Treffpunkt Treffpunkt: Ein kleiner Laden als Kontaktstelle
Halle/MZ/alo. - Trotz aller Discount-Märkte: Es gibt ihn noch, den kleinen Händler für Lebensmittel. Der Händler, der seine Kunden mit Namen kennt und ein offenes Ohr für ihre Sorgen hat. In diesem Fall ist es eine Frau: Walburg Kohl, 47. Ihr Laden befindet sich in der Eislebener Straße von Nietleben.
"Wichtig ist, dass die gleiche Ware immer am selben Platz liegt", erzählt Frau Kohl über ihr Konzept, dass sie seit 1990 praktiziert. Damals eröffnete sie den Laden in einer umgebauten Garage auf dem eigenen Grundstück. Das Geschäft lebt von 200 Stammkunden, vorwiegend ältere Menschen, die zu Fuß oder mit dem Rad kommen. "In Nietleben hat sich nicht viel getan, die Stadt hat das Heidedorf vergessen", beklagt Walburg Kohl.
Das merkt man beim Autofahren. Die Straßen sind in schlechtem Zustand. Offenbar greifen einige Nietlebener in ihrer Verzweiflung schon zur Selbsthilfe und richten Zufahrten und Fußwege vor ihren Grundstücken auf eigene Kosten her. Jedenfalls wurde am Dienstag von Kunden im Laden von Frau Kohl gemunkelt, dass es erst jetzt wieder so einen Fall gibt. "Einige haben eben das Geld, in Nietleben wohnten schon immer die reicheren Leute", meinte eine 84-jährige Dame vom örtlichen Heimatverein.
Genau verfolgt haben die Nietlebener die Sanierung der Heidesee-Böschung im vorigen Jahr. Dort wurden Sträucher und Bäume neu angepflanzt, die aber wieder eingingen. Dann wurde nachgepflanzt. "Erneut wuchert Gras und Unkraut so hoch, dass die jungen Pflanzen nicht mehr zu sehen sind", beklagt Ilona Barkowski. Sie befürchtet, dass nach dem nächsten Sensenschnitt alles Gepflanzte dahin ist.