Unrat auf Wiesen und Hecken Warum dieser Hallenser für andere den Müll wegräumt
Weil ihn der achtlos in die Natur geworfene Müll vor seinem Haus stört, räumt der junge Hallenser kurzerhand selbst auf.

Halle (Saale) - Steffen Schwope hat es gern ordentlich. „Ich versuche, meine Sachen schnell wegzuräumen“, sagt der 31-Jährige. Und das gilt nicht nur für seine eigene Wohnung in der Nähe des Südparks in Neustadt. So erklärt der Hallenser außerdem: „Ich mag es, wenn die Natur grün ist.“ Es ärgere ihn, wenn Müll einfach weggeworfen werde. Wenn der Unrat auf Wiesen herumliegt und sich in Hecken sammelt. Es mag daran liegen, dass er inzwischen genauer hinschaut. Doch seit er darauf achtet, „ist mit aufgefallen, wie viel Müll das ist.“
Steffen Schwope hat sich auch gefragt, wer diesen Müll eigentlich wieder wegräumt? Vor einigen Wochen habe er deshalb die Stadt angeschrieben, aber bisher noch keine Antwort erhalten. Dann habe seine Frau vorschlagen, dass sie den Müll selbst aufheben könnten. „Ich war skeptisch“, gesteht er. Denn schließlich würden sie den Müll anderer Leute aufheben, was er als eher unangenehm empfand. Noch dazu gebe es keinen Lerneffekt bei denen, die für den Dreck verantwortlich seien. Letztlich kam Steffen Schwope aber zu dem Schluss: „Wenn es mich stört, muss ich etwas machen.“
„Eine Windel war auch dabei.“
Im Baumarkt kauften er und seine Frau eine Kralle, mit der sie den Müll aufheben konnten, und sie fingen noch am selben Tag damit an. Auf der großen Runde mit ihrem Hund „Baby“, einem Jack Russel Terrier, nahmen sie an jenem Aprilwochenende Kralle und Müllbeutel kurzerhand mit. Es habe nicht lange gedauert, bis er voll war. Am häufigsten weggeworfen würden laut Steffen Schwope Taschentücher und OP-Masken. Doch im Grunde würde man alles Mögliche finden. „Eine Windel war auch dabei.“
Letztes Wochenende hat das Ehepaar die Sammelaktion wiederholt. Bei dieser Runde seien sie auch auf ein anderes Pärchen gestoßen, das bei ihrer Gassitour mit Hund ebenfalls Müll aufsammelte. „Das war schön, zu sehen“, sagt Steffen Schwope, der im Controlling im Uni-Klinikum arbeitet. Denn Spaß mache das Müllaufsammeln in der Freizeit nicht, verrät er. Was wiederum dazu führe, dass „man sich komisch vorkommt, wenn man das nur allein macht“. Dann aber andere Leute zu sehen, denen dies offenbar ebenfalls ein Bedürfnis ist, sei schön und wichtig zugleich.
„Es ist gut, wenn überall etwas passiert“
In verschiedenen halleschen Facebookgruppen hat Steffen Schwope ein Bild geteilt, um weitere Personen zu animieren. Dadurch bekam er mit, dass es durchaus schon Leute in Halle gibt, die genau das tun. Mitglieder von Fridays for Future etwa, die regelmäßig zu Aufräumaktionen zusammenkommen. „Ich habe sie angeschrieben, ob sie auch mal zum Südpark kommen würden.“ Er habe dazugeschrieben, dass er dann auch mit aufräumen würde. Und auch der Freiwilligenagentur Halle, die an diesem Wochenende die Hallenser an zahlreichen Orten in der Stadt zum gemeinsamen Saubermachen einlud, habe er vorgeschlagen, nächstes Jahr den Südpark mit auf den Plan zu setzen.
„Es ist gut, wenn überall etwas passiert“, versichert Steffen Schwope, gibt aber auch zu, dass „mich zuerst einmal meine Ecke interessiert“. Und dort wird er auch weiterhin sozusagen vor der eigenen Haustür kehren. Was er sich derweil wünschen würde: Dass mehr und auch größere Mülleimer aufgestellt werden. (mz/Denny Kleindienst)