Verkehr Verkehr : Vorerst geringes Interesse am Moped-Führerschein für 15-Jährige
halle/MZ - Seit gut zwei Wochen gibt es ihn nun, den Moped-Führerschein für 15-Jährige. Mit dem Modellversuch sollen Jugendliche mobil gemacht werden. Denn gerade in ländlichen Gegenden sitzen junge Leute oft sprichwörtlich fest. Öffentliche Verkehrsmittel sind rar. Der Weg mit dem Fahrrad ist oft viel zu weit. Würden dann nicht die Eltern in die Bresche springen und ihre Kinder fahren, wären Kinobesuche und Shoppingtouren vermutlich passé.
Am 1. Mai haben deshalb Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen das Projekt „Moped-Führerschein schon mit 15“ gestartet. Der Test ist auf fünf Jahre angelegt und wird wissenschaftlich begleitet. Am Ende soll die Frage beantwortet werden: Sind 15-Jährige reif genug, um mit einem Fahrzeug im Straßenverkehr unterwegs zu sein?
„Ich habe auch mit 15 Jahren meinen Moped-Führerschein gemacht“, sagt Kai-Uwe Michaelis, Fahrlehrer in Halle. Die Idee ist tatsächlich nicht neu. Denn bereits zu DDR-Zeiten durften 15-Jährige Moped fahren. Dass die heutige Jugend dem nicht gewachsen ist, glaubt Michaelis nicht. Die Verkehrsdichte habe zwar zugenommen, dafür seien die Straßenverhältnisse aber besser geworden, sagt er.
Niedrige Geschwindigkeit
Dem Moped-Führerschein für 15-Jährige kann er durchaus Positives abgewinnen: „Wir können damit die jungen Leute an ein verantwortungsvolles Handeln im Straßenverkehr heranführen“, sagt er. Auch Volker Denkewitz, Fahrlehrer in Landsberg, ist von dem Modellversuch begeistert. „Das hätten sie längst machen sollen“, so seine Meinung. Die Jugendlichen erwerben den Führerschein der Klasse AM. Das bedeutet, sie dürfen höchstens mit einer Geschwindigkeit von 45 Kilometern pro Stunde unterwegs sein.
Die Resonanz ist aber - zumindest in der Stadt - bisher nicht sehr groß. Der hallesche Fahrlehrer Olaf Manske vermutet, dass der Bedarf in ländlichen Gegenden größer ist. Bei seiner Fahrschule gibt es bisher jedenfalls keine Anfragen.
Anders sieht es bei Fritz-Ulrich Ludwig in Niemberg aus. Am 2. Mai und damit einen Tag, nachdem das Projekt gestartet ist, meldete sich der erste Interessent. Ewald Kaschta, Fahrlehrer in Teutschenthal, geht davon aus, dass sich auch bei ihm Jugendliche melden werden.
Nicht reif genug
Es gibt jedoch auch kritische Meinungen zum Moped-Führerschein mit 15 Jahren. „Es ist verantwortungslos“, sagt die Ehefrau eines Fahrschullehrers im Saalekreis. Sie möchte nicht namentlich genannt werden, um dem Betrieb ihres Mannes nicht zu schaden.
Die Frau gibt zu bedenken, dass 14-Jährige - in diesem Alter kann mit der Fahrschule begonnen werden - nicht reif genug seien, um ein Fahrzeug zu führen.
Eine Anfrage für den Erwerb des neuen Moped-Führerschein habe es bereits gegeben. Und das, noch bevor das Gesetz überhaupt in Kraft getreten sei. Erkundigt habe sich aber nicht der Fahranfänger, sondern dessen Vater. Keine Ausnahme für die Fahrschule. „Wir erleben es immer wieder, dass die Eltern mitunter mehr interessiert sind als die Kinder.“
Ob ihr Kind wolle oder nicht, ob es reif genug sei oder nicht - einige Erziehungsberechtigte würden darauf keinerlei Rücksicht nehmen. Die Frau spricht von einem Konkurrenzkampf unter den Eltern, der zulasten der Kinder gehe. Und zulasten des Geldbeutels. Denn der Moped-Führerschein sei kein Schnäppchen.
Wie viel Geld auf den Tisch gelegt werde müsse, könne nicht beziffert werden. Das hänge schließlich von der Anzahl der Fahrstunden ab. Mit 1 000 Euro würden Eltern aber rechnen müssen. In den Augen der Fahrlehrer-Ehefrau reine Geldverschwendung. Denn zwei Jahre später könne der Auto-Führerschein gemacht werden.