USV Halle USV Halle: Wieso Ken Kruse aus Dänemark zum Drittligisten wechselte

Halle (Saale) - Völlig unerkannt saß er da oben. In schwarzer Hose und schwarzem Shirt schlenderte der hochgeschossene blonde Schlaks durch die Erdgas Sportarena. Ken Kruse machte sich vorige Woche Donnerstag beim BWG-Cup in Halle bereits ein Bild von seiner neuen Mannschaft. Doch spätestens als sein Name vom Hallensprecher zwischendurch als Neuzugang durchgesagt wurde, wussten alle Zuschauer in der Halle, dass Kruse zum Drittliga-Aufsteiger USV Halle wechselt.
Nur: Wer ist eigentlich Ken Kruse? Der 20-jährige Däne spielte zuletzt in Viborg in der zweiten und dritten Division seines Heimatlandes - das entspricht der dritten bis vierten Liga hierzulande. Letzte Woche Dienstag und Mittwoch machte der Linksaußen ein Probetraining beim USV und überzeugte. „Er ist sehr wurfvariabel, sehr schnell, macht schöne Finten“, lobte Trainer Jörg Neumann. „Er gefällt mir gut.“
Stiefsohn von Jörgen Gluver
Kruse wirkt fast wie ein kleiner Hoffnungsträger für den Aufsteiger, der große Kaderprobleme hat. Doch dass der Däne überhaupt in Halle ist, hat einen Grund: Jörgen Gluver. Der dänische Trainer von Handball-Zweitligist Union Halle-Neustadt ist sein Stiefvater. Gluver hatte im Sommer seine Familie nach Halle geholt und seinem Stiefsohn, der im Sommer seinen Abschluss an einem Handelsgymnasium gemacht hatte, die Vorzüge der Saalestadt präsentiert. „Jörgen hat mir gesagt, dass ich hier Sportwissenschaft studieren kann.“
Und Gluver brachte den 1,88-Meter-Mann auch gleich im halleschen Handball unter. Kruse trainiert die E-Jugend von Union. „Das hat oberste Priorität“, sagt er. Der Verein stellt Kruse eine Wohnung, kümmert sich also um ihn. Aber Kruse wollte auch weiter selbst Handball spielen.
Zufall hat geholfen
Bei einem Training von Union Halle-Neustadt in der Sporthalle im Bildungszentrum fragte Kruse Co-Trainerin Bianka Eckardt, wo man in Halle Handball spielen könnte. Eckardt zeigte auf Jörg Neumann, der mit seinen USV-Handballern auch in der Halle war. Die beiden unterhielten sich und Neumann, der ja einen Linksaußen suchte, lud Kruse zum Probetraining ein. Der Zufall half also kräftig mit.
Über Umwege hat Gluver also für eine Verstärkung beim USV gesorgt. Kruses Verhältnis zu ihm ist sehr gut. „Er macht meine Mutter sehr froh“, sagt Kruse. „Er ist wie ein Vater für mich, auch weil ich kein gutes Verhältnis zu meinem eigenen Vater habe.“
Die beiden gehen häufiger zusammen Squash spielen. Und Gluver mit seinem voluminösen Umfang sticht den Stiefsohn regelmäßig aus. „Er kann das Spiel lesen“, meint Kruse über den ehemaligen Weltklasse-Kreisläufer. „Er ist immer noch sehr beweglich und braucht nur drei Schritte. Ich verliere jedes Mal.“ (mz)