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Krümel werden Forscher Warum Halles Kinder im Regenwurm-Fieber sind

20.04.2021, 14:00
Emelie und Emelie sind schon fündig geworden, Sidney und Mathilda (von rechts) suchen noch nach Regenwürmern.
Emelie und Emelie sind schon fündig geworden, Sidney und Mathilda (von rechts) suchen noch nach Regenwürmern. Foto: Annette Herold-Stolze

Halle (Saale) - Mathilda hat mit ihren sechs Jahren schon recht konkrete Vorstellungen von ihrer beruflichen Zukunft. Wurmsucherin möchte sie werden. „Weil die immer so niedlich und dick sind“, haben es die Tiere dem Mädchen angetan. Durch Mathildas Interesse sind sie sogar zu einem Schwerpunkt-Thema in der Kindertagesstätte „Goldener Gockel“ in Halle-Neustadt geworden.

Kooperation mit der IHK: Kinder sollen eine naturwissenschaftlich-technischen Bildung erhalten

Die Einrichtung in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt (Awo) ist gerade erneut als „Haus der kleinen Forscher“ zertifiziert worden. Deutlich wird das an einer Ehrenplakette der gleichnamigen Stiftung, die für besonderes Engagement in der naturwissenschaftlich-technischen Bildung von Kindern verliehen wird. Seit 2009 kooperiert die Industrie- und Handelskammer (IHK) Halle-Dessau mit der Initiative – aus nahe liegenden Gründen: Die Mitgliedsunternehmen haben ein großes Interesse an einschlägig gebildetem Nachwuchs.

Und so ist es eben mehr als Spielerei, wenn Mathilda, Sidney und die zwei Mädchen, die beide auf den Namen Emelie hören, in einem Blumenbeet auf dem Kita-Innenhof nach Regenwürmern graben. Zunächst werden die Würmer in einem Schauglas Platz finden. Das muss man sich wie einen Kasten vorstellen.

Im Regenwurm-Fieber: Kinder lernen durch Gartenarbeit

Zwei Wände bestehen aus Holz, zwei aus Glas, so dass die Kinder genau verfolgen können, was die lichtscheuen Tiere in der hineingefüllten Erde treiben: lange Gänge graben vor allem. Die Kinder wissen schon, dass auf dem durch das ständige Umgraben entstehenden Humus die Erdbeeren im Kita-Garten besonders gut gedeihen werden.

Erzieher Felix Kahl koordiniert in der Kita mit 259 Plätzen das „Forscher“-Programm. Inspirationen für neue Themen gebe es eigentlich ständig, erzählt er – aus den Rahmenprogramm der Stiftung, vor allem aber aus dem Wissensdrang der Mädchen und Jungen. „Wenn sie begleitet werden, bleiben sie auch am Thema dran“, sagt der Erzieher.

Viel ergebe sich im Moment aus der Gartenarbeit, die die Kinder mit Freude betreiben. Kita-Leiterin Anja Schaper-Wust kündigt an, dass demnächst Larven per Post ins Haus kommen werden. Wie sich daraus Marienkäfer entwickeln, beobachten die Kinder in der Kita, bevor die Tiere wie die Regenwürmer auch im Garten freigelassen werden.

Mehrere Effekte: Kinder üben gemeinsame Aufgaben und befassen sich mit Pflanzen

An den verschiedenen Forschungsprojekten sind die ganz kleinen wie die größeren Kinder im „Goldenen Gockel“ beteiligt, alle ihrem jeweiligen Niveau entsprechend. Mit den Krippenkindern wollen die Erzieherinnen in diesem Jahr ein Kräuterbeet anlegen. Was dort heranwächst, soll zu Kräuterbutter oder -tee verarbeitet werden, wie Anja Schaper-Wust berichtet.

Das Ganze habe gleich mehrere Effekte. Die Kinder üben, etwas gemeinsam zu tun, befassen sich mit Pflanzen, sehen sie größer werden und können sie schließlich sogar essen. Da sei manches Kind vielleicht offener, etwas geschmacklich Neues auf dem Tisch zu probieren, hofft die Kita-Chefin. (mz/Annette Herold-Stolze)