Volkspark Volkspark: Burg-Studenten zeigen ihre Mode

Halle (Saale) - Wer kennt es nicht - das Spiel mit „Vorher-Nachher“? Dem haben sich nun auch die Studentinnen und Studenten der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle in ihren Semesterarbeiten hingegeben - und ihre phantasievollen Kreationen am Freitagabend auf den Laufsteg im großen Saal des Volksparks geschickt. Denn es ist - Kenner der Szene wissen das - wieder einmal Fashion-Time.
Alljährlich zum Semester-Ende im Februar und im Sommer, dann verbunden mit der Jahresausstellung der Burg, präsentieren die Studenten nämlich in ihren Entwürfen das, was sie an der renommierten Hochschule gelernt und an Ideen entwickelt haben. Bevor aber die begehrten Plätze im Saal eingenommen, die Scheinwerfer auf die Models gerichtet sind, wird traditionell das Jahrbuch der Burg vorgestellt. Seit 2012 wird es von der Burg entworfen und editiert. In diesem Jahr liegt der Fokus auf dem Komplex des Ausstellens und Präsentierens.
Doch zurück zur Modenschau: Wieder einmal ist das Publikum hellauf begeistert, wird jedes Model, jeder Entwurf - manchmal noch in letzter Sekunde mit Nadel und Faden gerichtet - mit tosendem Applaus bedacht. Neben den Professoren und Dozenten der Burg, die teilweise mit gestrengem Auge kritisch das Geschehen verfolgen, sitzen im Saal jede Menge Freunde, Bekannte und Kommilitonen der angehenden Modemacher - und manchmal auch deren superstolzen Eltern.
„Vorher - Nachher“ ist dabei das Oberthema, dem die einzelnen Semester ihre ganz unterschiedlichen Variationen untergeordnet haben. So hat das zweite Studienjahr das Thema „Supersize Me“ gewählt: Die Studenten entwarfen jeweils ein Outfit für sich selbst und beschäftigten sich mit Silhouetten und Volumen - sozusagen als Spiegelung von Aspekten der eigenen Persönlichkeit.
Der manchmal nicht ganz einfachen Konstellation „Mutter und Tochter“ widmet sich das dritte Studienjahr. In ihrer Kollektion setzen die Studenten die zuvor gestellte Aufgabe um, sich mit innovativen Fügetechniken auseinanderzusetzen und Alternative zur klassischen Nähnaht zu finden. Einen Blick in die Zukunft eines selbst gewählten Modelabels riskierte das vierte Studienjahr mit „Makeover“.
Auch freie Projekte sind zu sehen: Das von Julia Tabakov zum Beispiel. Es hat mit dem Titel „Work in Progress“ seinen Ursprung in Baustellen-Verkleidung aus Industrie-Netz, das deren Schöpferin poetisch in eine Kollektion aus gerafften und drapierten Kleidern übersetzt. Absolventin Helene Werner zeigt ihre Masterkollektion „Heute bin ich“, in der sie sich mit der unbefangenen, spielerischen Art auseinandersetzt, wie Kinder gefundene Gegenstände phantasievoll für Verkleidungen umnutzen. Zudem rekonstruiert sie das klassische Herrenhemd zu Kleiderformen und aufwändigen Drapagen.
In ihrer Master-Arbeit „Fun“ präsentiert Irena Zrno eine puristische Kollektion für Arbeitsbekleidung - mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit in der Mode. Flora Taubners Bachelorkollektion „Herbarium“ ist eine humorvolle Kritik an der traditionellen Form der Haute Couture. Flora Taubner versteift dafür einen Teil ihrer zarten Stoffe und erzeugt damit markante und ungewöhnliche Formen, die von Erscheinungen der Natur inspiriert sind. Nach eineinhalb Stunden steht für alle Beteiligten des Abends fest: Das „Vorher-Nachher“-Experiment ist gelungen!
Erfolgreich ist übrigens auch die Zusammenarbeit der Burg mit dem Team von Ariane Garzareck, das in stundenlanger Arbeit Make-up und Frisuren der Models gestaltet. Dafür gibt’s ebenfalls viel Applaus vom Publikum, das sich anschließend tanzlustig in die After-Show-Party stürzt. Bei der sind - nach dem oft monatelangen Stress nun ziemlich erleichtert - auch die jungen Kreativen dabei. Und auch die Models, oft Freunde der Modeschöpfer, tanzen bis in den Morgen - allerdings steht bei ihnen zuvor noch das leidige Abschminken an. (mz)