Weinbau Höhnstedt Weinbau Höhnstedt: Die Zukunft ist weiblich
HÖHNSTEDT/MZ. - Jetzt greift der Winzer-Nachwuchs nach den Trauben. Seit zwei Jahrzehnten besteht das erste private Weingut in Höhnstedt. Nunmehr steht dort und anderswo im Dorf ein Generationswechsel an. An neuen Ideen mangelt es nicht.
Fit für die Betriebsübernahme ist Elisabeth Born, die zu den Hoheiten der Branche zählt. Die 25-Jährige fungiert ehrenamtlich als Weinkönigin des Saale-Unstrut-Anbaugebietes.
Ihr berufliches Rüstzeug stammt aus Deutschlands einziger Weinbau-Hochschule Geisenheim. Nach vierjährigem Studium nennt sie sich nicht nur Diplomingenieurin, sondern auch noch Oenologin. Hinter diesem Fachbegriff steckt ihre Spezialität, die Kunst der Kellerwirtschaft. Hinzu kommen in ihrem Falle umfangreiche Weinbau-Erfahrungen aus der Familie. Dieser Aufgabe widmen sich Borns schon über fünf Generationen, im Haupterwerb seit 1990. Das Gut erstreckt sich über etliche Rebhänge rund um den Höhnstedter Kelterberg. Sieben Hektar umfasst das künftige Betätigungsfeld von Elisabeth Born. Eine Erweiterung ist aus ihrer Sicht denkbar. Die junge Frau: "Ich brauche Platz für meine Ideen." Sie will Anregungen aus Praktika in der Pfalz, in Neuseeland und in Südafrika umsetzen. "Mir schwebt ein ganz bestimmter Sauvignon Blanc vor", sagt die Höhnstedterin.
Dabei handelt es sich um eine Qualität, die es in der Region noch nicht gibt. Um zu testen, dass es sich lohnt, braucht sie 5 000 Rebstöcke. So viel passen ungefähr auf einen Hektar. Meistern will sie das Experiment mit ihrem Lebenspartner, der von Haus aus Getränketechnologe ist.
"Die Zukunft ist weiblich", meint Harry Hoffmann, dem das viereinhalb Hektar große Weingut "Alte Schrotmühle" gehört. Der Winzer weiß, wem er sein Erbe einmal anvertrauen kann. Tochter Marie ist zwar erst 22 Jahre jung, doch verfügt sie schon über viel mehr Wissen als das Weinbau-Einmaleins. Gerade absolviert die Studentin, die sich in Geisenheim gleichfalls zur Trauben-Expertin ausbilden lässt, ein Praktikum in einem 300-Hektar-Weingut in der Nähe von Saragossa in Spanien. Noch steht nicht fest,wo sie ihr Studium nach dem Bachelor fortsetzt. "Möglicherweise mache ich den Master-Abschluss dann gleich in Spanien", überlegt die fremdsprachensichere Jung-Winzerin. Solange müsste dann allerdings der Vater die Pflege ihrer ersten heimischen Lage, des Händel-Weinberges in Zappendorf, übernehmen.
Interesse allein genügt nicht. Leidenschaft ist die erste Bedingung, um in Höhnstedt nach der Krone greifen zu können. Melissa Häßler liefert den Beweis. Als Weinprinzessin bringt die 22-Jährige alles mit, um für den Rebensaft die Werbetrommel zu schlagen. Aufgewachsen ist sie in einem klitzekleinen Weingut, das sich die Höhnstedter Weinerzeuger nennt und noch völlig auf Handarbeit setzt. Obwohl ihre Hoheit beruflich zunächst an der Burghochschule Halle gelandet ist, kann auch sie sich eine Zukunft ohne Weinbau nicht vorstellen.