VfL Halle 96 VfL Halle 96: Traumstart mit Blessuren

Halle (Saale) - Ungewohnte Klänge hallten am Sonntagnachmittag durch das HWG-Stadion am Zoo. Beim Oberliga-Spiel gegen Schott Jena gab ein Neuzugang der besonderen Art sein Debüt für den VfL Halle 96: Volker Nowak, der Dudelsack-Spieler mit dem Künstlernamen McNowi. Erst begleitete er auf seinem Instrument den Einlauf der beiden Mannschaften, dann gesellte er sich zu den VfL-Anhängern und untermalte die Fan-Gesänge.
Melvin Gohlke verstärkt ab sofort den Kader des VfL Halle 96. Der offensive Mittelfeldspieler wechselt von den A-Junioren des Halleschen FC in die Männermannschaft der Zoo-Kicker. Bereits in der vergangenen Saison machte Gohlke mit dem VfL Bekanntschaft. Im Landespokal-Halbfinale der A-Junioren kam es zum Stadtderby, Gohlke erzielte beim 2:0-Sieg des favorisierten HFC einen Treffer.
Tatsächlich scheinen McNowis musikalische Einlagen auf Gefallen gestoßen zu sein. Der Fanblock war zwar wieder spärlich besetzt, sang aber kräftig mit. VfL-Pressesprecher Andreas Jahnecke, der den Dudelsack-Spieler über den Schalke-Fanclub „Eisdorfer Knappen“ kennengelernt hatte, will ihn „gern wieder hören“. Und auch Trainer Lars Holtmann, der sonst eher auf Elektro und Hip-Hop steht, konnte sich mit der Sackpfeife anfreunden: „Ist mal was anderes.“
Alles neu beim VfL - wie der Spielerkader mit 13 Neuzugängen, so die Musik. Doch ist auch alles gut? Ja und nein. Die Zoo-Kicker feierten mit dem 1:0 gegen Schott Jena den zweiten Sieg im zweiten Spiel. Doch nach dem 7:0-Auftaktsieg am vergangenen Wochenende beim FC Eisenach waren viele Zuschauer davon ausgegangen, der VfL würde auch Schott in Schutt und Asche legen. Denn die Jenaer hatten ihrerseits 0:6 im Stadtderby gegen die Zweite von Carl Zeiss verloren und gelten ohnehin als Abstiegskandidat.
Bury ist bester Vorlagengeber
So kam es dann doch nicht. Der VfL ist zwar wunderbar in die Saison gestartet, hat 8:0 Tore und sechs Punkte auf dem Konto und ist weiter Tabellenführer. Trotzdem läuft im Spiel der Zoo-Kicker noch nicht alles perfekt. Lars Holtmann, der schon nach dem Eisenach-Spiel auf die Euphoriebremse trat, sollte Recht behalten. Und stellvertretend für die zwei Seiten des VfL stand Alexander Bury. Der 23-Jährige, der in der Vorsaison als Innenverteidiger eingesetzt wurde, spielt mittlerweile im zentralen Mittelfeld. Coach Holtmann hat bei seinem Schützling eine ganz neue Stärke entdeckt - Eins-gegen-eins-Situationen. Wie kein Zweiter im Kader des VfL kann Bury im Alleingang Gegner aussteigen lassen und somit Räume schaffen. Das macht ihn für seine Mannschaft unverzichtbar. „Er kann durch einen Menschen hindurchgehen“, sagt der Übungsleiter.
Seine neu entdeckten Offensivqualitäten hat Alexander Bury in den ersten beiden Spielen auch gleich effektiv eingesetzt. Beim 7:0 in Eisenach bereitete er drei Tore vor. Gegen Schott Jena trat er ebenso als Vorlagengeber in Erscheinung, als er sich in der 14. Minute im Strafraum durchsetzte und auf Stephan Schammer querlegte, der aus kurzer Distanz nur noch einnetzen musste.
Jedoch steht Bury, der zurzeit auffälligste Fußballer in Reihen des VfL, auch für die kleinen Blessuren des Saisonstarts - wenn auch ungewollt. Die Zoo-Kicker versäumten es nämlich gegen Schott Jena, einen zweiten Treffer nachzulegen. Im Offensivspiel klappte noch nicht alles. Oft fehlte das letzte Quäntchen - etwa der letzte Pass. Holtmanns Rat: „Öfter schießen.“
Deshalb blieb es bis zum Ende spannend. Und der immer kämpfende und rackernde Bury musste für seine Kollegen in die Bresche springen, um einen Jenaer Gegenangriff zu verhindern - mit schwerwiegenden Folgen für ihn selbst. Er foulte einen Gegenspieler von hinten und sah dafür zurecht die Rote Karte. „Ich musste alles oder nichts geben“, sagte Bury nach dem Spiel, „ich dachte nur: ,Entweder treffe ich den Ball oder eben nicht.‘“ Er traf ihn nicht.
Spiel gegen Lok wird Gradmesser
Ärgerlich für ihn - und den VfL, schließlich ist Bury aufgrund seiner schwer nachahmbaren Spielweise quasi unersetzbar. Die nächsten Wochen wird der Verlust noch eher zu verkraften sein, wenn die Hallenser gegen den Bischofswerdaer FV und Askania Bernburg antreten. Doch das Derby bei Lok Leipzig am fünften Spieltag wird ein Gradmesser. Dann wird es auch entscheidend sein, ob Alexander Bury wieder mitwirken kann. (mz)