Weihnachten in Ungarn: Weihnachten in Ungarn: Alles ohne Wunschzettel

Halle (Saale)/MZ. - Mehr als 20 Jahre ist es her, dass der Ungar László Réthy Weihnachten zu Hause war - zu Hause in der Stadt Veszprém in der Nähe vom Balaton. Dort spielt sich das Leben in diesen Tag vor allem draußen ab.

"Bei uns liegt immer Schnee", erzählt Réthy. Weil die im Mittelalter sehr bedeutende Stadt auf einem Berg liegt, sei es für die weiße Decke immer kalt genug. Und so wird Ski- und Schlitten gefahren, was das Zeug hält. "Aber sonst ist Weihnachten bei uns fast wie in Deutschland", überlegt Réthy.

Seit er in Halle das eigene Restaurant mit dem Namen vom ungarischen Plattensee eröffnete, hat er viel zu tun - von November bis zum neuen Jahr. Weihnachtsfeiern, Familienfeste - alle essen im Balaton. Aber zwischendrin muss Zeit bleiben - fürs Baumschmücken und Einkaufen.

Denn wie in Deutschland werden auch in Ungarn am Heiligen Abend Geschenke verteilt. "Aber von Wunschzetteln halte ich gar nichts", sagt der Balaton-Chef. "Wer sich Mühe gibt, weiß ganz genau, was das Richtige für seine Lieben ist." Man müsse einfach nur über den anderen ein bisschen nachdenken.

Nach der Bescherung wird gegessen: Gans, Karpfen oder gefülltes Kraut - eine ungarische Spezialität. Sauerkraut wird dafür um Schweine- oder Rindfleisch gewickelt und mit Sauerrahm verfeinert. Doch wie man es nicht vermuten würde, bleibt das Essen wenig pikant. "Wir machen nichts besonders scharf. Paprika muss Weihnachten nicht zwingend ins Essen, auch wenn viele das denken. Nur der Wein ist wichtig. Alle trinken Wein zum Essen", sagt der Ungar.

Auch in die Kirche gehen nur die Ungarn, die auch wollen. Alle anderen bleiben zu Hause. "Und da ist es immer voll. Die Familie kommt. Die Brüder und Schwestern", erzählt Réthy. Vor allem auf sein Enkelkind freut er sich: "Mit Kindern ist Weihnachten ganz anders. Die können noch stauen."

Hier in Deutschland bleiben dem Restaurantbesitzer nur wenige Stunden für die Familie. Dann lacht und feiert er wieder mit seinen Gästen. "Sogar Genscher war schon da", ist Réthy stolz. Und wie man ihm auf ungarisch frohe Weihnachten wünschen kann? "Karácsonyi ünnepeket", heißt es.