Prof. Dr. Günther Schilling verstorben Uni Halle trauert um ersten Nachwende-Rektor: Prof. Dr. Günther Schilling verstorben

Halle (Saale) - Die Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) trauert um Prof. Dr. Günther Schilling. Schilling war von 1990 bis 1993 der erste demokratisch gewählte Rektor der MLU und führte die Uni durch einen Erneuerungsprozess. Am 8. August ist er im Alter von 87 Jahren verstorben.
In einer am Montagvormittag veröffentichten Mitteilung schreibt der amtierende Rektor Prof. Dr. Udo Sträter: "Wir danken Günther Schilling für seinen unermüdlichen Einsatz für die Universität. In seiner Amtszeit war es die vorrangige Aufgabe, eine jahrzehntelang zentralistisch geleitete und parteipolitisch gelenkte Hochschule in eine weltoffene, der akademischen Freiheit verpflichtete Universität umzugestalten - und das unter Aufrechterhaltung des vollen Lehrbetriebs.
Günther Schilling hat Umstrukturierung an Uni Halle eingeleitet
Sein Bestreben war es von Anfang an, die Universität Halle möglichst schnell in den Kreis der deutschen Universitäten zurückzuführen. So ist es im Wesentlichen sein Verdienst, dass die Martin-Luther-Universität als eine der ersten ostdeutschen Universitäten Mitglied in der Hochschulrektorenkonferenz, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst sowie in der Deutschen Forschungsgemeinschaft geworden ist.
Die komplette Erneuerung der Universität, die durch eine Umstrukturierung der Hochschullandschaft in Sachsen-Anhalt nicht leichter fiel - so begannen in seiner Amtszeit die Verhandlungen mit der Pädagogischen Hochschule Halle-Köthen sowie mit der Technischen Hochschule Merseburg zu deren Integration in die Universität -, war eine immense Aufgabe, die Günther Schilling bewältigt hat. Er legte mit seinem unermüdlichen Engagement den Grundstein für die bis heute sehr positive Entwicklung der Universität. Wir werden Günther Schilling immer ein ehrendes Andenken bewahren."
Günther Schilling: Einst jüngster Hochschullehrer der DDR
Günther Schilling wurde 1930 in Leipzig geboren. Er studierte von 1951 bis 1954 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena Agrarwissenschaften und schloss ein zweijähriges Ergänzungsstudium im Fach Chemie in Jena an. 1957 wurde er mit einer Arbeit "Über den Gehalt mitteldeutscher Böden an Magnesium und dessen Bindungszustand" promoviert. 1958 absolvierte er ein weiteres Zusatzstudium der Radiochemie in Moskau und habilitierte sich 1960 - wiederum an der Uni Jena.
Noch im gleichen Jahr übernahm er kommissarisch die Leitung des Landwirtschaftlich-Chemischen Instituts der Universität Jena. 1961 erfolgte seine Berufung zum Professor für Pflanzenernährung und Bodenkunde sowie gleichzeitig die Ernennung zum Direktor des Instituts. Mit knapp 31 Jahren war er damit der jüngste Hochschullehrer der DDR.
Von 1970 bis zu seiner Emeritierung 1995 war Günther Schilling Professor für Physiologie und Ernährung der Kulturpflanzen an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. In den Jahren 1983 bis 1990 wirkte er als Dekan der Landwirtschaftlichen Fakultät. Am 11. Mai 1990 wurde er in der ersten freien Wahl seit 40 Jahren zum Rektor der MLU gewählt. (mz)