Theaterprojekt im Händelhaus Theaterprojekt im Händelhaus: Clara Schumann im Doppelpack

Halle (Saale) - Wahrscheinlich war sie die erste Frau, die es in der Welt der Musik zu einer Art Superstar-Status gebracht hat. Die Rede ist von der Pianistin und Komponistin Clara Schumann geborene Wieck aus Leipzig, deren 200. Geburtstag am Freitag das herausragende Gedenkdatum ist.
Grund und Anlass genug, an diese Künstlerin auch im nahen Halle auf angemessene Weise zu erinnern. Was wiederum ein Fall für die bekannte hiesige Schauspielerin und Autorin Katrin Schinköth-Haase ist - übrigens eine Spezialistin für Lebensbilder einst berühmt gewesener und aus eigener Kraft und gegen Widerstände berühmt gewordener Frauen.
200. Geburtstag ihres Mannes Robert Schumann
So hat sie in Soloprogrammen der ersten promovierten Medizinerin Dorothea Erxleben und der in den „Goldenen Zwanzigern“ kultig gewesene Chansonsängerin Claire Waldoff Bühnen-Porträts gewidmet, die in Halle und im mitteldeutschen Raum ihrerseits erfolgreich waren: Außerdem hat sie der längst legendären Ostfrau in ihrem Stück „Waltraud 76“ und anschließend in Gegenüberstellung auch der Westfrau in „Frau Schmidts kleine Freiheit“ theatralische Denkmäler gesetzt. Aber auch schon mal Clara Schumann - freilich lange vor jenem Jubiläum, das es diese Woche zu feiern gilt.
Damals, vor neun Jahren, stand der 200. Geburtstag ihres Mannes Robert Schumann auf dem Kalender, aus dessen großem Schatten Clara schon damals allerdings längst herausgetreten war, nachdem nicht zuletzt viele Künstler und Autoren sie als Figur und Protagonistin einer frühen emanzipatorischen Regung ausgemacht hatten. Katrin Schinköth-Haase hat sich nun aus gegebenem Anlass ihrer damaligen „Clara“-Produktion namens „Die Pianistin - ein Nachspiel“ erinnert und sie mit sich neu inszenieren lassen.
Junge Pianistin Lisa-Marie Schneider als Unterstützung
Anders als bei ihren anderen Heldinnen hat sie sich aber Unterstützung geholt - in Gestalt der jungen Pianistin Lisa-Marie Schneider, die in Halle an der Uni bei Marco Antonio Almeida Klavier studiert, schon in mehreren Ländern konzertiert hat und bereits als Klavierpädagogin unterrichtet.
Mit ihr also wird Katrin Schinköth-Haase die Clara Schumann im Doppelpack darstellen und sinnigerweise so auch deren beide Gesichter zeigen - denn: „Zwei Seelen - wie bei Goethes Faust - wohnten auch in Claras Brust“, sagt die Schauspielerin, die ihr Stück von Freitag bis Sonntag an Halles für diesen Anlass würdigstem Ort, im Kammermusiksaal des Händelhauses, zeigen wird. Ursprünglich war die Aufführung für die Freie Spielstätte am Waisenhausring geplant.
Stoff und Dramatik genug für einen Theaterabend
Was es in Sachen Clara Schumann zu erzählen, vorzuführen und mit der zugehörigen Musik zu illustrieren gibt - und was es in diesem Falle fast schon zu beweisen gilt, ist eine beinahe schillernde Biografie: Mit einem Vater, der sich des Wunderkinds zum eigenen Ruhm voller Strenge bediente, später mit einem Genie als Mann, der verrückt wurde, und mit einem ebenfalls genialen jungen Verehrer, der womöglich gar ein Liebhaber war - außerdem mit acht Kindern, die bei allem, was ihre Mutter tat, zu kurz gekommen sein dürften.
Stoff und Dramatik genug also für einen Theaterabend, so sollte man meinen - und für zwei Künstlerinnen, die sich diese eine Rolle nicht nur sinnvoll teilen, sondern die damit jeweils auch Gelegenheit haben werden, sich an dieser großen Figur zu beweisen.
››Vorstellungen am Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils 20 Uhr, im Händelhaus (mz)