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Tötungsdelikt in Halle 39-jähriger Mann aus Halle stirbt nach brutaler Prügelattacke – Behörden verschweigen den Fall bis heute

Der Hallenser David M. wird brutal zusammengeschlagen, kämpft monatelang um sein Leben – und stirbt. Doch die Öffentlichkeit erfährt nichts. Warum schwiegen die Behörden? Und was geschah wirklich in jener Nacht im Südpark in Halle?

Von Marvin Matzulla Aktualisiert: 01.07.2025, 17:38
Hier wohnte der 39-jährige David M. In diesem Haus in Halle soll sich die Gewaltat abgespielt haben.
Hier wohnte der 39-jährige David M. In diesem Haus in Halle soll sich die Gewaltat abgespielt haben. (Foto: Marvin Matzulla)

Halle (Saale)/MZ - Eine brutale Gewalttat mit tödlichem Ausgang in Halle wirft Fragen auf. Am 22. März war der 39-jährige David M. leblos und schwer verletzt in der Telemannstraße in der Südlichen Neustadt aufgefunden worden. Rettungskräfte reanimierten ihn und brachten ihn in ein Krankenhaus. Trotz mehrerer Operationen und einem monatelangen Kampf um sein Leben erlag er am 15. Juni seinen Verletzungen. Die Öffentlichkeit hatte von dem Vorfall jedoch nichts mitbekommen.

MZ-Recherchen decken Durchsuchungen bei Tatverdächtigen in Halle auf

Erst aufgrund von MZ-Recherchen wird klar, dass es sogar schon Durchsuchungen bei drei Tatverdächtigen gegeben hat. Wer sind die Täter und warum hat die Polizei so lange Informationen zurückgehalten? Die Familie des Verstorbenen fordert Aufklärung.

Polizei verschweigt Details monatelang der Öffentlichkeit

Wie inzwischen bekannt wurde, war der 39-Jährige mutmaßlich schon am 21. März in seiner Wohnung im Franz-Liszt-Bogen angegriffen worden – einen Tag bevor er am Straßenrand liegend gefunden wurde. Laut Polizei sei er durch massive stumpfe Gewalt gegen Kopf und Bauch lebensgefährlich verletzt worden.

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„Nach eingehenden Ermittlungen, die einige Zeit andauerten, steht fest, dass der Mann Opfer einer schweren Gewalttat wurde“, sagt Polizeisprecher Alexander Junghans.

Hier in der Telemannstraße wurde der schwer verletzte Hallenser David M. am 22. März aufgefunden.
Hier in der Telemannstraße wurde der schwer verletzte Hallenser David M. am 22. März aufgefunden.
(Foto: Marvin Matzulla)

David M. lag nach MZ-Informationen wochenlang im Koma. Unter anderem kollabierte seine Lunge. Seine Mutter besuchte ihn fast täglich im Krankenhaus und wich kaum von seiner Seite, bis er schließlich verstarb. Normalerweise informiert die Polizei in Halle bei schweren Straftaten die Presse.

Dass es zu dem brutalen Fall jedoch keine Polizeimitteilung gegeben hatte, begründet Pressesprecher Junghans damit, dass anfänglich nur wenige Informationen vorgelegen hätten. Zum Zeitpunkt der Tat habe man auch noch nicht von einem Tötungsdelikt ausgehen können. Der Vorfall sei zunächst nur als gefährliche Körperverletzung eingestuft worden.

Mann stirbt nach Prügelattacke: Bisher keine Festnahmen - Täter laufen frei auf den Straßen in Halle rum

Angehörige kritisieren jedoch die mangelnde Transparenz und die späte Kommunikation der Behörden. Der Bruder des Opfers erhebt schwere Vorwürfe: „Ich kann bis heute nicht nachvollziehen, warum die Polizei mit den Ermittlungen nicht vorankommt. Es gab keine Festnahmen, obwohl mein Bruder an den Folgen dieser Tat gestorben ist. Für uns ist das kaum zu ertragen.“

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Die Polizei habe der Familie auch gesagt, dass sie nicht an die Öffentlichkeit gehen sollten.

Die Staatsanwaltschaft Halle wollte sich auf MZ-Anfrage aus ermittlungstaktischen Gründen nicht zu Details äußern. Das Verfahren laufe, sagte Oberstaatsanwalt Dennis Cernota.

Razzia bei den Tätern? Ermittlungen gegen drei Tatverdächtige laufen auf Hochtouren

Ermittelt wird gegen drei Männer im Alter von 47, 34 und 56 Jahren wegen Totschlags durch Unterlassen sowie gefährlicher Körperverletzung. Am 26. Juni fanden Durchsuchungen bei den Verdächtigen statt. Festnahmen gab es jedoch nicht.

Laut Polizei liegen derzeit keine ausreichenden Beweismittel für Haftbefehle vor. Alle drei Männer bestreiten eine Tatbeteiligung. Nach MZ-Recherchen war David M. am Tatabend gemeinsam mit den drei Verdächtigen in seiner Wohnung.

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Die Aussagen über das Geschehen sind widersprüchlich. Ein Tatverdächtiger soll ihn mehrfach gegen den Kopf getreten und auch in den Bauch geschlagen haben. Ein anderer will sich während der Tat auf der Toilette befunden haben. Später soll er allerdings gegenüber Bekannten gesagt haben, dass er „nur zugeschaut“ habe, weil es „nicht seine Baustelle“ gewesen sei.

Die Hintergründe der Tat erscheinen unklar. „Wir wollen wissen, was wirklich passiert ist. Mein Bruder war ein Mensch. Und irgendjemand muss dafür zur Verantwortung gezogen werden“, sagt der Bruder von David M.