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Urlaub im Wohnmobil Warum die Pandemie das Reisen im Wohnwagen erschwert

Corona-Einschränkungen bringen auch manchen Hallenser aufs Wohnmobil. Doch nach wie vor ist Urlaub im Ferienhaus auf Rädern wegen der Pandemie schwierig.

Von Annette Herold-Stolze 14.05.2021, 08:00
Fürs Foto ein kleiner Moment fast wie Urlaub: Mirella Kittel, Mitarbeiter Stefan Kittler und Dogge Melli vor einem Wohnmobil, das hoffentlich bald auf Reisen gehen soll.
Fürs Foto ein kleiner Moment fast wie Urlaub: Mirella Kittel, Mitarbeiter Stefan Kittler und Dogge Melli vor einem Wohnmobil, das hoffentlich bald auf Reisen gehen soll. Foto: Annette Herold

Halle (Saale) - In den Sommerferien ist nur noch mit viel Glück ein rollendes Ferienhaus zu haben. Doch Oster- und Pfingstgeschäft hat Corona den Wohnmobilvermietungen Kittel in Halle und WWZ mit Sitz in Sennewitz verhagelt. Die Kunden seien unsicher, berichtet WWZ-Betriebsleiter Ronald Rackwitz. Das ziehe Umbuchungen oder Stornierungen nach sich, bestätigt Mirella Kittel, die als Mitarbeiterin ihres Mannes Maik beim gleichnamigen Verleiher tätig ist.

Corona-Pandemie hat Nachfrage nach Wohnmobilen erhöht

Dabei bieten moderne Wohnmobile jede Menge, um sich autark zu versorgen. Die Ausstattung wird immer ausgefeilter, wie Mirella Kittel in einem Auto zeigt, das gerade neu auf dem Betriebshof steht. Nichts mehr mit Polsterumklappen – der Camper legt sich darin auf einem Hubbett zur Ruhe. Das sei mehr als technische Spielerei, macht Mirella Kittel bei einer praktischen Vorführung deutlich: Die Reisenden gewinnen den in einem Wohnmobil so kostbaren Platz, wenn das Bett tagsüber unter der Decke hängt. Nur, dass das Interesse an solchen Finessen im Moment zwar da ist, sich aber nicht in Buchungen für den Frühling niederschlägt.

Dabei ist so mancher neu aufs Wohnmobil gekommen, als im vergangenen Jahr plötzlich Corona das inzwischen auch hierzulande so selbstverständliche Reisen in alle Himmelsrichtungen deutlich komplizierter bis unmöglich machte, berichten die Vermieter. In Sennewitz ist von gut 50 Prozent Buchungen durch Neukunden die Rede. Mirella Kittel erzählt, dass zwar mehr Nachfragen eingingen, viele Autos zu diesem Zeitpunkt aber schon vergeben waren. „Unsere Stammkunden mieten oft schon im Jahr zuvor“, erzählt sie. Es mache sich auch immer an den Buchungen bemerkbar, wenn im vierten Quartal viele Angestellte ihren Jahresurlaub festlegen.

Herausforderungen beim Reisen mit dem Wohnmobli während der Pandemie

Aber jetzt? Von 40 Buchungen für diese Tage seien gut 35 storniert worden, berichtet WWZ-Betriebsleiter Rackwitz. Es gebe einfach zu viele Unklarheiten bei den Wohnmobil-Interessenten, die oft nicht von einem auf den anderen Tag losfahren können. „Wir sagen unseren Kunden immer: ,Wir dürfen vermieten, aber Ihr müsst Euch informieren’“, erzählt Rackwitz. Von den Ideen, mit einem Wohnmobil auf Parkplätzen an der Strecke Halt zu machen – was bis zur Wiederherstellung der Fahrtüchtigkeit erlaubt ist –, hält er nicht so viel.

„Was soll denn das für ein Urlaub sein? Man kann zwar fahren, aber beim Stopp Markise öffnen oder Tisch und Stühle herausstellen ist untersagt – dann wäre es Camping.“ Einigermaßen zuversichtlich blicken die Vermieter nun auf die Zeit der Sommerferien in Sachsen-Anhalt. Sie machen wenig Hoffnung, dass dann noch ein Auto zu haben ist. Das ist kein ganz neuer und zudem auch ein anderswo zu beobachtende Trend, wie deutlich wird. Manche Interessenten kommen auf ganz besondere Ideen.

Alles außer ein Geschirrspüler

Mirella Kittel berichtet von einem Kunden, der aus Berlin mit dem Zug anreiste, um in Halle ein Auto zu mieten und damit in den Norden zu reisen. In Berlin waren zu dieser Zeit Ferien. Es habe auch schon Anreisen aus Bremen gegeben. Für die Mieter lassen sich so unter Umständen Kosten sparen, wenn in ihrem Bundesland mit den Ferien die Preise in Sachen Urlaub steigen.

So viel wie möglich für ihre Kunden möglich machen, sei ein wichtiger Geschäftsgrundsatz, heißt es aus beiden Firmen. Aber manchmal müssen Wohnmobilvermieter passen. Mirella Kittel erzählt von einem Kunden, der sich nach dem Vorhandensein eines Geschirrspülers erkundigte. Vergebens. WC, Dusche, Kühlschrank, Herd, oft auch Fernseher und auf jeden Fall eine Spüle – vieles ist da in den hierzulande üblichen Wohnmobilen. Aber den Abwasch muss der Urlauber von Hand erledigen. (mz)