Unglück auf Weihnachtsmarkt in Halle Unglück auf Weihnachtsmarkt in Halle: Identität des Unfallopfers geklärt

Halle (Saale)/MZ - Gegen 17 Uhr unterbricht ein lauter Schrei das ausgelassene Treiben auf dem halleschen Weihnachtsmarkt. Ein 30-jähriger Mann ist unter eine anfahrende Straßenbahn geraten und eingeklemmt worden. Feuerwehrleute, Sanitäter und Notärzte kämpfen wenig später um das Leben des Hallensers - vergeblich. Der Mann stirbt unter der Tonnen schweren Bahn.
Etliche Besucher des um diese Uhrzeit gut gefüllten Weihnachtsmarktes werden Augenzeugen des schrecklichen Unfalls. Viele von ihnen müssen später betreut werden. Ebenso wie der Fahrer der Bahn - er erleidet einen Schock. Rund um den Unglücksort stehen Passanten und weinen - sie können das eben Erlebte kaum fassen. Feuerwehren und Polizei stehen rund um die Bahn-Haltestelle.
Trubel auf dem Markt
Wenige Meter von den Gleisen entfernt geht jedoch der Trubel auf dem Markt weiter. Selbst als der Leichenwagen gegen 18.30 Uhr vorfährt, feiern etliche Besucher keine zehn Meter von der Bahn-Haltestelle entfernt, als wäre nichts passiert. Auch die laute Musik läuft lange nach dem tragischen Unglück weiter und wird erst später abgestellt. Unter welchen Umständen der Hallenser von der Bahn erfasst wurde, dazu wollte sich Polizeisprecherin Ulrike Diener gestern Abend nicht äußern. „Es laufen unsere und die Untersuchungen der Dekra“, sagt sie. Augenzeugen schildern jedoch, dass der Mann kurz vor 17 Uhr an der Haltestelle in Richtung Große Ulrichstraße zwischen zwei Wagen einer Straßenbahn der Linie 3 über die Kupplung gestiegen sein soll.
Möglicherweise wollte er so schneller von einer Marktseite zu anderen gelangen. In diesem Moment fuhr die Bahn offenbar an, der Mann geriet dabei unter die Tram. Dort wurde er so schlimm eingeklemmt, dass die Berufsfeuerwehr der Saalestadt mit schwerer Spezialtechnik anrücken musste. Doch auch die erfahrenen Einsatzkräfte konnten nichts mehr ausrichten. Um Gaffer und Schaulustige fernhalten zu können, spannten Feuerwehrleute und Polizisten Tücher und Decken.
„Eine sehr tragische Sache“, sagte Christian Hensler, der an einer der Weihnachtsmarkt-Hütten ganz in der Nähe der Haltestelle Spielzeug verkauft. Dass die Musik ausgestellt wurde, hält er für eine angemessene Reaktion. „Aber den ganzen Markt zu schließen - das hätte wohl auch nichts gebracht - im Gegenteil: Dann hätte sich der Fokus der Leute noch viel mehr auf das gerichtet, was sich hinter der Absperrung abspielt“, meint er. „Jetzt sind die Leute ruhiger, nachdenklicher als an anderen Tagen um diese Zeit“, so der Händler.
Straßenbahnverkehr aus den Fugen
Eine Gruppe von Mittdreißigern, die ganz in der Nähe der Unfallstelle Glühwein trank, hatte gehört was passiert ist. „Schlimm“, sagte einer. Vor allem, dass einige jüngere Schaulustige während der Rettungsarbeiten versuchten, noch hinter der Absperrung Blicke zu erhaschen, das störte sie.
Der Straßenbahnverkehr in Halle geriet durch den Unfall aus den Fugen. Bahnen mussten umgeleitet werden, es kam zu erheblichen Verspätungen. Auf Unverständnis vieler Fahrgäste stieß, dass die Havag weder auf den Anzeigetafeln noch durch Lautsprecherdurchsagen auf die Unterbrechungen hinwies. Im Gegenteil: Auf den Displays wurden immer wieder Zeiten angezeigt, die fahrplanmäßige Bahnen ankündigten.
Havag-Sprecherin Antje Prochnow bedauert den tragischen Vorfall. Ihren Angaben zufolge wurden alle Linien bis zur Freigabe des Marktes durch die Polizei gegen 21 Uhr umgeleitet. Dass das Unternehmen erst spät die Anzeige-Tafeln aktualisiert hat, liege daran, dass zu dieser Zeit die Havag-Leitstelle auch wegen anderer Vorfälle im Stadtgebiet überlastet gewesen sei. So war zum Beispiel auf der Heide-Allee ein Taxi ins Gleisbett gefahren und in Dölau sei es durch einen Rettungswagen zu Behinderungen gekommen.
Weiter Unfall mit Tram
Am späten Abend gegen 21.45 Uhr ereignete sich erneut ein Unfall mit einer Straßenbahn. In der Vogelweide stieß eine Tram mit einem Auto zusammen. Verletzt wurde dabei niemand, es entstand aber erheblicher Sachschaden, sagte eine Polizeisprecherin der MZ.


