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Training fürs Knochenmark

Von Karen Haak 16.12.2007, 17:32

Halle/MZ. - "Ich mache das vor allem für Kinder", sagt die Spenderin. Bevor Petra Burdel aber spenden darf, muss sie ihr Einverständnis dazu erklären. Außerdem muss jeder Spender einen Fragebogen ausfüllen, der mit 22 Fragen den aktuellen Gesundheitszustand der potentiellen Blutspender erfasst. Wenn Petra Burdel einen leichten Schnupfen hätte, dürfte sie eine Woche kein Blut spenden. Wer in einem Malaria-Gebiet wie Kenia oder Sri Lanka Urlaub gemacht hat, wird für ein halbes Jahr zurückgestellt. Auch Personen, die älter als 65 Jahre sind oder weniger als 50 Kilogramm wiegen, kommen nicht in Frage.

"Für uns ist der Schutz der Spender genauso wichtig wie der Schutz der Empfänger", sagt Schwester Karin Richter. Deshalb ist auch das Arztgespräch ein absolutes Muss vor jeder Blutspende. Die Mediziner messen den Blutdruck, werten den Fragebogen aus und klären Erstspender über mögliche Risiken auf. Auch wenn eine Blutspende kurzfristig den Kreislauf schwächt, überwiegen doch die positiven Aspekte für den Körper.

"Blutspenden ist wie ein Trainingsprogramm für das Knochenmark", erklärt Karin Richter. Um die Empfänger vor Infektionskrankheiten wie HIV oder Gelbsucht zu schützen, nehmen die Schwestern nicht nur die obligatorischen 500 Milliliter Blut ab. Zusätzlich werden drei Pilotröhrchen mit dem ganz besonderen Saft gefüllt und auf entsprechende Erreger getestet. Das entspricht einem minimalen Gesundheits-Check. Die eigentliche Spende dauert etwa zehn Minuten. Danach geht Petra Burdel in den Imbissbereich, um sich zu stärken.

Ihr Blut hingegen geht in die Verarbeitung. Die Mitarbeiter dieses Bereichs der Abteilung Transfusionsmedizin bestimmen Blutgruppen, testen auf Infektionskrankheiten und zerlegen das Blut in seine Bestandteile. Aus einer Vollblutspende entstehen je eine Konserve mit roten Blutkörperchen, mit Plasma und mit Blutplättchen. So bekommt jeder Empfänger nur das Präparat, das er wirklich benötigt.

Unter anderem zerlegt eine Zentrifuge das Blut, ein Filter trennt die roten Blutkörperchen von den Weißen. Im Kühlhaus warten dann die Konserven auf ihren Einsatz. Die Blutplättchen müssen zur Lagerung in ständiger Bewegung gehalten werden und das Plasma wird bei minus 40 Grad Celsius eingefroren. Dann kann die farblose Konserve zersplittern wie Glas.

Die vier Krebsstationen der Uniklinik brauchen zwischen 80 und 100 Konserven pro Tag. Eine ganze Menge. "Für jeden Chemo-Patienten sind die Blutübertragungen wie Frühstück, Mittag- und Abendessen", sagt Schwester Karin Richter. Manche Blutgruppen sind seltener als andere. Momentan sucht die Uniklinik besonders Spender mit dem Typ Null B Rhesus Negativ. Aber in der Transfusionsmedizin der Uniklinik ist jeder Spender willkommen. Karin Richter sagt: "Jeder kann wählen, ob er Blut spendet oder nicht. Aber wer Blut braucht, hat keine Wahl."