Trotz digitaler Nachrichten Trotz digitaler Nachrichten: Briefkästen halten durch

Halle (Saale) - Telefonzellen sind beinahe aus Halles Straßen verschwunden, Briefkästen aber nicht. Trotz der Flut der digitalen Kurznachrichten, ist das Netz der gelben Postkästen weiter relativ dicht. Nicht freiwillig: Der Gesetzgeber gibt der Deutschen Post bei der Gestaltung des Briefkastennetzes vor, dass für die Kunden der nächstgelegene Kasten in zusammenhängend bebauten Wohngebieten in maximal 1.000 Metern erreichbar sein muss.
„Diese Vorgaben werden auch in Halle deutlich übererfüllt, das heißt, die Wege zum nächsten Briefkasten sind meist sehr viel kürzer“, sagt Postsprecherin Anke Blenn. Im Stadtgebiet von Halle gebe es mit insgesamt 129 Briefkästen ein sehr dichtes Netz. Briefe und Karten - und damit die Briefkästen - widerstehen dem digitalen Wandel. Und der Anbieter MZZ-Briefdienst GmbH vergrößert das Briefkasten-Angebot.
Deutschlandweit nimmt die Zahl von Briefkästen sogar zu! „110.000 sind derzeit in Deutschland von der Deutschen Post für die Nutzung der Kunden verfügbar, somit etwa 2.000 mehr als vor zehn Jahren“, hat Jens-Uwe Hogardt von der Deutschen Post in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erklärt. Auch weil der jährliche Rückgang der Briefsendungen zwar stetig, aber doch eher moderat ausfalle. „Die Menge nimmt zwar jedes Jahr leicht ab, es wird aber noch immer fleißig geschrieben“, so der Postsprecher.
61 Millionen Briefsendungen pro Tag
Täglich befördert allein die Deutsche Post bundesweit rund 61 Millionen Briefsendungen. Private handgeschriebene Schriftstücke allerdings werden tatsächlich immer seltener „eingeworfen“: Nur rund sechs Prozent sind noch Sendungen von Privatpersonen an Privatpersonen und weitere rund acht Prozent werden von Privatpersonen an gewerbliche Kunden und Behörden geschickt. „Die Mehrzahl der Briefe wird damit von gewerblichen Absendern verschickt“, sagt Postsprecherin Blenn.
Die Briefkästen in der Stadt widerstehen also dem digitalen Wandel. Allerdings scheint die Verteilung der Briefkästen einigermaßen willkürlich. So hängt etwa an der Ecke Große Gosenstraße/Schleifweg im Giebichenstein-Viertel ein Briefkasten, der vergleichsweise wenig genutzt wird, entlang der sehr belebten Ludwig-Wucherer-Straße dagegen gibt es überhaupt keinen Postkasten. Sprecherin Anke Blenn erläutert: „Der Standort an der Großen Gosenstraße in Halle sichert den Bewohnern im Giebichenstein die Erreichbarkeit eines Briefkastens innerhalb der gesetzlichen Maximalentfernung. Im näheren Umfeld der Ludwig-Wucherer-Straße haben wir beispielsweise einen Kasten in der Viktor-Scheffel-Straße 8 und in der Bernburger Straße 15.“
Innenstädte und Bahnhöfe sind gut frequentierte Standorte
Allgemeingültige Aussagen zur Nutzung der Briefkästen könne man aber nur schwerlich treffen, da die Auslastung der Kästen von Standort zu Standort sehr unterschiedlich sei. Es gebe überaus gut frequentierte Standorte – vor allem in den Innenstädten oder an verkehrsgünstig gelegenen Knotenpunkten, Bahnhöfen, Einkaufszentren – an denen teilweise sogar Doppelbriefkästen aufgestellt wurden. In Halle ist das etwa am Markt 1 und 11, in der Ernst-Kamieth-Straße 2 b oder in der Großen Steinstraße 72 der Fall. Auf der anderen Seite gebe es jedoch auch Kästen beispielsweise in ländlichen Räumen, in denen täglich nur einzelne Briefe eingeliefert würden, so Blenn. (mz)