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Vorschlag der Linken für Halle Vorschlag der Linken für Halle: Straßenbahn fahren ohne Fahrschein?

Von jan-ole prasse 14.09.2015, 18:55
Hallesche Straßenbahnen
Hallesche Straßenbahnen Meinicke/Archiv Lizenz

Halle (Saale) - Einfach in die Straßenbahn einsteigen und losfahren - ohne Ticket. Wenn es nach der Vorstellung der Linken geht, dann könnte das die Zukunft in Halle sein. Die Partei fordert seit längerem, dass der Nahverkehr sich künftig nicht mehr zu einem großen Teil über die Fahrscheineinnahmen finanziert. Stattdessen wäre eine kommunale Abgabe denkbar, die alle Hallenser monatlich zahlen - egal ob sie die Havag nutzen oder nicht. „Wir erhoffen uns dadurch eine deutliche Verbesserung der Auslastung und einen höheren Anreiz, das Auto stehen zu lassen“, sagte gestern Abend der Fraktionsvorsitzende Bodo Meerheim (Linke) auf einer Veranstaltung der Linken im Steintor-Varieté, bei der über den Weg zu einem fahrscheinlosen Nahverkehr diskutiert wurde.

Idee kostet viel Geld

Um diese Vorstellung umzusetzen, braucht es viel Geld. Bisher finanziert sich die Havag zu 54 Prozent aus Fahrscheineinnahmen. Das sind derzeit rund 34 Millionen Euro pro Jahr von den 52 Millionen Fahrgästen. Diese Einnahmen sollen bis zum Jahr 2020 noch auf über 40 Millionen Euro steigen. Hinzu komme der Betriebskostenzuschuss der Stadtwerke und der Stadt sowie die Investitionszulagen unter anderem des Landes. „Die Finanzierung des Nahverkehr allein über Fahrscheine wird nicht funktionieren“, sagte Matthias Lux, Stadtwerkevorstand. In den kommenden Jahren werde dieses Problem noch größer, da die Havag selbst kaum noch einsparen könnte.  „Die Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs steht unter Druck. Das ist eines der zentralen Themen der Zukunft“,  sagte Lux.

Linke schlägt Umlagefinanzierung vor

Für die Linke in Halle ist das die Umlagefinanzierung. Diese müsse aber sozial gestaffelt und kein Pauschalbeitrag sein, sagte Dominik Fette, Referent in der Bundestagsfraktion der Linken in Berlin. Auch Touristen in der Stadt müssten eine Abgabe für den Nahverkehr analog  einer Kurtaxe zahlen. Mittlerweile würden 75 Städte weltweit einen fahrscheinlosen Nahverkehr haben.

Frühestens nach  2020 könne diese Vision in Halle Realität werden. Zunächst müsse es Gesetzesänderungen auf Bundes- und Landesebene geben. „Über eine  solche gravierende Änderung müssten die Hallenser in einem Bürgerentscheid abstimmen“, so Meerheim. (mz)