Traumberuf Forscherin Traumberuf Forscherin: Syrerin wartet nach Super-Abi auf Studienzulassung

Halle (Saale) - Ungewöhnlich ist an Aya Soud nicht nur, dass die 17-Jährige ein Jahr jünger ist als die meisten in ihrem Abschlussjahrgang an der Latina in Halle. „Als ich 2017 aus Syrien an das Gymnasium in Halle kam, habe ich kein Wort Deutsch gesprochen“, berichtet sie. Trotzdem hat es die zielstrebige junge Frau geschafft, ein Abitur mit einem Notendurchschnitt von 1,6 hinzulegen.
Was sie damit macht? „Biologie und Chemie waren meine Lieblingsfächer. Ich möchte gerne in die Forschung und habe mich auf einen Studienplatz in Medizin und Pharmazie beworben“, sagt sie. Wie viele andere Abiturienten wartet Aya nun sehnlich auf Post mit einem Zulassungsbescheid.
Ungewöhnliche Geschichte der jetzigen Abiturientin
Die ungewöhnliche Geschichte der jetzigen Abiturientin begann eigentlich schon 2011: Aya war acht Jahre alt und verließ mit ihrer Mutter Deutschland, während der Vater hier noch sein Studium beendete und schließlich auch Arbeit in Halle fand. „Es hatte familiäre Gründe, warum wir zurück nach Syrien gegangen sind“, berichtet Mutter Khuzama Zena. Stolz berichtet sie, dass ihre Tochter auch in Syrien, wo sie in Damaskus, dann in der Küstenstadt Banyas lebten, immer die Klassenbeste war.
Das pfiffige Mädchen war im übrigens auf den Rat aus der Kita hin bereits mit fünf Jahren eingeschult worden, denn Aya hätte sich sonst gelangweilt, war die Beobachtung der Erzieher. Im März 2017 kehrten Mutter und Tochter wieder nach Halle zurück - Familienzusammenführung. „Mein Mann hat uns in diesen sechs Jahren ab und zu in Syrien besucht“, berichtet Ayas Mutter.
„Mein Deutsch war komplett weg"
Die nun 13-Jährige wusste von Anfang an, was sie wollte. „Mein Deutsch war komplett weg. Alles war am Anfang schwer, aber ich wollte auf gar keinen Fall die neunte Klasse wiederholen“, sagt sie. Musste sie auch nicht. Wort für Wort übersetzte sie sich den Unterrichtsstoff, die Noten waren am Ende des Schuljahres nicht berauschend - auch wenn Deutsch noch nicht benotet wurde.
In der zehnten Klasse ging es schnell aufwärts: „Vor allem mit Hilfe der Lehrer“, sagt sie dankbar. So gaben ihr Lehrer Stoff aus vorangegangenen Schuljahren mit, der in Syrien nicht behandelt worden war. Und andere Lehrer ermunterten sie immer wieder, sich im Unterricht zu melden, egal ob die Antwort richtig war oder nicht. „Das hat mich gestärkt“, sagt Aya. Ende der zehnten Klasse hatte sie einen Notendurchschnitt von 2,6.
Problem Deutsch löste sich quasi in Luft auf
Das Problem Deutsch löste sich quasi in Luft auf, denn die sprachbegabte Schülerin lernte auch noch Russisch („Das habe ich als einzige Nicht-Muttersprachlerin im Abitur als Prüfungsfach belegt“), Englisch und Französisch, was sie neben Deutsch und Arabisch nun spricht. Auch wenn die Abiturvorbereitungen in diesem Jahr wegen der Corona-Krise mehr als schwierig waren und alle aus der Bahn geworfen hat, wie Aya sagt, so hat es ihr nicht den Spaß am Lernen vermiest.
Im Gegenteil: „Vielleicht lerne ich noch eine weitere Sprache, Spanisch oder Italienisch“, überlegt sie. Was sie jedoch nicht unbedingt möchte, ist, ihre neue Heimat wieder verlassen. Wenn möglich, möchte sie in Halle studieren. Und bis Mitte September, wenn die Zulassungen zum Studium verschickt werden, hat Aya nun Zeit für ein weiteres Hobby: Gitarrespielen und Singen. „Dafür hatte ich in der Oberstufe wenig Zeit“, sagt sie. (mz)