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Gedenken an 17. Juni 1953 Warum ein blutiger Tag in Halles Geschichte eine Mahnung für die Zukunft ist

Auf dem Hallmarkt wurde am Dienstag an den Volksaufstand am 17. Juni 1953 erinnert. Halles Oberbürgermeister und ein Gedenkstättenpädagoge des Roten Ochsen zogen daraus Schlüsse für das Hier und Jetzt.

Von Denny Kleindienst 17.06.2025, 18:09
OB Alexander Vogt (parteilos) und Gedenkstättenpädagoge Niklas Poppe legten Kränze an der Gedenktafel am Hallmarkt nieder.
OB Alexander Vogt (parteilos) und Gedenkstättenpädagoge Niklas Poppe legten Kränze an der Gedenktafel am Hallmarkt nieder. Foto: Steffen Schellhorn

Halle (Saale)/MZ - Eine Gedenktafel am Hallmarkt erinnert an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 – ein Aufstand, an dem seinerzeit rund eine Million Menschen an Hunderten Orten in der DDR teilnahmen, um sich gegen die SED-Diktatur zu stellen, freie und geheime Wahlen sowie die Wiedervereinigung Deutschlands zu fordern. Und der in Halle ein blutiges Ende nahm.

60.000 Menschen versammelten sich am 17. Juni 1953 auf dem Hallmarkt. Daraufhin wurde das Kriegsrecht verhängt, Panzer fuhren auf. „Acht Hallenser starben am 17. und 18. Juni. Eine neunte Person wurde hingerichtet“, sagte Gedenkstättenpädagoge Niklas Poppe vom Roten Ochse, als zum Jahrestag am Hallmarkt der Opfer des Volksaufstandes gedacht wurde. Poppe erklärte auch, dass der Aufstand die SED-Regierung vor ein Legitimationsproblem stellte und sie anschließend „versuchte, etwas zu legitimieren, was nicht zu legitimieren war“.

So sei der Aufstand von der Staatspropaganda zu einem vom Westen gelenkten faschistischen Putschversuch erklärt worden. Laut Poppe habe diese Umdeutung aber nicht verfangen. „Zu viele waren Teil davon, um zu wissen, wie es nicht war.“

Warum das Gedenken an die Opfer des 17. Juni 1953 wichtig ist

Der Pädagoge zog dabei auch den Vergleich in die heutige Zeit, sprach von Aufnahmen Molotowcocktail werfender Demonstranten in den USA, die per Künstlicher Intelligenz generiert wurden, und die es in echt gar nicht gab.

Halles Oberbürgermeister Alexander Vogt betonte ebenfalls die heutige Relevanz des 17. Juni. „Der Kampf für die Demokratie ist nie beendet“, sagte er. Und: „Freiheit ist nicht selbstverständlich.“

Vogt forderte dazu auf, aktiv mitzugestalten und antidemokratischen Tendenzen entgegenzutreten. „Demokratie lebt vom Miteinander.“ Das, so Vogt, bedeute auch, mit Leuten zu sprechen, „mit denen wir nicht einer Meinung sind“.