Weihnachtsmarktbuden-Test Weihnachtsmarkt Halle (Saale): Welcher Glühwein schmeckt am besten?

Halle (Saale) - Bei diesem Angebot fällt die Auswahl schwer: Mehr 15 Glühweinstände locken auf dem halleschen Weihnachtsmarkt zum Genießen. Und auch an den Ständen selbst ist das Angebot noch einmal riesig: Wein vom Winzer? Oder lieber Obstwein? Mit oder ohne Schuss? Wein aus Deutschland oder Frankreich? Und die Kardinalsfrage überhaupt: Rot oder Weiß?
Glühweintest auf dem Weihnachtsmarkt in Halle (Saale): Sommelière der Weinbar „Cuvee“ muss es wissen
Um eine kleine Entscheidungshilfe zu geben, haben wir uns mit einer Expertin zum ultimativen Glühweintest getroffen: Gemeinsam mit Ines Thomalla, Sommelière und Inhaberin der Weinbar „Cuvee“ in der Bernburger Straße, haben wir - ohne Anspruch auf Vollständigkeit - sechs Glühweinhütten besucht und die Fachfrau nach ihrem Urteil befragt.
Die Hallenserin ist die perfekte Besetzung für den Test, kann sie doch gleich mehrere Qualifikationen in puncto Wein vorweisen. So hat Ines Thomalla jeweils ein Zertifikat der Deutschen Wein- und Sommelier-Schule in Koblenz sowie des Deutschen Wein-Instituts in Mainz in der Tasche, ist zudem Weinfachberaterin des Instituts und Mitglied in der Sommelier-Union - einem Verbund verschiedener Weinanbaugebiete. Kurzum - sie muss es wissen.
Glühwein-Hütten im Test: Die „Heiße Hütte“ mag es nicht so süß
Erste Station der Glühweintour ist die „Heiße Hütte“. Cordula Metzschke schenkt dort seit 20 Jahren Glühwein aus. „Würzig und nicht so süß“, urteilt Ines Thomalla über den roten Glühwein - laut „Hütten“-Wirtin Metzschke trotz des kommenden Weißweins immer noch der Klassiker. „Viel Nelke“, stellt Wein-Expertin Thomalla fest. Der weiße Glühwein schmecke nach geriebenem Apfel und sei gut gesüßt. Welcher Wein indes da im Glas ist, verrät Cordula Metzschke nicht: „Hütten-Geheimnis“ ...
Glühwein-Hütten im Test: Die „Glühweintasse“ lockt mit Aramenakirsche und Mandelduft
Weiter geht’s zur „Glühweintasse“ - der Stand mit dem riesigen Trinkgefäß auf dem Dach. Hinter dem Tresen steht Jan Schulze-Wenning, der erst im vergangenen Jahr mit dem Glühweinstand gestartet ist. Sein Tiroler Glühwein direkt aus Innsbruck kommt bei den Hallensern gut an.
Ines Thomalla hält die Nase über das dampfende Getränk, das einmal in Rot - einem Merlot mit dem Aroma der Amarenakirsche und dem Duft nach Mandel - und einmal in Weiß vor der Testerin steht. „Der weiße hat Länge - das heißt, der Alkohol ist gut eingebunden und sticht nicht hervor“, so Ines Thomalla. Im weißen Glühwein versammeln sich „frühreife“ Rebsorten: Weißburgunder, ein fruchtiger Müller-Thurgau und ein Chardonnay - eine Cuvee also, erklärt die Sommelière den „Mix“ aus mehreren Rebsorten.
Glühwein-Hütten im Test: „Zum heißen Elch“ macht Lust auf mehr
„Lust auf mehr“ verspürt unsere Testerin beim Genuss des weißen Glühweins, den Martin Guderitz am Stand „Zum heißen Elch“ einschenkt: „Angenehme Süße, kräftige , aromatische Cuvee “, erfahren wir von Ines Thomalla, die anschließend auch den roten Glühwein - von dem es den einfachen und einen Winzer-Glühwein für 50 Cent mehr pro Glas gibt - beurteilt: Fruchtig nach Waldbeeren schmeckt letzterer, ein Portugieser, zudem seien die Gewürze „fein abgestimmt“.
Apropos einschenken: Getestet wird stets nur der aus der „Feuerzangenbowle“ berühmt gewordene „wönzige Schluck“, begleitet von Geruchsprobe und Inaugenscheinnahme. Daher lässt sich die Wein-Expertin das Getränk auch stets in ein Glas umfüllen. Auch beim „Heißen Hirsch“ wird die Frage „Rot oder Weiß?“ heiß diskutiert. „Männer sind da ziemlich konventionell - Hauptsache, es wirkt“, so Guderitz, während Frauen gerne experimentieren und öfter zum weißen Glühwein greifen. „Der ist definitiv im Kommen“, so der „Hirsch“-Wirt.
Glühwein-Hütten im Test: Rosinierte Trauben bei der „Glühweinkutsche“, Säure im Abgang beim„Glühwein vom Winzer“
An Schaffraths Glühweinkutsche, angereist aus Wansleben, fallen Ines Thomalla beim weißen Glühwein die „rosinierten Trauben“ auf - lecker. Bei Ferdinand Bauer, mit seinem „Glühwein vom Winzer“ seit 1998 alljährlich ohne Unterbrechung auf Halles Weihnachtsmarkt vertreten, trifft unsere Fachfrau auf einen kräftigen Dornfelder von der Nahe - eines der 13 Anbaugebiete Deutschlands. „Ein Duft nach Pflaumen - und schön Säure im Abgang“, so Ines Thomalla. Letzteres deute darauf hin, dass der Alkohol noch nicht verflogen sei - also der Wein nicht verkocht wurde. Pluspunkt!
Glühwein-Hütten im Test: Bei Schloss Wackerbarth gibt’s nur weißen Glühwein
Ob roter oder weißer Glühwein - diese Frage stellt sich am Stand von Schloss Wackerbarth auf der Westseite des Marktes nicht: Dort gibt’s nur weißen. Aber was heißt „nur“? Kräftig in der Note, schmeckt er nach Orangenlikör und einem Hauch Rum - so muss es sein.
Kunststück: Die Radebeuler Winzer kreieren ihn nach einem Rezept des Raugrafen von Wackerbarth, der das älteste Glühweinrezept Deutschlands erfunden hat. Doch ganz gleich, auf welchen Glühwein die Wahl trifft - eins steht für unsere Sommelière fest: „Es gibt kein emotionaleres Getränk als Wein.“ (mz)
