelle so enorm waren - wo doch Japans Bauten gleichzeitig als sehr erdbebensicher gelten? Und: Ist es möglich, Häuser so zu bauen, dass sie einem Tsunami besser standhalten? Diese Fragen ließen die Schülerin nicht mehr los; und sie mündeten zunächst in einer Facharbeit für das Fach Geografie, in dem Annika Schulze das Thema auf theoretischer Ebene bearbeitete. „Ich wollte die Sache aber auch von der praktischen Seite angehen“, sagt sie. Herausgekommen ist ein Projekt mit dem Titel „Tsunami - Kann Japan seinen Hochhausbau tsunami-sicher machen?“ Mit ihm hat die 18-Jährige bereits den Regional- und den Landesausscheid des Wettbewerbs „Jugend forscht“ gewonnen.

Mithilfe ihres Lehrers Harald Adler konstruierte Annika Schulze einen „Tsunami-Kanal“: Das ist ein etwa zwei Meter langer, schmaler Kasten aus Plexiglas, in dem eine Welle simuliert werden kann. Und zwar nicht nur eine Oberflächenwelle, wie Annika Schulze betont, denn das ist ja das Charakteristische eines Tsunamis: Dass er tief unten am Meeresboden durch ein Seebeben ausgelöst wird. So simuliert also eine bewegliche Plexiglasscheibe auf dem Boden des Kanals die Erdkrustenplatte; per Hebel kann sie bewegt werden - und die Welle auslösen.

Derzeit steckt Annika mitten in den Abiturprüfungen. Doch ein Teil ihrer Aufmerksamkeit gehört weiter ihrem Projekt - kein Wunder: Ende Mai reist sie zum „Jugend forscht“-Bundeswettbewerb nach Leverkusen. Geplant war das alles nicht. Für Annika ist es die erste Teilnahme bei „Jugend forscht“. Es gebe aber natürlich auch die „Wiederholungstäter“, die Schüler also, die „Jahr für Jahr mit einer neuen Idee überraschen“, sagt Lehrer Adler, der auch der „Jugend forscht“-Regionalwettbewerbsleiter für Halle ist.

Annika Schulze beteuert übrigens augenzwinkernd, dass sie eine ganz normale junge Frau ist, die sich auch mal mit Freundinnen treffe. Die Sache mit dem Tsunami, die interessiere sie einfach. Und wo sie schon mal so weit ist, wolle sie das Ganze auch zu Ende bringen. Ja, ergänzt Lehrer Adler, ein gewisses Maß an Beharrlichkeit sei schon nötig, wenn man bei „Jugend forscht“ erfolgreich sein will.

Mindestens so interessant findet Annika ansonsten alles, was mit Kunst zu tun hat - Malerei, Grafik, Bildhauerei, Architektur. „Mich beeindruckt, wie durch Kunst Gefühle ausgelöst werden können.“ Dementsprechend sieht derzeit auch ihr aktueller Berufswunsch aus: Lehrerin - für die Fächer Geografie und Kunst.

Stelzen, Säulen, Keilform oder Dreieck: Welche Form hält dem Mini-Tsunami am besten stand?
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Thomas Meinecke Lizenz