Universität Halle-Wittenberg Universität Halle-Wittenberg: Modernster Campus im Osten

HALLE (Saale) - Im Sachgebiet Hochschulbau der Universität wird gerade an Wegweisern getüftelt. Wo geht es zum Seminar für Sprechwissenschaft und Phonetik? Wo sitzen die Germanisten? Wo die Archäologen? Bald werden die Schilder montiert. Ab Mitte Februar bereits ziehen die ersten Institute der Martin-Luther-Universität auf Halles „Steintorcampus“. Überall in den bisher auf die Innenstadt verteilten geistes- und sozialwissenschaftlichen Instituten bereiten sich rund 3 000 Studenten, 50 Professoren und 350 Mitarbeiter den Umzug auf den neuen innerstädtischen Campus vor.
Mehr als 52 Millionen Euro
Die Arbeiten dort sind fast abgeschlossen. Das Geistes- und Sozialwissenschaftliche Zentrum, so der offizielle Name, ist also noch die größte Hochschulbaustelle Mitteldeutschlands. Mehr als 52 Millionen Euro investiert das Land in Neubauten und die aufwendige Sanierung denkmalgeschützter Gebäude samt Hörsälen des früheren Landwirtschaftlichen Instituts hinter dem Steintor. 75 Prozent der Summe sind europäische Hochschulbau-Fördermittel.
23 Kilometer lange Regalreihen
Doch der modernste Uni-Campus in den neuen Ländern ist praktisch komplett. Bis Weihnachten übergibt der Landesbetrieb Bau der Universität auch die letzten beiden Gebäude. Ausgerechnet diese Neubau-Projekte werden zuletzt fertig: das große Institutsgebäude entlang der Emil-Abderhalden-Straße und die alles überragende Bibliothek. Der 20 Meter hohe Bücherwürfel beherrscht den neuen Campus. Allein dieser Bau kostet - ohne die Erstausstattung mit Mobiliar - 14,3 Millionen Euro. In den 23 Kilometer langen Regalreihen finden 900 000 Bände in der Freihandbibliothek und 120 000 Bände im Kompaktlager aus allen Institutsbüchereien Platz. Von Juli bis September werden die Regale eingeräumt. Andernorts beginnt der Einzug schon in wenigen Wochen. Innerhalb von zehn Tagen ziehen die Institute für Germanistik, Romanistik, das Südasienseminar und Seminar für Indogermanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft der Orientalistik in das zwischen 1832 und 1869 gebaute und nun aufwendig sanierte „Kühn-Haus“ an der Ludwig-Wucherer-Straße ein. Am anderen Ende des Campus, im 1914 eröffneten Haus Adam-Kuckhoff-Straße 35, werden gleichzeitig in den Instituten für Anglistik und Amerikanistik sowie dem Seminar für Slavistik die Kartons ausgepackt.
Keine eigene Mensa
Im Laufe des Jahres werden auch die anderen Universitätsgebäude bezogen. An der Freifläche wird noch bis Februar 2015 gewerkelt. Dort entsteht übrigens auch eine „Café-Bar“. Eine eigene Mensa ist allerdings nicht vorgesehen.
Der Steintor-Campus ist Teil der räumlichen Neustrukturierung der Universität. Mit ihm gibt es vier Hauptstandorte. Neben dem Steintorcampus sind das der Universitätsplatz mit den großen Hörsälen sowie der Verwaltung. Am Weinberg-Campus wurden die Naturwissenschaftler sowie die Informatiker angesiedelt. Als vierter Standort gelten die Franckeschen Stiftungen, in denen vor allem die Erziehungswissenschaften sowie die Theologie konzentriert sind.
Zehn Jahre Planung
„Der Steintorcampus ist der Motor für ein ganzes Stadtviertel“, sagt Halles Oberbürgermeister Bernd Wiegand (parteilos). Die Kommune baut den nahen Steintorplatz aus und um. Dennoch war der innerstädtische rund 400 Meter lange und 150 Meter breite neue Campus umstritten. Mehr als ein Jahrzehnt haben allein die Vorbereitungen und Planungen gedauert, Diskussionen inbegriffen. Die Stadt hatte lange die Spitze als Standort favorisiert. Schon jetzt bemängeln Kritiker, dass die Bibliothek zu klein konzipiert sei, um die rund 1,2 Millionen Bände aufzunehmen. Der Bau war aus Kostengründen 2010 um ein Geschoss verringert worden.