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Traumstart am Neues Theater  Traumstart am Neues Theater : Neues Ensemble-Mitglied spielt gleich den Faust

Von Detlef Färber 18.09.2018, 15:00
Nachdenklich und visionär: Nils Andre Brünnig als junger Doktor Faust.
Nachdenklich und visionär: Nils Andre Brünnig als junger Doktor Faust. Sivio Kison

Halle (Saale) - Es geht bergab. Sogar richtig steil bergab. Zufall, dass dies der erste und bleibende Eindruck vom Bühnenbild für die neue Faust-Inszenierung im großen Saal des Neuen Theaters ist? Wohl kaum in Zeiten wie diesen. Doch neben die Deutungsüberlegung zu dieser (für die Inszenierung von Intendant Matthias Brenner wieder von Nicolaus-Johannes Heyse gebauten) Szenerie gesellt sich für den Betrachter sofort der Versuch, sich in die Protagonisten einzufühlen, die - den legendären Hanghühnern oder Bergziegen ähnlich - sich spielend in dieser Bergauf-bergab-Situation behaupten müssen.

Einer von beiden, NT-Star Hagen Ritschel, sollte da einen sicheren Stand haben. Doch seinem Gegenüber steht, wenn der neue „Faust“ am kommenden Freitag Premiere hat, gleich das ganz große Theater-Abenteuer bevor. Denn Nils Andre Brünnig ist womöglich sogar der jüngste Faust aller Zeiten.

Faust am Neuen Theater Halle: Ein Ritt durch beide Teile in nur drei Stunden

In Wermelskirchen (Nordrhein-Westfalen) geboren und in Leverkusen aufgewachsen, hat der erst 26-Jährige die Schauspielschule in Hannover besucht und sie wohl mit solchem Bravour absolviert, dass er sich gleich für ein Fest-Engagement an einer Bühne wie dem Neuen Theater empfehlen konnte. Dass Brenner Nils Brünnig als den jungen Mann, mit dem er seinen Faust - übrigens soll es ein Ritt durch beide Teile in nur drei Stunden werden - ins Auge gefasst hatte, wusste der Neu-Hallenser übrigens schon vor der Sommerpause.

„Da konnte der Schreck sich doch schon etwas legen“, sagt er - um gleich darauf die Aufregung etwas zu relativieren. Der „Aufwand für eine kleine und eine große Rolle“ sei eigentlich gleich, meint und weiß er schon aus ersten Erfahrungen: Denn bei kleinen Rollen müsse man „noch präziser sein“, und müsse „die wenigen Chancen nutzen, der Figur Profil zu geben“ - eigenes Profil!

Faust am NT in Halle: „Teil von jener Kraft, die die stets das Böse will und stets das Gute schafft“

Wie sein Faust-Profil aussehen könnte, davon konnten sich am Sonntag die Besucher der Stückeinführungsmatinee schon mal ein Bild machen. Oder auch Proben-Gäste. Wobei hier auch das Konzept von Regie und Dramaturgie (Ronny Jakubaschk) für die Figuren zu beachten sein dürfte: Eine Sichtweise, die sich für den Betrachter dahingehend abzeichnet, dass Faust und Mephisto einander so unähnlich wohl gar nicht sein werden.

Letzterer ja als „der Geist, der stets verneint“ und „Teil von jener Kraft, die die stets das Böse will und stets das Gute schafft“. Gerade dieser Tage denkt man da unwillkürlich an das immer unbeirrbarer angestrebte Gegenteil durch all jene, die stets „das Gute“ wollen, jedoch - nicht nur nach poetischer Umkehr-Logik - nicht allzu gute Chancen haben, dabei „stets das Gute“ zu schaffen.

Neues Theater Halle: Das Faustische und das Mephistophelische Prinzip stärker einander anzunähern

Allein schon sehr reizvoll fürs Publikum dürfte die mutmaßliche Absicht sein, hier mal das Faustische und das Mephistophelische Prinzip stärker einander anzunähern und in Austausch treten zu lassen - „auf Augenhöhe“, wie Halles Junior-Faust sagt. Denn das gerade dieses Abwägen und ernsthaft-in Betracht-Ziehen immer wieder auch des Gegenteiligen zur eigenen Position war früher - allein schon zu Trainingszwecken - Grund genug, die Jugend über Generationen mit dem „Faust“ teils zu quälen, teils zu faszinieren.

Und noch etwas spricht für einen sehr jungen Faust - dass nämlich die Urheberschaft für viele der großen Durchbrüche der letzten Jahrzehnte - vor allem in neue technologische Welten - bei jungen bis sehr jungen Leuten liegt. Vielleicht noch eingedenk der Faustischen Weisheit: „Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zu besitzen.“ Allein damit dürfte der Junior-Faust - selbst auf dem höchst abschüssigem Bühnengelände, wie auch sonst im Leben - kaum ins Rutschen kommen.

››Premiere am Freitag, 19.30 Uhr, (wenige Restkarten), weitere Vorstellungen: Samstag und am 29. September (mz)