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Traum droht zu zerplatzen Uni Halle (Saale): Studentin aus Mauretanien sucht verzweifelt Hilfe

Von Oliver Müller-Lorey 11.04.2017, 12:53
Mariem Tall will in Deutschland studieren.
Mariem Tall will in Deutschland studieren. Holger John

Halle (Saale) - Es sollte ihr Sprung in ein erfolgreiches Leben werden: ein Jura-Studium in Deutschland. Als Mariem Tall Ende 2015 aus dem westafrikanischen Mauretanien nach Deutschland zog, hatte sie viele Träume. Anderthalb Jahre später sitzt sie in Halle - mittellos, krank und einsam. Aus Euphorie ist Verzweiflung geworden. Und wenn nicht bald etwas geschieht, wird die Mauretanierin in ihre arme Heimat zurückkehren müssen. Ohne Studium. Und ohne Chance auf das Leben, das sie sich erträumt hatte.

Studentin aus Mauretanien: Mariem Tall wollte in Hessen Jura studieren

Alles begann im Jahr 2015. Mariem Tall hatte Abitur in Mauretanien gemacht. Einem armen Land, in dem viele westeuropäische Werte nicht anerkannt sind. Deshalb zog sie zu ihrem Onkel, der in Darmstadt arbeitet. In Hessen wollte sie Jura studieren, um später in ihre Heimat zurückzukehren. Aber schon nach zwei Monaten musste ihr Onkel zurück nach Mauretanien. In der Firma, in der er gearbeitet hat, lief es nicht gut. Plötzlich war auch die Finanzierung ihres Studiums in Gefahr.

Das Land in Afrika, das flächenmäßig dreimal so groß wie Deutschland ist, grenzt an den Atlantischen Ozean. Die meisten Mauretanier sind Muslime.

Mariem Talls Erzählungen nach gelte die Scharia, also das religiöse Gesetz des Islam. Ein großes Problem ist die faktisch noch immer existente Sklaverei in Mauretanien.

So würden Schwarzafrikaner oft in den Häusern der reichen arabischstämmigen Oberschicht arbeiten müssen. (oml)

Mariem zog zu ihrer Cousine nach Kassel und begann Deutsch zu lernen. Ab diesem Zeitpunkt lebte sie nur noch von ihrem Ersparten und einem Kredit, den ihre alleinlebende Mutter aufgenommen hat. „Frauen, die alleine leben, sind nicht gut angesehen. In Mauretanien sind die Werte sehr streng“, erzählt die 22-Jährige. Weil ihre Mutter nur als Sekretärin arbeitet, ist ein weiterer Kredit so gut wie ausgeschlossen. Teure Medikamente gegen eine Herzkrankheit von Mariem Tall verschärfen ihre finanzielle Lage.

Studentin aus Mauretanien: Geldprobleme machen dem Traum von Mariem Tall einen Strich durch die Rechnung

Einziger Ausweg: schnell das Studium beenden, vielleicht währenddessen einen Nebenjob ergattern, den sie gesundheitlich machen kann. „Ich hoffe, bis dahin haben sich meine Gesundheitswerte durch die Medikamente normalisiert“, sagt sie. Doch um ein Studium zu beginnen, muss Mariem Tall erst einmal ein Studienkolleg besuchen, auf dem sie Deutsch auf hohem Niveau lernt.

In Halle bekam sie schließlich einen Platz am Studienkolleg, doch nach einem halben Jahr in der Saalestadt waren ihre Geldreserven aufgebraucht. Der fleißigen Schülerin droht das Geld einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Studentin aus Mauretanien: Verein „Hilfe für ausländische Studierende“ sucht eine Patenschaft für Marien Tall

Der Verein „Hilfe für ausländische Studierende“ springt zwar erst einmal ein, doch für eine dauerhafte Finanzierung ist der nicht ausgelegt, erklärt Geschäftsführerin Margarete Wein. „Mein Wunsch wäre eine Patenschaft. Vielleicht ein kostenarmes oder kostenloses Wohnen nach dem Studienkolleg“, sagt Wein. Noch länger könne ihr Verein Mariem Tall nicht fördern.

Besonders dramatisch: Im Juli erhält die Mauretanierin, wenn alles gut geht, ihr Abschlusszeugnis vom Studienkolleg und könnte dann als Studentin einfacher arbeiten, sagt Margarete Wein. Sie will nicht, dass ihr Schützling so kurz vor dem Ziel aufgeben und zurück nach Mauretanien muss.

Mariem Tall, die nicht nur finanzielle Probleme hat, sondern in Halle auch einsam ist, will mittlerweile keine Rechtswissenschaften studieren. „Ich möchte Politik und Soziologie machen. Dann könnte ich für eine Hilfsorganisation arbeiten und zurück nach Afrika“, sagt sie. (mz)

Weitere Infos und Kontakt unter www.haus.uni-halle.de.